Typ1 Diabetiker mit LCHF

Zurück zu „Vorstellen - Anfängerfragen“


Stell dich uns vor oder werde eine Frage los
Stephan27
Beiträge: 7
Registriert: 16. April 2020, 22:25
Status: Offline

Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Stephan27 » 17. April 2020, 10:23

Moin zusammen,

ich lese hier schon etwas länger hin und wieder mit und habe mich gestern angemeldet, da Rainer euch so empfohlen hat. Ihn kenne ich bereits als sehr hilfreichen Unterstützer und Beantworter vieler Fragen bei meinen Problemchen. Vielen Dank dafür nochmals.

Also kurz zur mir, sorry wird doch etwas länger und ist auch diabeteslastig: Ich bin mittlerweile 43 Jahre, 184cm groß und hatte seit Kindertagen immer mit zu viel Gewicht zu kämpfen. Mit 20 Jahren hatte ich dann 104kg auf der Waage und habe etwas unvernünftig mein Gewicht in 104 Tagen auf 87kg reduziert. Fast einzige Nahrungsmittel waren damals Knäckebrot, diverse Sorten Frühlingsquark und ein Glas O-Saft am Tag. Seitdem esse ich weder Frühlingsquark noch Knäckebrot. Gewicht konnte ich relativ lange halten aber so mit Mitte 20 war ich dann wieder über 100kg bis hin zu 124kg mit Ende 30. Gesundheitlich ging es mir dennoch relativ gut, war fit, habe auch immer mal wieder ein wenig Sport gemacht aber eigentlich zu wenig.
Dann bin ich vor etwa 8 Jahren mal zu meinem Hausarzt und er sollte doch bitte einen Komplettcheck machen. Dort war alles in Ordnung nur mein Langzeitwert lag bei 6,3 und ich hätte einen Diabetes Typ2. Die Hausarztpraxis war groß und gleichzeitig diabetologische Schwerpunktpraxis. Mir wurde nahe gelegt schnell mit mindestens Medikamenten, vermutlich Insulin anzufangen. Dem Arzt habe ich gesagt, okay, ich komme in drei Monaten wieder und dann schauen wir mal. Eine Ernährungsberatung sollte ich aber trotzdem machen und die habe ich dann in etwa 8 oder 10 Unterrichtseinheiten nach DGE dort mitgemacht aber gleichzeitig angefangen ein leicht abgewandeltes Schlank im Schlaf / Pape Programm für mich zu machen. Drei Monate später lag ich bei 106 oder 107kg, diesmal nicht so einseitig und mit sehr viel Sport. Mein Langzeitwert lag dann bei 5,5 und alle waren zufrieden. Medikamente oder gar Insulin habe ich überhaupt nicht genommen, meine Werte lagen in den nächsten Jahren immer zwischen 5,6 und 6,2. Ich habe Kohlenhydrate reduziert wenn es ging, sprich abends nach Möglichkeit keine. Das aber nicht streng und mit Süssigkeiten selten aber wenn dann schon gute Portionen. Das Gewicht konnte ich lange niedrig halten, in 2018 war ich aber wieder im Bereich 124kg. Dann habe ich mit Kohlenhydraten wieder stärker reduziert und bin auch schnell wieder Richtung 100 gekommen, blieb aber immer 3stellig. Gemessen per Blut habe ich vor acht Jahren häufig aber eigentlich keine extremen Werte gehabt. Morgens nüchtern maximal 120, postprandial nur ein einziges Mal knapp über 200 gemessen nach Verzehr von 2 Glas Apfelwein.
Als ich vor einem Jahr mit meinem Gewicht immer noch bei 101kg lag, war ich eigentlich zufrieden, gemessen habe ich selbst aber schon lange nicht mehr, hatte nicht mal mehr Teststreifen. Ernüchterung war dann bei meinem inzwischen neuen Hausarzt als er Langzeitwert messen wollte und der bei 6.5 lag. Auf Metformin oder ähnliches angesprochen wollte er noch abwarten und ich solle mehr Lebensstiländerung betreiben. Da ich aber gerade die drei Monate vorher sehr viel Sport und sehr auf die Ernährung geachtet habe, habe ich ihm auch gleich gesagt, dass das wohl nicht gehen würde weil ich da am Limit bin. Gut, er wollte drei Monate abwarten und dann neuen Langzeitwert. Die drei Monate wurden etwas länger und gerade so ab Spätsommer letzen Jahres habe ich es durch einen Haufen privater Probleme extrem schlüren lassen, gerne viele KHs und naja ab November bekam ich Bauchschmerzen, nicht stark, eher wie ein Hungergefühl, Dezember hatte ich eine starke Erkältung, da waren die Bauchschmerzen weg und als die Erkältung wieder weg war kamen auch die Bauchschmerzen wieder. Dazu ein sehr starker Durst (6-8 Liter), häufig Harndrang und mir ging es immer schlechter. Klar habe ich an Diabetes gedacht aber nicht mal Teststreifen im Haus. In der ersten Januar Woche ging dann bei mir nicht mehr viel und bin dann zu meinem Hausarzt gefahren. Blutdruck, der eigenltich bei mir morgens so bei 90/60 liegt war bei 150/100 und nüchtern hat mich der Arzt mit 303 Blutzucker gehabt und mir nahe gelegt mich doch mal für ein paar Tage ins Krankenhaus zum Einstellen zu begeben. Unser Krankenhaus im Ort ist grottenschlecht, allerdings auch diabetologische Schwerpunktklinik mit sehr gutem Ruf in dem Bereich (Quakenbrück). Ich bin vom Hausarzt nach Hause gefahren, habe noch meine Tasche gepackt und ein Brötchen gegessen. 