Zuckersucht! Reflexion und Rückschlüsse über meinen Rückfall
Verfasst: 13. November 2017, 11:19
Ich habe gerade in meinem TB meine Gedanken bezüglich meines kürzlichen Rückfalls in die Zuckersucht aufgeschrieben und dachte mir beim schreiben, dass meine Erfahrung anderen vielleicht auch nützlich sein könnte. Deshalb kopiere ich hier mal den entscheidenden Teil rein. Meine Vorgeschichte könnt ihr in aller Kürze meiner Signatur entnehmen...
Auszug aus meinem Tagebuch:
Zuckersucht / Selbstbetrug / Reflektion der letzten Monate
Ich habe zum zweiten Mal Suddas Buch gelesen und eine Veränderung bezüglich meiner Einschätzung zur Zuckersucht an mir festgestellt. Beim ersten lesen (zu Beginn von LCHF) fand ich das zwar sehr interessant, fühlte mich aber selbst nicht unbedingt betroffen, zumindest nicht gravierend. Das sehe ich inzwischen anders!!!
Das erste Jahr LCHF verlief bei mir bis zu diesem Sommer problemlos, ich hatte den Zucker konsequent gestrichen und auch keine "Nachbauten" verwendet. Nun habe ich mal reflektiert, wann das ganze bei mir zu kippen anfing, bevor ich im August endgültig wieder auf den falschen Pfad der Ernährung abgebogen bin. Ich bin davon überzeugt, dass es zu kippen begann, als ich anfing mir Süsses zuzubereiten. Es fing ganz harmlos mit selbstgemachtem Fruchteis (gefrorene Beeren mit Sahne) an. Da Eis eine grosse Schwäche von mir ist, habe ich mir das im Sommer häufig zubereitet. Als ich bemerkte, dass das langsam Überhand nahm, habe ich den Eiskonsum eingestellt. Und dann ging der Selbstbetrug erst richtig los. Ich begann mir andere süsse Speisen zuzubereiten, immer auf der Grundlage von Mascarpone und Sahne, dann im Wechsel Beeren, Backkakao, geriebene Mandeln, Kokosraspel oder Erdnussbutter reingerührt. Manchmal auch alles zusammen...
Und dabei habe ich nicht gemerkt (verdrängt, ignoriert, was auch immer), dass das Verlangen nach "süss" mich immer mehr im Griff hatte. Ich habe mir eingebildet, dass ich ja weiterhin konform essen würde, da alle verwendetetn Lebensmittel ja zumindest "in Maßen" erlaubt sind! Also alles im Griff, oder? Nein, ich hatte nichts mehr im Griff! Rückblickend habe ich mein ganzes Essverhalten wieder extrem ins negative verändert. Ich bin kochfaul geworden, habe tagsüber fast nur gesnackt (Salami, Käse, Eier, Oliven, Gemüsesticks....) und mir dann am Abend ne grosse Portion "natürlich süsse" Mascarponesahne reingezogen. Weiter ging es dann mit zuckerfreier Lakritze und Xucker-Schokodrops. "Alles im Griff, ist ja kein echter Zucker und die KH sind vergleichsweise niedrig!" - sagte mein Kopf.
Auch wenn ich niemals zusätzlichen Zucker verwendet habe, hat das scheinbar ausgereicht, um mich vollkommen aus der Bahn zu werfen. Dann kam der besagte Urlaub und das erste, was ich mit echtem Zucker gegessen habe, war ein Eis in der Eisdiele am zweiten Urlaubstag. Von da an gab es kein halten mehr. Ich aß Kuchen, noch mehr Eis und kaufte mir zum Schluss sogar hin und wieder "echte" Schokolade - natürlich mit dem höchstmöglichen Kakaogehalt - ist ja schliesslich "in Maßen" noch halbwegs okay. Welch ein Selbstbetrug!!! Ich hatte natürlich vor, sie mir einzuteilen, jeden Tag nur 1-2 Stücke war der Vorsatz. Als mir das nicht gelang (in kürzester Zeit war die Tafel aufgegessen), habe ich mir gesagt "ist ja eigentlich gut so, weg ist weg und einmal sündigen ist sicherlich auch besser, als jeden Tag ein wenig, oder?!"Das erschreckende daran ist, dass ich lange Zeit wirklich geglaubt habe, weiterhin alles im Griff zu haben...
