Carnivore Ernährung

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Erfolge und Erfahrungen mit LCHF, egal, ob klein oder groß, ob Anfang oder Ziel.
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FrauYu
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon FrauYu » 26. Mai 2021, 10:33

Es gibt den psychologischen Effekt der "decision fatigue", Entscheidungsermüdung.
Das bedeutet, dass der Verstand einfach ermüdet, und die Fähigkeit, überlegte Entscheidungen zu treffen, nachlässt, wenn man viele Entscheidungen treffen musste. Das gilt sogar bei erfreulichen Sachverhalten, wie z.B. den Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier!
Die tägliche Ernährung ist in hohem Maße davon betroffen, sofern man bewusst isst. Dies begründet auch, warum es vielen passiert, dass sie vielleicht tagelang einen tollen Plan eingehalten haben, und dann, obwohl sie sich körperlich wunderbar gefühlt haben, zu einer angebotenen Süßigkeit nicht mehr Nein sagen konnten, und hinterher selbst nicht wissen WARUM sie das bloß getan haben. Der Geist war einfach von den vielen kleinen Ja/Nein-Entscheidungen bezüglich vieler Lebensmittel und derer Mengen ermüdet.
Die carnivoren Regeln sind sehr simpel, und nehmen mir das alles ab! Deshalb finde ich das gerade erstaunlich leicht durchzuhalten.
Hallöchen.
Ja, das Problem der Entscheidungsermüdung ist real. :D
Ich habe in den letzten Tagen noch mal gelesen, dass die mit diesen täglichen Entscheidungen verbundene "Willenskraft" äußerst wichtig ist.
Und Willenskraft nutzt sich einfach ab - über längere Zeiträume und auch über den Tag verteilt.

Deswegen kann man einiges tun, damit man kleine Entscheidungen nicht ständig neu treffen muss.

Das können z. B. feste Regeln im Bezug auf's Essen sein. Schwarz-weiß Regeln helfen da vielen Menschen. Mir zum Beispiel total. Wenn ein Lebensmittel durch eine Regel schon ausgeschlossen ist, muss ich nicht abwägen, ob ich das nun esse oder nicht.
Deswegen funktionieren "Programme" bei mir so gut. Ich bekomme Regeln vorgesetzt (ich brauche externe Anreize, kann mich schlecht selbst motivieren bzw. regulieren) und halte mich dran. Kein Nachdenken und Debattieren mit mir selbst.

Was mir auch hilft: Vorbereiten und Planen.
Am höchsten ist laut Studien die Willenskraft morgens, wenn man gut erholt aufwacht.
Aus diesem Grund sollte man auf eine gute Schlafhygiene achten und versuchen Schlaf generell zu priorisieren.

Wenn ich mir die Willenskraft als Kredit vorstelle, den mir mein Körper jeden Tag gibt, hab ich morgens jedenfalls das größte Budget.
Mit jeder Entscheidung, die ich treffen muss, werden ein paar Cent abgebucht oder auch gleich mehrere Euros, je nach Entscheidung.
Deswegen hilft es mir, vorzuplanen. Z. B. Frühstücksmuffins vorzubereiten oder Eier vorzukochen oder alles für nen BPC bereit stellen, weil ich dann weiß, was ich morgens esse und nicht erst noch entscheiden muss.

Anziehsachen am Vorabend rauslegen, damit ich morgens nicht vorm Schrank stehe und hin und her überlege, welches schwarze Oberteil es denn heute sein darf. :D
Ne Lunchbox für's Büro packen, weil ich dann nicht in Versuchung komme, was am Automaten zu ziehen/in die Kantine/zum Bäcker oder sonst wohin zu gehen.
Und so weiter und so fort. Je mehr ich in meinem Tagesablauf "automatisieren" kann, desto weniger wird mein Willenskraft-Budget abgenutzt.
Dann ist auch noch mehr davon da, wenn der nette Kollege im Büro seinen American Cheesecake mit selbst gekochter Salzkaramellsauce (true story) mitbringt. Es fällt mir dann leichter die Entscheidung schnell zu treffen und den Kuchen abzulehnen.