90 Minuten später war ich in der Aufnahme und hatte knapp 500 Glucose im Blut, sorry für die nicht vorhandenen Einheiten, und der aufnehmende Arzt wurde zunehmend panischer und machte mir Angst, das wäre extrem gefährlich und ich wusste erst gar nicht was er von mir wollte. Klar, Zucker war hoch aber es gibt ja Insulin, mein erstes fremdes. Er sprach aber immer wieder von Ketoazidose und morgen wäre ich nicht mehr selbst gekommen und vermutlich im Koma..l Naja, war meinem Blutdruck nicht so zuträglich aber die Azidose war wohl noch nicht so stark und ich konnte mich noch selbst auf den Beinen halten, bekam jede Menge Infusionen und Insulin. Ersten Tag haben die mich so auf 300 gebracht, dann die nächsten Tage Richtung 200 und ich hatte nach ein paar Tagen Ziel 140. Innerhalb von zwei Tagen konnte ich dann auch selbst spritzen, Bolus Humalog und Lanzeitinsulin meine ich Abaglasar. Nach der ersten Nacht im Krankenhaus bin ich morgens aufgewacht und war irgendwie endlich mal wieder wach. Aber sehen konnte ich nicht mehr gut, Arme waren zu kurz zum lesen. Ich bin eh stark kurzsichtig und habe eine starke Hornhautverkrümmung aber das war neu. Auch Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein war vorhanden. Meine Laborwerte sagten Fettwerte extrem hoch, Mineralien durcheinander, Blut sauer, Langzeitwert bei 12,x
ICT schlug bei mir gut an, ich lag 12 Tage dort, bekam Schulungen und am letzten Tag dann noch eine Überraschung, die Laborwerte waren da und ich hätte wohl Typ1, zwei Antikörper positiv, Eigeninsulin aber noch etwas vorhanden und wurde entlassen. Basal wurde noch auf Tresiba umgestellt, 8 Einheiten abends. Mein Bolustagesbedarf lag bei 12BE ungefähr bei 20-25 Einheiten. Im Krankenhaus habe ich mehrfach nach LowCarb gefragt aber alle sagten mir dort, nein, mindestens 12BE unbedingt. Meine Bauchschmerzen wurden gleich mit Pantoprazol behandelt und hörten auch kurzfristig auf. Auch gab es gleich am ersten Tag Metformin, langsam eingeschlichen auf dann 2x 1000mg, zudem noch Statine. Magenspiegelung war im Krankenhaus angeraten aber das haben die in 12 Tagen nicht geschafft, Safladen, sorry, Pfleger und Ärzte in der Abteilung waren gut aber das ganze Krankenhaus ist ein Saftladen und ich habe eigentlich auf der Brust tätowiert "egal wo hin aber nicht nach Q.", allerdings nur virtuell.
Im Anschluss bin ich zu meinem Hausarzt, neuer Diabetologe da der alte dieses Jahr aufhört, habe eine Magenspiegelung o.B. machen lassen, da aber alle dringend zu MRT Pankreas geraten haben, habe ich auch das gemacht und auch nix gefunden. Mein Lipase-Wert ist leicht erhöht, 60 soll, ich habe 90. Direkt im KH 85, 4 Wochen später 90. Bauchschmerzen sind weg, mir geht es gut.
Ich habe direkt nach Krankenhaus, entgegen dem Rat der Ärzte, meine Ernährung auf LC mit 50-80g KH umgestellt, nur noch zwei Mahlzeiten wie ich es gewohnt war gegessen und bin dann nach sehr kurzer Zeit bei ketogener Ernährung gelandet.
Blutwerte nach ein paar Wochen LC und Anfang ketogen waren phänomenal. Meine Triglyceride sind von 600 im KH auf etwa 70 runter gegangen, die anderen Fettwerte auch super. Statine habe ich sofort abgesetzt und das Metformin im Prinzip auch eine Woche nach Krankenhaus da ich die ja eh off-label zum Abnehmen bekommen habe und das kann ich selber doch besser und ohne Bauchschmerzen von dem Dreck.