Irgendwann war mir dann aber eh alles egal und ich brauchte ständig meinen Zuckernachschub, das ging dann über drei Monate so. Was mich dabei wirklich wundert ist, dass ich mich bezüglich "süss" bis dahin nie wirklich als gefährdet ansah, da süsses in der Vergangenheit nie wirklich mein Problem war. Ich habe meine KHs überwiegend in herzhafter Form konsumiert, das war bei diesem "Rückfall" jedoch kaum ein Problem, in dieser Hinsicht blieb ich (so gut wie) konform. Offenbar hat mich mein Körper da ausgetrickst und sich die KHs, nach denen ich eindeutig wieder süchtig war (getriggert durch die nicht zusätzlich gesüssten Speisen), dann über "echte" Süssspeisen reingeholt. Und ich habe das nicht gemerkt, weil mein Augenmerk auf meinen früheren Vorlieben lag - du isst kein Brot, keine Nudeln, keine Chips und nur selstenst mal Kartoffelprodukte in kleinen Mengen - also alles prima!!!
Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt ja schon lange "in Sicherheit" wähnte und mein Essen nicht mehr gewogen und getrackt habe. Das ging ja auch lange Zeit sehr gut, aber wenn man dann natürlich ausblendet, wieviel Kalorien ein Becher Sahne und ein Becher Mascarpone haben, schlägt man doch extrem übers obere Limit hinaus und das alleine macht sich natürlich schon auf der Waage bemerkbar!
Fazit: ich bin zuckersüchtig!!! Deshalb werde ich künftig (hoffentlich) immer daran denken, was oben beschriebenes bei mir ausgelöst und wohin mich das letztendlich leider (wieder) geführt hat. Meine grössten Stolperfallen sind Eis und Kartoffelprodukte - das war übrigens das erste, was sich einschlich: "ich habe mein Zielgewicht erreicht, also kann ich mir beim auswärts essen auch mal - ganz selten natürlich - eine Folienkartoffel oder ein paar Kroketten "gönnen!"
Das mit dem "gönnen" sehe ich jetzt auch mehr als kritisch! Ich bin KH süchtig und gerate mit dem denken, mir sowas "gönnen" zu dürfen ganz schnell wieder in einen Teufelskreis. Auch in der Hinsicht tat es mir sehr gut, Suddas Buch nochmal zu lesen. Ich kann es jetzt nicht wörtlich wiedergeben, aber sie schrieb sinngemäss so etwas wie "was gönne ich mir denn? Einen Rückfall ins alte Essverhalten mit all den einhergehenden Gefahren...?" Und genau so ist es, das werde ich jetzt definitiv im Kopf behalten!!!
Auszug aus meinem Tagebuch:
Zuckersucht / Selbstbetrug / Reflektion der letzten Monate
Ich habe zum zweiten Mal Suddas Buch gelesen und eine Veränderung bezüglich meiner Einschätzung zur Zuckersucht an mir festgestellt. Beim ersten lesen (zu Beginn von LCHF) fand ich das zwar sehr interessant, fühlte mich aber selbst nicht unbedingt betroffen, zumindest nicht gravierend. Das sehe ich inzwischen anders!!!
Das erste Jahr LCHF verlief bei mir bis zu diesem Sommer problemlos, ich hatte den Zucker konsequent gestrichen und auch keine "Nachbauten" verwendet. Nun habe ich mal reflektiert, wann das ganze bei mir zu kippen anfing, bevor ich im August endgültig wieder auf den falschen Pfad der Ernährung abgebogen bin. Ich bin davon überzeugt, dass es zu kippen begann, als ich anfing mir Süsses zuzubereiten. Es fing ganz harmlos mit selbstgemachtem Fruchteis (gefrorene Beeren mit Sahne) an. Da Eis eine grosse Schwäche von mir ist, habe ich mir das im Sommer häufig zubereitet. Als ich bemerkte, dass das langsam Überhand nahm, habe ich den Eiskonsum eingestellt. Und dann ging der Selbstbetrug erst richtig los. Ich begann mir andere süsse Speisen zuzubereiten, immer auf der Grundlage von Mascarpone und Sahne, dann im Wechsel Beeren, Backkakao, geriebene Mandeln, Kokosraspel oder Erdnussbutter reingerührt. Manchmal auch alles zusammen...