Hach ja, jedenfalls ist das Thema gerade voll interessant für mich. Willenskraft, Aneignung neuer, fester Angewohnheiten und so weiter.

Für manche klingt das vielleicht abschreckend, zu sehr geplant, zu unspontan, aber ich sehe das als echte "Life Hacks".
Je mehr ich täglich mache, ohne erst noch was entscheiden zu müssen, desto mehr Willensbudget ist für spontane Situationen da.

Bin ich wohl etwas abgeschweift. Aber das Thema ist gerade echt voll mein Ding. :D



Falls jemand nachlesen will, was ich u. a. nachgelesen habe:
https://whole30.com/change-your-habits-part-1-the-cue/
https://whole30.com/change-your-habits-part-2-willpower/

Ist allerdings auf Englisch.
Eile mit Weile.


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broewa
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon broewa » 26. Mai 2021, 13:07

Nein sicherlich nicht, sehe ich auch so.
Jeder muss seinen Weg finden.
Ich schrieb das, da sich so einiges hier sehr gequält "gelesen" hat.
Es ist sicherlich schwierig eine Ernährungsform zu finden, mit der "man" sich dauerhaft wohlfühlt.
Diese Ernährungsform habe ich persönlich mit LCHF gefunden und bin daher auch nach wie vor so begeistert davon.
Das soll nicht heißen, daß ich alles andere verdamme und mich hier als Prediger hinstelle.
Aber nach langjähriger Suche und Erfahrung komme ich zu der Erkenntnis, daß sich dauerhaft nur etwas verbessern kann, wenn es nicht EINSEITIG läuft.
Wir alle haben die ein oder andere Crash-Umstellung gemacht, meist mit mäßigem und nicht anhaltenden Erfolg.
Wünsche Euch weiterhin gutes Gelingen :)

Ach ja und an Petzi, mein Gewicht ist nicht sooo massiv nach oben geklettert. Es handelt sich inzwischen nur noch um 3kg. Und das ist nun wirklich im Rahmen :D
Laut deinem Ticker sind es 6,7 Kilo. :-?

Ansonsten freut es mich natürlich sehr für dich, wenn du mit lchf deine Wohlfühl Ernährungsform gefunden hast. :-*
Zur Erklärung liebe Petzinger:
Mein Zielgewicht war immer 68 kg.
Mein niedrigstes Gewicht war 64 und das war bei meiner Größe und Statur zu wenig.
Alles zwischen 66 und 69 kg ist für mich absolut okay :D

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Bumble_Rose
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Bumble_Rose » 26. Mai 2021, 19:27

Mir kam da heute als mir mal wieder das Buch „Der lange Winter am Ende der Welt“ in die Hände fiel noch so eine eher grundsätzliche Verständnis-Frage rein zur theoretischen Auswahl-Bandbreite der als Carnivore bezeichneten Ernährungsweise :)

Und zwar interessiert mich da, ob diejenigen, die sich langfristig so ernähren, überwiegend oder sogar ausschließlich das Fleisch der Tiere essen oder ob ich mir das eher so als from nose to tail-Verwertungsansatz vorstellen sollte? :-?

Wird da bspw. auch Knochenbrühe getrunken?
Was passiert mit den Eingeweiden, den Organen, der Haut und dem Blut?
Wird das ebenfalls alles verarbeitet und verspeist :-?