Keto mach ich jetzt seit ungefähr zwei Monaten recht streng, unter 20g KH, als ich aus dem Krankenhaus raus kam, hatte ich wieder 110kg auf der Waage, jetzt nach zwei Monaten LC wiege ich 97kg. Mir geht es super, ich spritze gar kein Bolusinsulin mehr und habe mein Basal von 8 Einheiten auf 2 reduziert, mittlerweile aber wieder auf 4 erhöht. Meine Glucosespiegel liegen zwischen 70 und 100, wenn ich mich stark bewege, Sport mache oä. gehen Sie um 50 Einheiten hoch und im Anschluss bei Ruhe dann um etwa 70 Einheiten runter. Auch habe ich morgens ein Aufstehsyndrom, ich wach in der Regel mit 80er Werten auf und wenn ich mich dann zügig fertig mache und ein wenig durch das Haus laufe, habe ich 110-120. Das habe ich Anfangs mit einem Morgengupf von 3 bis 4 Einheiten weggespritzt, mache ich aber seit ein paar Wochen auch nicht mehr, weil ich diese Erhöhung für meine körperlichen Betätigungen nutze. Hypos habe ich gar keine. Außer ganz am Anfang als ich aus dem KH kam. Jetzt, ohne Bolus komm ich auch mal auf 65 was für mich aber völlig okay ist. Mein Ziel war möglichst schnell unter 100kg zu kommen. Zweites Ziel war innerhalb eines weiteren Jahres in eine Region zwischen 85 und 90kg zu landen. Erstes Ziel ist schnell erreicht gewesen und am zweiten arbeite ich jetzt.
Umfänge sind deutlich zurück gegangen aber nicht gemessen. Ich merke es am Gürtel und an den Klamotten. Außerdem glaube ich, dass meine Oberarme Muskeln dazu bekommen haben. Ich habe eh ein breites Kreuz und auch gut was in den Armen, war aber vorher eine Fettschicht drüber :-)
Sport kommt jetzt auch wieder mehr, ich fahre Rennrad bzw. Gravel. Bin aber jetzt wieder Einsteiger.
Seit ich nach ein paar Tagen in Ketose kam habe ich für mich wunderbares entdeckt. Absolut kein Hungergefühl mehr, ich trinke morgens zwei Pötte Kaffee, dann um 10-11 Uhr einen doppelten BPC, sprich etwa 400ml Kaffee, einen guten EL Butter und zwei EL MCT-Öl. Gegessen wird nur noch abends um etwa 19 Uhr, dann aber auch schon 1200kcal. Ich tracke alles mit FDDB und habe mir 2300kcal zugestanden, komme aber meist nur auf 1500-1800kcal und fühle mich top fit. Getränke sind mein Problem, Wasser ist noch nicht wieder meins, leider Cola light oder ähnliches, wird aber weniger. Ich ergänze derzeit mit 1 Tablette A-Z komplett von Abtei und müsste eigentlich bald mal Kalium, Kalzium und Magnesium erhöhen, da komme ich lt. FDDB nur auf 30-40% Tagesbedarf, allerdings tracke ich auch kein Salz und Pfeffer. Ansonsten aber alles.
Weitere Vorteile für mich, anfangs mindestens 2 Stunden weniger Schlafbedarf, ist aber wieder etwas mehr geworden. Bin topfit, voller Energie und bis auf den Pieks am Abend stört mich mein Diabetes gar nicht. Klar, ich beschäftige mich mich im Moment viel damit, gerade um Wissen aufzubauen.
Ach und die Bauchschmerzen haben von selbst aufgehört, genaue Diagnose ist schwierig, klingt aber alles nach Typ1-Lada und ich vermute für mich, ich hatte eine leichte Pankreatitis. Leber und Nierenwerte sind top, alle anderen Blutwerte auch. Werde im Mai aber nicht messen außer Langzeit und ein Quartal später mal wieder alle Werte.
Gesündigt habe ich in den letzten zwei Monaten auch ab und an, allerdings bedächtig, Xylit ist wohl nix für mich, macht schnell Magengrummeln, Durchfall und auch hohe Glucosespiegel. Auch habe ich fast kein Bedürfnis auf süss. Deshalb wird das sündigen auch weniger.
Achso, meine Ärzte (Hausarzt, Diabetologe und auch Gastroenterologe) habe ich von meinen LC Plänen erzählt aber anfangs nicht ketogen in den Mund genommen, die waren komischerweise alle angetan und befürworteten es. Gerade als meine neuen Blutwerte kamen, waren sie begeistert und sagten, ich solle bloß so weiter machen wenn ich irgendwie könne. Der Diabetologe hat mir noch ein GEspräch mit der Ernährungstante angedreht. Das war eher amüsant, war ja klar, stand auch DGG dran. Die wollte mir einreden, ich müsse mindestens 12BE essen und solle lieber fettarm ernähren. Ich würde eine Ketoazidose bekommen. Ich habe sie dann selbst aufgeklärt was Ketose und was Ketoazidose bedeutet und ihr auch gesagt, ich mache so weiter mit ketogen. Meine Blutwerte würde es ihr ja beweisen. Sie wollte sich ein wenig einlesen und ich habe ihr schon angedroht, dass ich im Mai wieder komme und ihre neuen Kenntnisse abrufen würde :-) War aber alles in allem noch ein nettes Gespräch wo ich mich hinterher mit dem Diabetologen köstlich drüber amüsiert habe. Ach und ein Rezept für Ketosticks sollte ich unbedingt mitnehmen für mein Libre. Das habe ich aber noch gar nicht abgeholt. Aceton im Atem hatte ich nach ein paar Tagen und mein gefühlter Wert langt mir. Ketoazidose befürchte ich überhaupt nicht, ich nehme etwas Basal und habe keine hohen Werte. Mein mittlerweile mit Xdrip+ kalibriertes Libre in Verbindung mit Nightscout prognostiziert mir mittlerweile einen Langzeitwert von 4,6. Auf den Quartalstermin Anfang Mai bin ich sehr gespannt.