Und dabei habe ich nicht gemerkt (verdrängt, ignoriert, was auch immer), dass das Verlangen nach "süss" mich immer mehr im Griff hatte. Ich habe mir eingebildet, dass ich ja weiterhin konform essen würde, da alle verwendetetn Lebensmittel ja zumindest "in Maßen" erlaubt sind! Also alles im Griff, oder? Nein, ich hatte nichts mehr im Griff! Rückblickend habe ich mein ganzes Essverhalten wieder extrem ins negative verändert. Ich bin kochfaul geworden, habe tagsüber fast nur gesnackt (Salami, Käse, Eier, Oliven, Gemüsesticks....) und mir dann am Abend ne grosse Portion "natürlich süsse" Mascarponesahne reingezogen. Weiter ging es dann mit zuckerfreier Lakritze und Xucker-Schokodrops. "Alles im Griff, ist ja kein echter Zucker und die KH sind vergleichsweise niedrig!" - sagte mein Kopf.
Auch wenn ich niemals zusätzlichen Zucker verwendet habe, hat das scheinbar ausgereicht, um mich vollkommen aus der Bahn zu werfen. Dann kam der besagte Urlaub und das erste, was ich mit echtem Zucker gegessen habe, war ein Eis in der Eisdiele am zweiten Urlaubstag. Von da an gab es kein halten mehr. Ich aß Kuchen, noch mehr Eis und kaufte mir zum Schluss sogar hin und wieder "echte" Schokolade - natürlich mit dem höchstmöglichen Kakaogehalt - ist ja schliesslich "in Maßen" noch halbwegs okay. Welch ein Selbstbetrug!!! Ich hatte natürlich vor, sie mir einzuteilen, jeden Tag nur 1-2 Stücke war der Vorsatz. Als mir das nicht gelang (in kürzester Zeit war die Tafel aufgegessen), habe ich mir gesagt "ist ja eigentlich gut so, weg ist weg und einmal sündigen ist sicherlich auch besser, als jeden Tag ein wenig, oder?!"Das erschreckende daran ist, dass ich lange Zeit wirklich geglaubt habe, weiterhin alles im Griff zu haben...
Irgendwann war mir dann aber eh alles egal und ich brauchte ständig meinen Zuckernachschub, das ging dann über drei Monate so. Was mich dabei wirklich wundert ist, dass ich mich bezüglich "süss" bis dahin nie wirklich als gefährdet ansah, da süsses in der Vergangenheit nie wirklich mein Problem war. Ich habe meine KHs überwiegend in herzhafter Form konsumiert, das war bei diesem "Rückfall" jedoch kaum ein Problem, in dieser Hinsicht blieb ich (so gut wie) konform. Offenbar hat mich mein Körper da ausgetrickst und sich die KHs, nach denen ich eindeutig wieder süchtig war (getriggert durch die nicht zusätzlich gesüssten Speisen), dann über "echte" Süssspeisen reingeholt. Und ich habe das nicht gemerkt, weil mein Augenmerk auf meinen früheren Vorlieben lag - du isst kein Brot, keine Nudeln, keine Chips und nur selstenst mal Kartoffelprodukte in kleinen Mengen - also alles prima!!!
Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt ja schon lange "in Sicherheit" wähnte und mein Essen nicht mehr gewogen und getrackt habe. Das ging ja auch lange Zeit sehr gut, aber wenn man dann natürlich ausblendet, wieviel Kalorien ein Becher Sahne und ein Becher Mascarpone haben, schlägt man doch extrem übers obere Limit hinaus und das alleine macht sich natürlich schon auf der Waage bemerkbar!
Fazit: ich bin zuckersüchtig!!! Deshalb werde ich künftig (hoffentlich) immer daran denken, was oben beschriebenes bei mir ausgelöst und wohin mich das letztendlich leider (wieder) geführt hat. Meine grössten Stolperfallen sind Eis und Kartoffelprodukte - das war übrigens das erste, was sich einschlich: "ich habe mein Zielgewicht erreicht, also kann ich mir beim auswärts essen auch mal - ganz selten natürlich - eine Folienkartoffel oder ein paar Kroketten "gönnen!"
Das mit dem "gönnen" sehe ich jetzt auch mehr als kritisch! Ich bin KH süchtig und gerate mit dem denken, mir sowas "gönnen" zu dürfen ganz schnell wieder in einen Teufelskreis. Auch in der Hinsicht tat es mir sehr gut, Suddas Buch nochmal zu lesen. Ich kann es jetzt nicht wörtlich wiedergeben, aber sie schrieb sinngemäss so etwas wie "was gönne ich mir denn? Einen Rückfall ins alte Essverhalten mit all den einhergehenden Gefahren...?" Und genau so ist es, das werde ich jetzt definitiv im Kopf behalten!!!