Atkins

[sola]

Ich habe vorgestern in unserer Landbibliothek zufällig das Buch "Die Ernährungswende - Essen sie sich gesund" von Dr. Atkins entdeckt und ausgeliehen. Es ist eine Ausgabe von 1981 und ich fand das erst erstmal schon drollig, dass so ein altes Buch da noch im Regal steht und hab's so interessenhalber mal mitgenommen.

Bisher habe ich das Atkins Zeugs immer nur für eine Diät zur Gewichtsreduktion gehalten und bin nun ganz verblüfft, dass es um die Behandlung von Krankheiten mittels der Ernährung geht. Auch war ich immer der Ansicht, es würde sich um einen neuen Trend halten, den es höchsten so seit 5-10 Jahren gibt.

Das Buch ist in diesem typisch amerikanischen Stil geschrieben, mit vielen Fallbeispielen und leicht dramatischen Geschichten. Trotzdem sind mir schon einige kleinere Lichter aufgegangen.
Atkins sieht z.B. Hypoglykämien als Ursache vieler Beschwerden an und erklärt die Mechanismen auch sehr einleuchtend. "Normale" Ärzte sehen zu niedrige Werte in Zuckerbelastungstests als nicht problematisch an.
Meine persönliche Erfahrung nach OGTTs mit allen Werten unter der Norm und sehr schlechtem Befinden währenddessen war eine ganz andere.

Eine Sache erschreckt mich ziemlich: dieses Buch ist 30 (!!!) Jahre alt und prangert die KH-betonte Ernährungsweise bzw. die Lebensmittelindustrie und die Pharmakonzerne an. Bis heute ja doch weitgehend ungehört....
Atkins verweist auch auf noch ältere Untersuchungen - man "weiß" also eigentlich schon lange, dass KHs im Übermaß nicht gut sind.

LG
Sola

[Kikilula]

Atkins hat ursprünglich sich selber behandelt, das war wohl in den 60er Jahren. Er hat dafür Studien gesucht, die erklären, warum die ach so gesunde Standarternährung bei ihm versagt. Mit seinen Erkenntnissen hat er zuerst sich selbst und dann seine Patienten behandelt.

Die Diätrevolution war wohl sein erstes Buch, das es nach Deutschland (70er) geschafft hat. Bis auf den Süßstoff, den er erlaubt, ist das Konzept LCHF sehr ähnlich.

In den späteren Büchern geht es wohl zu sehr zu den ganzen LowCarb-Ersatzartikeln hin. Es wurden damit wohl auch Geschäfte gemacht.

Im neuesten Atkins-Buch werden die ganzen Süßstoffe wieder stärker reglementiert, sie werden wie Kohlenhydrate angerechnet.

[sola]

Hatte mich bisher mit Atkins noch nie befasst, habe das ganze für so eine extreme Illustrierten-Diät gehalten. Und eben auch gemeint, es ginge ausschließlich um Gewichtstreduktion.

Blöd ist natürlich, wenn dann so großer kommerzieller Gewinn daraus gezogen wird, aber für Atkins hat sich das wohl inzwischen relativiert. So sagt zumindest der Wikipedia-Artikel.

In dem Buch, das ich da gerade zu fassen habe, sind glaube ich nicht so viele Ersatzstoffe vorgeschlagen, aber das eigentliche Diät-Kapitel habe ich auch noch nicht erreicht. Will ja auch nicht nach Atkins leben - LCHF passt für mich schon ;)

Jedenfalls sind so einige Stoffwechselzusammenhänge ganz anschaulich erklärt.

[Nicole Wirth]

Das Buch von Wolfgang Lutz (Leben ohne Brot) wurde bereits 1967 veröffentlicht ;)

[franco]

;)

[sola]

Ich grabe nun gerade zufällig in den Tiefen der "historischen" Literatur. Meine Ma erzählte als wir uns über meine Ernährung unterhielten, sie hätte ein uraltes Buch vom Flohmarkt zum Thema.

Jetzt habe ich also Fett macht schlank von Dr. med. Herman Taller aus dem Jahre 1963 (Original 1961 Calories don't count). Auch nicht schlecht...
Außerdem kann man sich über so einige Formulierungen köstlich amüsieren:

Ein Zentimetermaß oder auch nur ein prüfender Blick auf ihren Körper sagt Ihnen, ob Sie fett sind.

oder

Eine dicke Frau in einem ungepflegten Heim entspricht gewiß nicht dem, was sich ein Mann als Ideal vorstellt.

Herrlich!

LG
Sola

[Kikilula]

Das ist ein echter Klassiker der Ernährungslehre - wobei einiges wohl aus heutiger Sicht zu relativeren ist. Das Buch wird verschiedentlich in neueren Büchern erwähnt.

[sola]

Dachte ich mir schon, dass das ein Klassiker ist.

Schnitzel fragte ja hier mal an, ob man Öl trinken könne. Dr. Taller sagt ja und empfiehlt das und zwar gleich als Regel Nr. 1.
Er erklärt mehrfach ungesättigte pflanzliche Fette als das "Wundermittel" und empfiehlt vor jeder Mahlzeit mindestens 2 Eßlöffel z.B. Sonnenblumenöl zu trinken.


LG
Sola

[Kikilula]

Die damaligen Bücher wurden von praktizierenden Ärzten verfasst, die mehr oder weniger zufällig über Low Carb (High Fat) gestolpert sind, es ausprobiert haben und diese funktionierende Ernährungsweise zur Behandlung ihrer Patienten einsetzten. Dr. Eades nennt noch andere Beispiele.

Diese Praktiker konnten sich noch nicht auf das heute verfügbare Ernährungswissen stützen. Deshalb wird in vielen noch Pflanzenöl empfohlen, z.B. auch Maiskeimöl bei Dr. A. Felix - Das Schlankheitskonzept...

[Vespa-Trine]

Ich habe in letzter Zeit auch viel zu dem Thema gestöbert. Und bin ebenfalls überrascht, wie lange es schon bekannt ist, dass Kohlenhydrate dem Menschen nicht gut tun. Da wurde dieser Warburg erwähnt, der in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts einen Nobelpreis bekommen hat, weil er erkannt hat, dass kohlenhydratarme Ernährung auch vor Krebs schützt bzw. hilft. Aber gesagt wird immer fettarm ernähren und kohlenhydratreich

Und dann schaut man in die Supermärkte. Ich sehe nur noch Gift. Bin schon paranoid Früher gab man den Kindern Obst zum naschen und heute ist alles voller Zucker

Uns Menschen wurde so eine Gehirnwäsche verpasst, dass die meisten immer nur Angst vor Fett haben. Wenn ich mit anderen darüber rede, merke ich, dass keiner bereit ist, davon abzugehen. Jeder denkt, er nimmt zu, wenn er fettes isst. ... Schade ... Ich empfehle dann den Eigenversuch. Das habe ich ja bei mir auch gemacht.

Und... ich will es nicht mehr anders