So vielen Dank für das Lesen, ich hoffe ich habe alle Infos die vielleicht benötigt werden hier stehen, ggf. ergänze ich.

Mir erhoffe ich hier regen Informationsaustausch, neue Einblicke ins ketogene Leben und nette Gespräche.

Stephan27
Beiträge: 7
Registriert: 16. April 2020, 22:25
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Stephan27 » 17. April 2020, 13:17

Sorry, Tippfehler, bin nicht 43 sondern 46

Benutzeravatar
Läufer
Beiträge: 112
Registriert: 15. Mai 2015, 10:17
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Läufer » 17. April 2020, 13:25

Hallo Stephan,

das ist mal ein amtlicher Text. So ähnlich hat meine T1 Geschichte auch angefangen.

Du hast ja selbst die Erfahrung gemacht, dass es unter LCHF fast ein „Kinderspiel“ ist seinen Diabetes zu managen. Insbesondere als vermutlicher LADA mit vorhandener Restfunktion der Betazellen hast du ja noch natürliche Unterstützung. Normalerweise ist davon auszugehen, dass dir diese unter LCHF noch eine Weile erhalten bleibt. Genieße deinen Honeymoon ;-)

Die Diabetesprofis wollen mir auch immer noch einreden, dass ketogene Ernährung gefährlich ist. Ich weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Man muss natürlich ein Auge auf die Insulinversorgung haben. Das ist ohne keto aber nicht anders.

Manchmal wird man angesichts der erforderlichen 24/7 Aufmerksamkeit müde sich um seinen „Ducking Fiabetes“ zu kümmern. Dazu kann ich nur sagen, dass man sich gar nicht oft genug klarmachen kann, dass man mit Diabetes eine Krankheit hat, bei der man selbst sein bester Arzt ist und mit entsprechendem Wissen das medizinische Betreuungsteam eigentlich nur noch braucht um die Rezepte für die Hilfsmittel und das Insulin zu bekommen. Man hat es alles selbst in der Hand.
Es gibt Krankheiten, die erlauben da weit weniger eigenen Einfluss. Insofern darf man diese Chance nicht leichtfertig vertun, wie ich es bei vielen Menschen mit Diabetes – insbesondere T2 – leider zu oft erleben darf.