Ich finde das alles - nach wie vor - sehr spannend. Auch einige Fotos Deiner Mahlzeiten fände ich gar nicht schlecht,
dann wird das Ganze plastischer :)
mit freundlichen Grüßen von Rösle :)

learn-connect-heal-fast ~O) *-:) :-BD

Ich definiere mich eigentlich nicht über mein Gewicht :x

wörtlich (nicht farblich ;;) ) zitiert aus meinem hiesigen alten TageBuch:

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petzinger
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon petzinger » 27. Mai 2021, 09:37

Mir kam da heute als mir mal wieder das Buch „Der lange Winter am Ende der Welt“ in die Hände fiel noch so eine eher grundsätzliche Verständnis-Frage rein zur theoretischen Auswahl-Bandbreite der als Carnivore bezeichneten Ernährungsweise :)

Und zwar interessiert mich da, ob diejenigen, die sich langfristig so ernähren, überwiegend oder sogar ausschließlich das Fleisch der Tiere essen oder ob ich mir das eher so als from nose to tail-Verwertungsansatz vorstellen sollte? :-?

Wird da bspw. auch Knochenbrühe getrunken?
Was passiert mit den Eingeweiden, den Organen, der Haut und dem Blut?
Wird das ebenfalls alles verarbeitet und verspeist :-?

Ich finde das alles - nach wie vor - sehr spannend. Auch einige Fotos Deiner Mahlzeiten fände ich gar nicht schlecht,
dann wird das Ganze plastischer :)
Wenn man es "richtig" macht, sollte man tatsächlich nose to tail essen. Sowohl aus ethischen, als auch aus gesundheitlichen Aspekten. Aber allein deshalb wäre es auf Dauer nichts für mich. :?

Knochenbrühe steht ganz hoch im Kurs bei den Carnivoren, aber auch Eier, Milchprodukte und sogar Honig dürfen gegessen werden. Also alles vom Tier.
Wiedereinstieg am 22.08.2023 mit 91,6 kg
1. Ziel 82 kg
2. Ziel 72 kg
Dann mal schauen...
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Bumble_Rose
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Bumble_Rose » 27. Mai 2021, 09:42

Wenn man es "richtig" macht, sollte man tatsächlich nose to tail essen. Sowohl aus ethischen, als auch aus gesundheitlichen Aspekten. Aber allein deshalb wäre es auf Dauer nichts für mich. :?

Knochenbrühe steht ganz hoch im Kurs bei den Carnivoren, aber auch Eier, Milchprodukte und sogar Honig dürfen gegessen werden. Also alles vom Tier.


Was unterscheidet diese Ernährungsform (außer dem neu-gefundenen Namen) dann tatsächlich von Atkins? :-?
mit freundlichen Grüßen von Rösle :)

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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon petzinger » 27. Mai 2021, 13:25

Wenn man es "richtig" macht, sollte man tatsächlich nose to tail essen. Sowohl aus ethischen, als auch aus gesundheitlichen Aspekten. Aber allein deshalb wäre es auf Dauer nichts für mich. :?

Knochenbrühe steht ganz hoch im Kurs bei den Carnivoren, aber auch Eier, Milchprodukte und sogar Honig dürfen gegessen werden. Also alles vom Tier.


Was unterscheidet diese Ernährungsform (außer dem neu-gefundenen Namen) dann tatsächlich von Atkins? :-?
Mit Atkins kenne ich mich nicht so aus. Aber Atkins war ja lowcarb/highfat oder sogar keto, so weit ich weiß. Das ist Carnivore nicht unbedingt.
Wiedereinstieg am 22.08.2023 mit 91,6 kg
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Charina » 27. Mai 2021, 13:36

Bei Atkins war die tägliche Käsemenge begrenzt und an Gemüse nur Grünes, war daher schon in Richtung Keto. Der Hauptunterschied zu LCHF war meiner Meinung nach, das bei Atkins kein Wert auf die Lebensmittelherkunft gelegt wurde. Also es war sehr beliebt viel verarbeitete Lebensmittel zu essen, viele Wurstwaren, etc. Für mich war Atkins damals der Einstieg in die LowCarb-Ernährung.