Ich wünsche dir mit LCHF viel Erfolg.
Bon weekend
Stefan
VG Stefan :)
Dolce Vita mit Typ1 - Zucker ist nicht immer süß

Stephan27
Beiträge: 7
Registriert: 16. April 2020, 22:25
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Stephan27 » 17. April 2020, 14:01

Hallo Stefan,

danke Dir für die Antwort und das Mut machen. Ja, ich werde wohl dabei bleiben und es wird zunehmend besser. Ärzte sehe ich als Berater und nicht als Vorschriftenmacher oder ähnliches. Klar, nötiger Respekt usw. ist vorhanden, aber ich lese viel und sauge Wissen auf und stelle auch alles kritisch in Frage bzw. bilde mir meine eigene Meinung. Im Endeffekt ist es mein Körper und da habe ich selbst drüber zu entscheiden. Deshalb habe ich auch z.B. Metformin und Statine und auch Pantropazol nach genügend einlesen selber abgesetzt aber natürlich die Ärzte bei nächster Gelegenheit informiert. Jeder Diabetes und jeder Mensch sind eh unterschiedlich, daher ist mMn das Wissen der Ärzte auch eher theoretischer und allgemeiner Natur wenn sie nicht gerade selbst betroffen sind.

Da ich mich damals zu Typ2 recht schlau gemacht habe und jetzt erst seit Januar überhaupt Medikamente oder Insulin bekomme, gibt es da natürlich einige grundsätzliche Fragen, die zwar teilweise in der Schulung im KH geklärt wurden (allerdings habe ich nur Typ2 Schulung bekommen, da Diagnose ja erst ganz am Ende geändert wurde) aber als Neuling mit Ketoazidose hat man da erstmal ganz andere Probleme. Ich stand ein paar Tage ziemlich neben mir und war froh, dass es mir langsam besser ging. Außerdem stellen sich viele Fragen erst im Laufe der ersten Wochen und Laboressen im Krankenhaus hat nichts mit der Realität außerhalb zu tun. Ich kann morgens früh einfach nichts durch den Hals bekommen und habe auch vorher eher 50-80g KHs gegessen zu den Mahlzeiten. Klar, Süssigkeiten wollen wir nicht drüber reden, auch wenn das nur alle 2 Wochen mal vorkam.

Viele meiner Fragen sind u.a. auch durch Rainer schon netterweise geklärt worden. Trotzdem habe ich immer mal wieder ein paar Dinge, die eigentlich Diabetes-Basics sind und für mich trotzdem neu. Da frage ich dann auch lieber noch mal nach, auch wenn ich natürlich im Internet vieles dazu gelesen habe.
Diabetologe war ich auch erst einmal kurz nach Krankenhausaufenthalt und der konnte natürlich noch nicht viel machen weil er mich nicht kennt und ich ja frisch eingestellt war. Er hat wenigstens ein Sono gemacht was im Krankenhaus gar nicht passiert ist. Die haben überhaupt keine Untersuchungen außer Blut gemacht und mich nur eingestellt und geschult. Hatte ich mir eigentlich ein wenig mehr von erwartet.

Was ich mich generell noch frage, in der Familie gab es öfters Typ2, Vater, Oma usw... alle waren wohlgenährt :-)
Typ1 / LADA kommt ja recht plötzlich mit absolutem Mangel so wie jetzt auch bei mir. Was war vor 8 Jahren? Leichte Resistenz aufgrund zu fett und schlechter Ernährung oder waren das vielleicht schon die ersten Anzeichen von Typ1 / LADA. Das würde vom Alter ja auch besser zu Lada passen. Ist das JETZT aktuell meine Remissionsphase oder hatte ich die vielleicht schon vor einiger Zeit? Im Moment ist es so, dass ich in meinen Experimenten der letzten Monate hin und wieder mal Xylithaltiges gegessen habe. Eine Handvoll Gummibärchen mit Xylit bringen mich z.B. von 80 auf 160 innerhalb von einer Stunde. Eine Stunde später liege ich wieder bei 80 ohne Bolus. Zwei Handvoll bringen mich auf 220 und auch zügig wieder runter. Ebenfalls ohne Bolus. Das wird ja einerseits Eigeninsulin sein und auch das Basal. Ich hätte nicht vermutet, dass es so schnell wieder runter geht aber nun gut. Das mache ich jetzt aber nicht mehr, ich bin damit fertig :)
Auch wenn ich esse, gute Portion Eiweiß und Fett, sagen wir mal 300g fettes Schwein, Gemüse usw. mit insgesamt 15g KH, dann sehe ich sehr selten überhaupt einen Anstieg, vielleicht mal um 10 Einheiten aber nicht wirklich auffällig.
Das wird sich vermutlich ändern und spricht ja auch für Honeymoon. Dann werde ich vermutlich Bolus für FPE spritzen müssen aber das wird sich dann zeigen.
Ich hatte so ein wenig die Vermutung, dass ich durch meinen Lebensstil einen beginnenden Typ2 hatte, den allerdings gut im Griff, und jetzt durch einen Infekt, eine Pankreatitis oder ähnliches auch Typ1 ausgelöst wurde. Wie gesagt, zwei Antikörper sind gut vorhanden, C-Peptid aber auch noch gut. Ist für mich eher eine theoretische Frage, Behandlung ist ja mehr oder weniger eh gleich, sprich Insulin.
Nach Corona werde ich noch ein paar Unverträglichkeiten überprüfen lassen aber dann ist mit Arzt auch mehr oder weniger erstmal gut gewesen, es reichte für den Anfang. Wie oben schon geschrieben war das vergangene Jahr für mich sehr sehr stressig mit schwerwiegenden privaten Problemen die mit Sicherheit ein übriges getan haben. Das ist aber jetzt zum größten Teil erledigt und ich starte wieder voll durch. Auch dank LCHF und ein paar privaten Änderungen. Sprich ich bin wieder glücklicher Single ....

Dir und allen anderen natürlich auch ein schönes Wochenende.

Benutzeravatar
Läufer
Beiträge: 112
Registriert: 15. Mai 2015, 10:17
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Läufer » 17. April 2020, 14:40

Klingt für mich eindeutig nach einer noch deutlichen Restfunktion deiner Betazellen. Das kannst du dir durch LCHF und auch durch einen aktiven Lebensstil (z.B. radeln) noch eine Weile erhalten und das macht es um einiges einfacher.

Bei mir hatte sich das rückblickend auch lange vorher angekündigt. Zeitweise hatte ich schon Jahre vor der Manifestation Phasen wo ich sehr viel Durst hatte und dementsprechend sehr viel zur Toilette musste. Dann waren da auch wieder lange Phasen ohne diese Probleme. In meiner Familie gibt es auch Leute mit Typ2.

Selbst als ich mit Stoffwechselentgleisung ins KH eingeliefert wurde, hatte man nicht diagnostiziert, dass es ein Typ1 ist. Demnach bin ich 2 Monate lang falsch behandelt worden und erst eine weitere von mir konsultierte Diabetologin hat dann T1 nachgewiesen. Bis dahin waren 32kg Gewicht einfach so verpufft in wenigen Wochen. Ketoazidose die dank Restproduktion nicht zum Äußersten gekommen ist. Möglicherweise spielt aber ein T2 mit hinein oder zumindest eine Insulinresistenz. Man kann ja dummerweise beide Diabetes Typen haben.

Danach war mein Leben auf den Kopf gestellt. Nicht durchweg negativ. Hab halt die negativen Dinge genutzt um Positives draus zu machen. Bin zum Läufer geworden. Was ich leider inzwischen wieder aufgeben musste weil meine Achillessehnen das auf Dauer nicht mochten. Mittlerweile bin ich begeisterter Indoor Ruderer und seit letztem Jahr wieder richtig mit dem Mountainbike aktiv.

Du gehst das schon richtig an. Informieren, vernünftig ernähren, körperlich aktiv sein und vor allem den ganzen Mist wie Metformin, Forxiga und Statine etc. weglassen. Das richtet mehr Schaden an als es gut macht. Und ganz wichtig: immer wieder mal alle Fünfe gerade sein lassen, Stress raus. Stress mag Diabetes überhaupt nicht.

Bis dann
Stefan
VG Stefan :)
Dolce Vita mit Typ1 - Zucker ist nicht immer süß

Stephan27
Beiträge: 7
Registriert: 16. April 2020, 22:25
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Stephan27 » 17. April 2020, 15:13

Danke Dir, da liege ich mit meiner Vermutung dann ja richtig. Als der Chefarzt im KH am letzten Tag dann die Diagnose auf Typ1 stellte, musste ich mich erstmal hinsetzen und war ein paar Minuten nicht gut drauf. Er meinte, ich solle doch froh sein. Habe ihm dann im Leichtsinn auch gesagt, wenn ich mich hier so umschaue, dann sind die T2er alle ein wenig fett und quasi wenigstens ein wenig selbst Schuld und die T1er mit denen ich gesprochen habe, sind alle schwer krank mit etlichen anderen Problemchen, Autoimmun halt. Ich hoffe die T2er sind mir nicht böse. Er meinte dann, T1 wäre viel "besser". Fuß ab usw. würde es hier fast gar nicht geben. Mittlerweile bin ich fast froh über meine Diagnose. Mein vermuteter T2 hat nicht weh getan und daher gibt es immer wieder Phasen, wo einem alles egal ist. Das ist bei T1 deutlich anders. Im Prinzip hat die Diagnose einen neuen Menschen voller neuer Energie und Power aus mir gemacht. Auch dank lchf. Sport schiebe ich leider immer noch ein wenig vor mir her, habe aber im Moment sehr viel Arbeit im Garten und das ist körperlich schon sehr anstrengend. Fahrrad kommt aber ganz sicher jetzt viel öfter und ein Rudergerät habe ich mir auch schon überlegt. Denke ich werde auch wieder 1 oder 2x die Woche Kraftsport machen.