Zum Carnivoren, ich liebe Fleisch.... von der Seite her könnte ich es mir sehr gut vorstellen. Meine besten Abnahmen konnte ich damals auch erreichen in dem ich mich nur von Fleisch, Eiern und Fett ernährt habe. Aber "nose to tail" könnte ich einfach nicht, ich sehe es auch so, es wäre der richtige Weg alles vom Tier zu verwerten, aber an Innereien bekommt mich keiner ran. Ich bin in einer Carnivoren-FB-Gruppe und dann so Rezepte mit Ziegenhirn zum Frühstück, ne....
Mit LCHF/keto von 138 auf 72 runter, in 3 Jahren HomeOffice wieder hoch auf 112 :|
Versuch 137 die HomeOffice-Kilos loszuwerden
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Bumble_Rose » 27. Mai 2021, 15:19

Mit Atkins kenne ich mich nicht so aus. Aber Atkins war ja lowcarb/highfat oder sogar keto, so weit ich weiß. Das ist Carnivore nicht unbedingt.


Zur ursprünglich in 4 Phasen aufgeteilten Atkins-Diät hier der um 2 Leerstellen erweiterte Link gen Wikipedia :)

https: //de.wikipedia. org/wiki/Atkins-Di%C3%A4t

Ich frage auch deshalb nach dem Unterschied und selbstverständlich auch nach den Schnittmegen zur Carnivoren Ernährung, weil ich diese Bezeichnung schon vom Begriff „carnivor“ für etwas irreführend halte :-?

Der Duden erklärt dieses Wort unter der Überschrift Herkunft so:

lateinisch carnivorus, zu: caro (Genitiv: carnis) = Fleisch und vorare = verschlingen


Darum finde ich die bisher so aufgezählten Erweiterungen schon recht seltsam, zumindest aber nach-frag-würdig ... B-)
mit freundlichen Grüßen von Rösle :)

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Myrtille
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Myrtille » 27. Mai 2021, 17:29

Und zwar interessiert mich da, ob diejenigen, die sich langfristig so ernähren, überwiegend oder sogar ausschließlich das Fleisch der Tiere essen oder ob ich mir das eher so als from nose to tail-Verwertungsansatz vorstellen sollte? :-?

Wird da bspw. auch Knochenbrühe getrunken?
Was passiert mit den Eingeweiden, den Organen, der Haut und dem Blut?
Wird das ebenfalls alles verarbeitet und verspeist
Es gibt da natürlich verschiedene Ansätze. Allerdings praktiziert dieses nose-to-tail, mit vielen Innereien etc. meinen Recherchen zufolge nur eine ganz kleine Minderheit.

Die meisten essen einfach gewöhnliches Fleisch, das ihnen schmeckt. Viele priorisieren Rindfleisch. Einige ernähren sich ohne Salz und Gewürze, während andere durchaus auch Wurst, etwas Senf und Kräuter verwenden. Manche beziehen Milchprodukte und Eier ein, andere nicht. Eine relativ häufige Ausnahme ist Kaffee.
Honig isst aber kaum einer! Ich habe von einigen gelesen/Videos gesehen, die das ausprobiert haben, aber schnell wieder davon abgekommen sind, weil der Zucker eben die zu erwartenden Folgen (Gewichtszunahme, Heißhunger,...) auslöst.

Z.B. Kelly Hogan, die sich seit 11 Jahren carnivor ernährt, isst hauptsächlich Burgerpatties, ein paar Eier, selten sonstiges Fleisch oder Milchprodukte, niemals Innereien, und trinkt Kaffee.

Myrtille
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Re: Carnivore Ernährung

Beitragvon Myrtille » 27. Mai 2021, 17:47

Was unterscheidet diese Ernährungsform (außer dem neu-gefundenen Namen) dann tatsächlich von Atkins? :-?
Ich weiß gar nicht, welche Gemeinsamkeiten du da siehst.

Die Atkins-Diät ist ein sehr verkopftes Programm mit verschiedenen Phasen, und beinhaltet durchaus pflanzliche Nahrungsmittel.
Der carnivore Slogan dagegen lautet: "Eat meat. Drink water." :)


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