Ich hatte vermutlich eine leichte Neuropathie oder ähnliches, meine Finger hatten sehr leichte aber ständige Taubheitsgefühle/Kribbeln schon seit zwei Jahren. Hat mich auch nicht so sehr gestört und wie gesagt, ich gehe nicht gerne zu den Leuten im weißen Kittel. Auch musste ich schon ein paar Jahre häufig pinkeln bzw. hatte Harndrang und es kam nicht viel. Prostata hatte ich vor ein paar Jahren untersuchen lassen und nix gefunden. Selbst das ist mittlerweile komplett weg. Taube Finger zu 90% weg. Nur noch ab und an minimal
Auch die Monate vor meinem Krankenhaus würde ich mir persönlich eine leichte Depression zuschreiben, ich hatte auf nix mehr Lust, meine Arbeit habe ich noch so hin bekommen aber dann war echt Sofa angesagt. Hunger wurde immer weniger, Durst immer mehr. Bin teilweise nachts aufgewacht, habe 1,5l in einem Zug getrunken und weiter geschlafen. Abgenommen habe ich allerdings in der Zeit eher wenig, paar kg vielleicht. Im Krankenhaus zeigte dieses Lügenmessinstrument nach ein paar Tagen komischerweise einige kg mehr an als vorher bei mir zuhause. Klar, Flüssigkeit und andere Deopts wurden schnell wieder voll, man sagt ja auch nach einer Entgleisung nimmt man erstmal ein paar Kilo zu. Die bin ich aber schnell wieder los geworden.

Ich habe mir vorgenommen die Süssstoffe jetzt auch möglichst vollständig zu meiden, insbesondere in Getränken. Ab und an mal backen, dann mit Erithrit oder Stevia werde ich aber schon. Allerdings maßvoll und selten. Mein Essen gefällt mir übrigens sehr sehr gut. Da werde ich bei bleiben solange alles passt.

Und Stress konnte ich gerade heute morgen bemerken, bin mit 80 aufgestanden, war ein wenig aktiver als normal und habe dann auch noch eine anstrengende Nachricht bekommen, war dann ohne Nahrung schnell bei 155 und das geht jetzt langsam wieder runter. Habe aber auch mein Tresiba erst vor zwei Abenden wieder auf 4 erhöht und das ist nicht voll da. Ab und an überlege ich mir morgens einen Morgengupf zu spritzen aber habe es die letzten Wochen auch nicht mehr gemacht. Das war am Anfang auch deutlich schlimmer. Da bin ich mit 80 aufgestanden und hatte eine Stunde später 180. Bin aber morgens auch stressig unterwegs, aufstehen, Kaffee, WC, Dusche und los. Da darf keine 5 Minuten Verzögerung drin sein, dann komme ich zu spät :-) Das ist natürlich im Homeoffice alles etwas entspannter und so kam ich die letzten Tage oft nur von 80 auf 110 oder 120 wenn man es etwas gemütlicher anging. Aber ich bin auch vermutlich Ostern aus der Ketose gefallen und komme jetzt so langsam wieder rein.

So, jetzt aber ein schönes Wochenende, ich geh in die Sonne.

Rainer
Moderator
Beiträge: 1913
Registriert: 28. Oktober 2009, 17:01
Wohnort: Nähe Dresden
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Rainer » 17. April 2020, 22:03

Hallo Stephan,

schön, dass du dich hier angemeldet und vorgestellt hast - willkommen im LCHF-Forum. :smile:

Hier hast du zur Begrüßung erst mal ein paar Informationen zu LCHF und zu unserem Forum:
Herzlich willkommen im Forum von LCHF.de!
Wir hoffen, dass du dich mit uns wohl fühlst und deine persönlichen Erfolge feiern kannst. :)

Wir vom Moderatorenteam möchten dir den Einstieg etwas erleichtern und verlinken dir daher schon mal das Wichtigste:

Hier findest du unseren Flyer - Informationen kompakt zum Ausdrucken:
http://lchf.de/wp-content/uploads/2018/01/Flyer-2014_-web.pdf

Eine Übersicht über kohlenhydratarme Gemüse-, Obst- und Pilzsorten haben wir hier abgelegt:
https://lchf.de/service-lchf-kohlenhydratliste-zum-download

Eine Checkliste, wo ein "Fehler" liegen könnte, falls du abnehmen möchtest und es gerade einfach nicht funktioniert, ist hier zu finden:
http://lchf.de/forum/viewtopic.php?f=11&t=4831

Wir möchten dich auch darauf hinweisen, dass das Moderatorenteam dir gerne Hilfestellung leistet und deine Fragen beantwortet. Inzwischen bietet dieses Forum dank so vieler, aktiver Mitglieder eine Fülle von Informationen, deren Richtigkeit wir als Team leider nicht immer nachprüfen können. Für uns gelten daher die Grundregeln aus dem Flyer und die Informationen der Startseite (https://LCHF.de).

Interessant auch der Text "LCHF oder Nicht LCHF":
http://lchf.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=6039

Im Rezepteforum findest du bei einigen Rezepten ein Warndreieck, das dir anzeigt, dass dieses Rezept nicht ganz LCHF-konform ist und somit z.B. deine Abnahme oder Genesung hinaus zögern kann.

Bitte beachte, dass wir bei medizinischen Fragen nur aus unseren jeweils persönlichen Erfahrungen berichten können. Wir können und wollen und dürfen auch keinen Arztbesuch ersetzen! Daher bitten wir dich in solch einem Fall: Solltest du eine chronische oder auch akute Erkrankung haben, bitte suche einen Arzt auf. Wir nehmen hier keinerlei Eigenverantwortung ab!

Wir weisen darauf hin, dass es nicht erlaubt ist, fremde Bilder/Fotos (auch nicht für Avatare), Texte und Kochrezepte zu verwenden, da das zu großen rechtlichen Problemen führen kann. Lies bitte die Infos dazu:
https://lchf.de/forum/viewtopic.php?f=11&t=3216

Auch das Setzen von LINKS hat seine Regeln und ist nur sehr begrenzt erlaubt. Informationen findest du hier:
https://lchf.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=11783

Wir wünschen dir bestes Gelingen :)

Viele Grüße vom Moderatorenteam
Rainer
Die unter http://www.LCHF.de angebotenen Dienste und Inhalte sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt und können in keinem Fall professionelle Beratung oder die Behandlung durch einen Arzt ersetzen.

Stephan27
Beiträge: 7
Registriert: 16. April 2020, 22:25
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Stephan27 » 18. April 2020, 08:38

Hallo Rainer,

danke Dir, da hab ich ja ein wenig zu lesen. Gerade ist auch mein bestelltes Buch "Keto-Kompass" von U. Gonder angekommen. Das hatte ich vor ein paar Wochen bestellt und dank Krise dauert es ja etwas länger.

Schönes Wochenende euch.

Benutzeravatar
Anne
Moderator
Beiträge: 4602
Registriert: 18. Mai 2015, 12:34
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Anne » 19. April 2020, 08:29

Herzlich Willkommen auch von mir.
Viel Erfolg wünsche ich Dir mit LCHF!
-53 kg, mehr auf meinem Blog: www.volle-kanne-gesund.de

Die unter www.LCHF.de angebotenen Dienste und Inhalte sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt und können in keinem Fall professionelle Beratung oder die Behandlung durch einen Arzt ersetzen.

Ove
Status: Offline

Re: Typ1 Diabetiker mit LCHF

Beitragvon Ove » 19. April 2020, 19:36

Willkommen im Club.
... War aber alles in allem noch ein nettes Gespräch wo ich mich hinterher mit dem Diabetologen köstlich drüber amüsiert habe. Ach und ein Rezept für Ketosticks sollte ich unbedingt mitnehmen für mein Libre. Das habe ich aber noch gar nicht abgeholt. Aceton im Atem hatte ich nach ein paar Tagen und mein gefühlter Wert langt mir. Ketoazidose befürchte ich überhaupt nicht, ich nehme etwas Basal und habe keine hohen Werte. ...
Na immerhin hat der Diabetologe eine entspannte Einstellung zu deinem Ernährungsansatz. Eine gute Ausgangsbasis.

Solange du (a) selbst noch ein bisschen Insulin produzierst und (b) keine Pumpe hast, wo der Schlauch abknicken könnte, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ketoazidose tatsächlich sehr gering.
Ich würde das Thema trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Meine Diabetologin hat mich gerade kürzlich wieder daran erinnert, weil ja gerade eine Infektionskrankheit im Umlauf ist. Da ist das Risiko nochmal etwas höher.

Bei Übelkeit würde ich auf jeden Fall mal Ketone messen.
(Als "Ketosticks" werden gemeinhin Urin-Teststreifen bezeichnet. Du meinst vermutlich Blut-Keton-Teststreifen, oder?)
...So vielen Dank für das Lesen...
Ich muss zugeben, dass ich das nur quer gelesen habe. Das war ja doch etwas mehr Text ;-)
Falls Du noch konkrete Einzelfragen hast, kannst Du diese ja nochmal separat herausstellen.


Zurück zu „Vorstellen - Anfängerfragen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste