Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

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Sudda Sudda
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Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Sudda Sudda » 17. November 2019, 12:21

Ihr lieben Diabetes Typ 1-Erfahrenen,

ich hab da eine Mail bekommen mit einer starken Kritik an der Serie über Typ 1 Diabetes und LCHF. Ich gehe davon aus, dass sie von Stefans Vergleich der Werte unter Mischkost und unter LCHF spricht, ganz genau sagt sie es ja nicht.

Eigentlich ist es im letzten Satz sogar eine generelle Kritik daran, dass wir Diabetikern LCHF ans Herz legen.

Da ihr viel mehr Ahnung von Typ 1 Diabetes habt als ich, dachte ich, ich stelle euch die Mail mal ein und freue mich auf eure SACHLICHEN Kommentare und Meinungen dazu.


Hallo,

ich habe eine Anmerkung zu deinem Blogeintrag über LCHF bei Typ 1.

Wenn er so hohe Werte bei der Mischkost hatte, war er einfach nicht richtig eingestellt. Mit Pumpe müssten keine Werte bei an die 300 mg sein. Und Low carb verringert die Insulinsensivität, Low Fett erhöht sie.

Seitdem ich das Fett auf ein Minimum reduziert habe, ist meine Basalrate um 5 Einheiten gesunken, meine Faktoren auf 25% vom ursprünglichem. Ich esse sehr oft Kohlenhydrate ohne dafür Insulin spritzen zu müssen. Und obwohl ich Kohlenhydrate unlimitiert esse (und zum Glück auch mehr Kcal als Stefan) nehme ich stetig ab, das verbessert die Insulinsensivität nochmal extrem. ..



Dann beschreibt sie ihren Vergleichsversuch zwischen Mischkost (240 g KH am Tag) und VEGANE High Carb Ernährung (300-500 g KH am Tag) und wie wenig Bolus und Basal sie mit der VEGANEN Version benötigt, aber das ist nicht so relevant. Relevant ist der letzte Satz der Mail...


Also bitte überlege nochmal, bevor du eine High Fett Ernährung promotest, der hohe Fettintake schadet Diabetikern besonders, denn Fett verstärkt die Insulinresistenz.


Keine Schlussformel, kein Gruß übrigens - sowas lieb ich ja... [-(

Was denkt ihr?
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Mieze Schindler
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Mieze Schindler » 17. November 2019, 15:12

.....schuldigung, vielleicht steh ich da aufm Schlauch: wo find ich Stefans Text und wer ist die Verfasserin der Mail?
Ich bin zwar nicht direkt betroffen, finde das Thema aber trotzdem interessant!
Liebe Grüsse Annika
von Karin

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Sudda Sudda
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Sudda Sudda » 17. November 2019, 15:49

Ach Mensch, Mieze, da hätte ich ja auch selbst drauf kommen können.

Das ist der Artikel, um den es anscheinend geht:

https://www.lchf.de/lchf-bei-typ-1-diabetes

Und die Mail kam von einer, die den anscheinend auf der Webseite gelesen hat. Sie ist nicht hier aus dem Forum und ich kenne sie auch nicht. Dennoch scheint es ihr wichtig gewesen zu sein, mir zu schreiben.

Grüße zurück, hoffe es geht dir gut. Hab dich vermisst. :x
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Läufer » 17. November 2019, 17:37

Hallo Annika,
danke für den Hinweis. Ich versuche mal aus meiner Sicht Stellung dazu zu nehmen.

Was soll man von so einer Kritik halten, wenn jemand fragt wie man Menschen mit Diabetes eine fetthaltige Ernährung empfehlen kann. Ich glaube die Antwort können die Erfahrenen hier im Forum doch selbst geben. Das ist doch bei allen anderen Problemen hier im Forum das Gleiche. Natürlich ist LCHF nicht für jeden die Lösung aber es gibt doch genügend Menschen hier, denen LCHF deutlich geholfen hat.

Wir LCHFler kennen das ja alle, nämlich dass es beim Thema Ernährung sehr schnell dogmatisch wird und oft nur schwarz oder weiß anerkannt wird. Alle Farbabstufungen dazwischen gehen gar nicht.
Ich sehe mich als Pragmatiker, der die Tools benutzt die ihm helfen und die Tools weglässt, die nicht helfen.
So ist es auch unter Menschen mit Diabetes so, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss seinen Diabetes entsprechend zu behandeln. Insbesondere beim Typ 1 Diabetes sagt man ja, dass man alles essen könne, weil man ja nicht Insulinresistent sei wie beim Typ 2 Diabetes. Zumindest in der Theorie. In der Praxis leben viele Menschen mit Typ 1 Diabetes wohl irgendwo auch mit einen Typ 2 Diabetes bzw. einer Insulinresistenz. Warum sollte man da auch ausgenommen sein. Ein Typ 1 Diabetes verhindert ja nicht, dass man auch noch einen Typ 2 zusätzlich haben kann.
Was ich damit sagen will, es kann dann schon Sinn machen, auch als Mensch mit Typ 1 nicht nur das Insulin als Therapiebestandteil zu sehen sondern auch die beiden anderen Faktoren, mit denen ich meinen Glukosespiegel direkt beeinflussen kann. Nämlich die Ernährung und die Bewegung.

Meiner Erfahrung nach macht eine LCHF Ernährung sehr schöne Blutzuckerkurven. Damit sage ich nicht, dass Fett und Protein nicht blutzuckerwirksam sind. Aber es diese Makronährstoffe werden weitaus langsamer verstoffwechselt als Kohlenhydrate. Selbst wenn diese in Form von Vollkornprodukten zugeführt werden. Die Art und Weise, wie wir unser Insulin zuführen läuft halt deutlich langsamer ab als bei stoffwechselgesunden Menschen.
Während bei diesen die Bauchspeicheldrüse das Insulin direkt in die Pfortader abgibt, also in den Leberblutkreislauf, spritzt man als Mensch mit Diabetes das Insulin in das Unterhautfettgewebe, von wo aus es erst aufgeschlossen und in den Blutkreislauf eingeschleust werden muss. Das fatale daran, was mal gespritzt wurde entfaltet auch seine Wirkung. Die gesunde Bauchspeicheldrüse ist da wesentlich reaktiver und dosiert je nach Glukoseanstieg just in time nach. Deshalb ist es auch schwieriger den Glukoseverlauf nach Kohlenhydratbetonten Mahlzeiten flach zu halten. Das Timing ist nicht immer so einfach. Man muss mit ausreichendem Zeitpuffer spritzen, darf aber nicht überdosieren, weil man sonst Gefahr läuft zu unterzuckern. Aber irgendwie schweife ich jetzt ab.

Ich bin kein Wissenschaftler aber es ist nicht nur beim Insulin so, dass man resistent wird gegen Dinge, die im Überfluss da sind. Wenn also zu viel Insulin im Blut ist, wird man dagegen resistent. Das ist beim Typ 2 Diabetes so und funktioniert genau so beim Typ 1 Diabetes. Also kann alles, was eine hohe Insulinantwort erfordert insulinresistent machen. Ob das nun Kohlenhydrate, Fette oder Proteine sind ist zunächst egal.
Insofern kann es schon sein, dass es Menschen gibt, die durch viel Fett viel Insulin spritzen müssen und dadurch resistent werden. Ich möchte auch nicht behaupten, dass ich ein umfassendes Wissen darüber habe und wenn jemand solche Erfahrungen gemacht hat, dann kann ich dem nicht widersprechen.
Meine eigene Erfahrung ist jedoch die, dass Kohlenhydrate die höchste Insulinantwort erfordern und somit auch mehr Potential haben eine Insulinresistenz auszulösen. So steht es z.b. auch bei Dr. Fung geschrieben.
Ich habe wesentlich weniger Insulin benötigt, wenn ich LCHF gegessen habe und somit war LCHF mein Mittel der Wahl, wenn es darum ging Insulinresistenz zu reduzieren.
Ich wage mir gar nicht auszumalen, was passieren würde, wenn ich 300-500g Kohlenhydrate am Tag zu mir nehmen würde. Das wären ja bereits 1200-2000 kcal am Tag nur aus Kohlenhydraten. Das hat auch mit einer ausgewogenen Ernährung nichts zu tun.
Dass man für eingenomme Kohlenhydrate kein Insulin spritzen muss kann ich mir nicht vorstellen. Es sei denn man tut dies im Zusammenhang mit Sport oder anderer körperlicher Anstrengung oder man hat diese Kohlenhydrate in einer falsch abgestimmten Basalrate abgedeckt, die ohne diese KH zur Unterzuckerung führen würde.

Zu den angesprochenen hohen Werten. Es hat grundsätzlich nichts damit zu tun ob man eine Insulinpumpe trägt oder sein Insulin per Pen spritzt. Das Mahlzeiteninsulin wird bei der Pumpe manuell gespritzt, ebenso wie man es mit dem Pen spritzt. Auch die Dosis wird manuell oder mit Hilfe eines Bolusassistenten errechnet. Die Höhe der Dosis hat nichts mit der Pumpe oder dem Pen zu tun.
Der entscheidende Unterschied ist folgender. Mit dem Pen spritzt man üblicherweise 1x oder 2x am Tag ein langsam wirkendes Basalinsulin in einer festgelegten Dosis und man versucht somit die Wirkkurven des Insulins so zu positionieren, dass damit der basale Insulinbedarf möglichst gut abgedeckt wird. Wenn man sich den basalen Insulinbedarf und die Wirkkurven der Insuline anschaut, stellt man fest, dass das immer nur ein Kompromiss ist und dass das wenig flexibel ist. Deshalb nutzt man eine Insulinpumpe, der man für jede Stunde den benötigten basalen Insulinbedarf einprogrammiert und die Pumpe versorgt einen dann mit einem schnell wirksamen Insulin in der optimal abgestimmten Menge. Da es sich um ein schnell wirksames Insulin handelt ist man damit flexibel, wenn man z.B. mal Sport machen möchte. Dann kann man die Basalinsulinzufuhr nämlich temporär reduzieren. Ein am Morgen gespritztes Basalinsulin ist im Körper aktiv und tut sein Werk. Man müsste dann beim Sport u. U. zusätzlich essen, was man aber meistens gar nicht möchte. Mit der Pumpe macht man einfach eine temporäre Anpassung.
Das Mahlzeiteninsulin hat damit zunächst nichts zu tun, außer vielleicht, dass bei vielen Pumpenträgern aufgrund eines recht fixen Ernährungsverhalten Mahlzeiteninsulin fälschlicherweise in der Basaldosis steckt. Oder anders ausgedrückt, eine basale Insulinversorgung sollte immer so ausgelegt sein, dass man ohne Nahrungsaufnahme einen gleichbleibenden Blutzuckerspiegel hat. Das ist mit der Insulinpumpe leichter und exakter zu erreichen. Ob das Mahlzeiteninsulin nun per Pen oder per Pumpe injiziert wird ist im Endeffekt unerheblich im Hinblick auf hohe Blutzuckerwerte.

Zur Aussage „Wenn er so hohe Werte bei der Mischkost hatte, war er einfach nicht richtig eingestellt“.
Das Wort Einstellung mag ich eigentlich gar nicht. Das suggeriert nämlich, dass wir jeden Tag absolut gleich funktionieren und jeden Tag exakt das gleiche passiert.
Wenn man sich mal die Formel zu Insulindosisberechnung anschaut sieht das für den Laien zunächst so aus, als wäre das kompliziert. Im Grunde genommen ist es aber nichts als eine sehr grobe Vereinfachung eines sehr komplexen Zusammenhangs und wenn man sich näher damit beschäftigt weiß man, dass das zwar für den täglichen Bedarf eine hinreichend genaue Weise ist die Insulindosis zu berechnen, man aber sehr viele Einflussfaktoren schlichtweg nicht berücksichtigen kann. Egal wie gut meine Basalrate ermittelt wurde, egal wie exakt ich meine Korrekturfaktoren und Bolusfaktoren ermittelt habe. Am Ende bleiben so viele Unbekannte übrig, dass man auch schon mal in der Dosierung daneben liegen kann.

Man geht immer davon aus, dass die Nährwerte immer exakt so sind wie in Tabellen oder auf Verpackungen angegeben. Das sind aber einmal ermittelte Durchschnittsangaben, die auch mal deutlich anders sein können. Z.B. wiegt ein Brötchen vom Bäcker frisch gekauft am Samstagmorgen 65g. Ich habe mir mal den Spaß gemacht dasselbe Brötchen am Sonntagmorgen wieder zu wiegen und siehe da, es war 12g leichter obwohl noch die gleiche Menge KH drin war und sich nur Wasser verflüchtigt hatte. Bei der Insulinberechnung würde man aber das Gewicht heranziehen.
Es ist auch nicht gesagt, dass die KH jeden Tag exakt gleich im Darm resorbiert werden. Das gleiche gilt für die Insulinresorption. Dazu kommt dass das Insulin nur eines von den vielen Hormonen im Körper ist deren komplexes Zusammenspiel wir mit unserer einfachen Formel gar nicht erfassen können.
Deshalb ist der Begriff Einstellung für mich nicht passend. Natürlich muss man eine gewisse „Grundeinstellung“ haben aber der Organismus unterliegt einer gewissen Dynamik so dass Ausreißer in den Werten durchaus passieren können.

Nun noch zum Faktor Leben. Es mag Menschen mit Diabetes geben, die sich immer so diszipliniert im Griff haben und ohne Fehl und Tadel ihren Blutzucker im Griff halten. Das muss jeder für sich entscheiden. Tatsache ist aber, dass auch bei stoffwechselgesunden Menschen der Blutzucker nach dem Essen ansteigt. Nicht auf 300er Werte aber eben auch nicht flach. Mit LCHF ist es übrigens viel einfacher das zu erreichen.
Letztlich bin ich aber nicht nur Mensch mit Diabetes. Ich schreibe auch gar nicht mehr Diabetiker sondern bewusst Mensch mit Diabetes. Ich lebe noch und wenn das Leben mir schöne Momente vor die Füße kickt, nehme ich die wahr und bin bereit zu genießen. Das Leben einfach auch mal zu genießen. Ich bin überzeugt das ist auch gesund. Dafür nehme ich auch mal hohe Werte in Kauf.
Die Ergebnisse geben mir recht. Seit 2 Jahren alle HbA1cs zwischen 5,3% und 5,7% ohne relevante Unterzuckerungen und alle anderen Blutwerte i.O.
So falsch kann das also nicht sein.

Annika, lass dich nicht verunsichern. Es gibt immer und überall Menschen die manches nicht wahrhaben wollen. Denen muss man ihren Glauben lassen, unsere Erfahrungen hier bei LCHF sind doch eine stabile Basis. Damit möchte ich nicht ausschließen, dass es nicht tatsächlich Menschen gibt, bei denen andere Lösungen besser funktionieren. Ich halte es durchaus für möglich, dass es bei der Person, die die Kritik übt, so funktioniert wie sie es beschreibt aber ich weiß genau, dass das bei mir so nicht funktionieren würde.

Au Backe, jetzt ist es doch lang geworden und hoffentlich nicht zu wirr. Wenn ich mir mehr Zeit genommen hätte es zu entwirren wäre es noch länger geworden.

Euch allen einen schönen Restsonntag
VG Stefan :)
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Ove
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Ove » 17. November 2019, 19:13

Ich versuche, mich etwas kürzer zu fassen:

Wer so etwas schreibt, hat entweder
a) keine Erfahrung mit Typ-1-Diabetes oder
b) noch Insulin-Restproduktion oder
c) sich seine BZ-Verläufe zwischen den Mahlzeiten noch nicht angesehen oder
d) eine rosarote Brille auf oder
e) sehr viel Glück.

Für a/b spricht, dass die Mail-Autorin Kohlenhydrate essen kann, ohne dafür Insulin spritzen zu müssen.

Der Regelfall ist leider:
Man kann noch so gut eingestellt sein und dennoch haut es oft nicht hin.
* Manche Lebensmittel gehen schneller ins Blut als andere.
* Bei manchen Injektionsstellen geht das Insulin schneller ins Blut als woanders.
* Manchmal verschätzt man ich in der Menge der konsumierten KH.
* Manchmal bewegt man sich mehr als sonst.
* Manchmal führen die Hormone ein Eigenleben.
* usw. usw.

Durch minimalen Kohlenhydrat-Konsum und den daher geringeren Insulin-Bedarf verringert man die Anstiege und Abfälle des Blutzuckers. Man steht nicht mehr auf Gaspedal und Bremse gleichzeitig und kann daher besser steuern.
d.h. man lebt nicht mehr in ständiger Angst vor Unterzuckerung, weil z.B. ungeplante körperliche Aktivität stattfindet.
Mit viel "Insulin an Bord" wirkt sich jedes bisschen Bewegung schnell in einer deutlichen BZ-Senkung aus, was problematisch sein kann.

Insulinresistenz ist für mich kein Thema. Stabiler Blutzucker ist für mich immens viel wichtiger.
Denn Unterzucker beeinträchtigt die Lebensqualität dramatisch.
Und Überzucker sowie massive Schwankungen führen zu zahlreichen Folgekompikationen.

Sehr verständlich wird es in einem YouTube-Vortrag gemacht. - Titel: Dr. Jake Kushner - 'Low Carbohydrate Nutrition For Type 1 Diabetes: A Practical Guide'
(Nebenbei bemerkt bricht Dr. Kushner dort in einem Nebensatz auch noch eine Lanze für einen veganen LCHF-Ansatz.)

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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Läufer » 17. November 2019, 19:38

Hallo Ove,
danke für die gute Zusammenfassung. So hatte ich mir das vorgestellt aber so zwischen Mittagessen und Tochter zum Bahnhof bringen habe ich das nicht so schnell so komprimiert bekommen. Du triffts den Nagel auf den Kopf.

Hier noch ein Nachtrag zu hohen Werten und guter „Einstellung“:

Natürlich ist es erstrebenswert gute BZ Werte zu haben. Auch ich mag es, wenn meine Werte gut sind. Ich habe aber Probleme damit, wenn so getan wird, also wären alle Tage gleich und als bräuchte man nur „die gute Einstellung“.

Ich habe an den Arbeitstagen ziemlich gleichmäßige Abläufe und somit oft Gelegenheit an 5 aufeinander folgenden Tagen sogenannte gute Einstellungen auszutesten.
Ich frühstücke seit fast 2 Jahren an Arbeitstagen nicht mehr und seit irgendwann Anfang des Jahres mache ich auch sehr oft OMAD. Habe an diesen Tagen also regelmäßig ganz nebenher einen Basalratentest und kann diesbezüglich schon mal sagen, das die Basalrate in diesem Zeitraum passt.
Zu Zeiten als ich noch KH gegessen habe, habe ich auch immer wieder mal regelrechte Wiederholtests gemacht. D.h. an den 5 Arbeitstagen z.B. mittags exakt das gleiche Brot gegessen mit exakt dem gleichen Belag und dafür exakt die gleiche Insulinmenge gespritzt und zwar mit exakt dem gleichen Spritz-Ess-Abstand.
Manchmal war das Ergebnis gleich und auch gut – d.h. BZ im angestrebten Zielbereich-, manchmal war es ähnlich und gelegentlich war mein Blutzucker am Ende zu hoch und gelegentlich war er zu niedrig. Da nützte die exakte Einstellung auch nix. Offensichtlich ändert sich da trotzdem noch was, was nicht offensichtlich war.
Bei Frauen kommt z.B. der weibliche Zyklus ins Spiel.
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und habe die BZ Tendenzen mal im Kalender eingetragen und erstaunlicherweise konnte ich eine Korrelation mit den Mondphasen feststellen. Das war keine wissenschaftliche Betrachtung aber es war deutlich sichtbar, dass Phasen, in denen ich trotz gleicher Ernährung eher zu höheren BZ Werten neigte Neumondphasen waren während die Phasen in denen ich zu niedrigeren Werten neigte Vollmondphasen waren. Das war nicht immer so aber es war doch eine deutliche Tendenz zu erkennen.

Ja, für eine gute Gesundheit sind gute Blutzuckerwerte auf Dauer wichtig. Es ist wirklich wert beizeiten darauf zu achten. Aber egal wie man sich anstrengt, Wenn man lebt gibt es immer wieder Momente, wo man einfach mit den Mitteln umgehen muss, die gerade da sind. Zu Hause wiege ich auch immer wieder mein essen ab um mein Schätzeisen für unterwegs zu kalibrieren.
Wer hat schon eine Waage fürs Essen dabei. Wenn man z.B. auf einer Geburtstagsfeier ist nimmt man keine Waage mit. Man weiß ja sowieso nicht, wie sich das Essen im Detail zusammensetzt. Unabhängig davon, ob man LCHF macht oder sich konventionell ernährt. Manchmal muss man einfach nach bestem Wissen und Gewissen schätzen. Manchmal haut es eben besser hin und manchmal schlechter. Manchmal auch gar nicht. Das gelingt ja noch nicht mal immer wenn man es penibel exakt macht, siehe oben.
Man muss sich dafür aber auch nicht verrückt machen. Wenn mal Werte daneben sind, versucht man es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn man insgesamt etwas für seine Gesundheit tut, kann man damit einiges kompensieren.

Dass eine LCHF Ernährung bei dem Einen oder Anderen auf Skepsis stößt sind wir LCHFler doch gewöhnt. Und in der Zwischenzeit gibt es auch immer mehr Publikationen, in denen die positiven gesundheitlichen Einflüsse der LCHF Ernährung deutlich beschrieben werden. Da machen Menschen mit Diabetes keine Ausnahme.
VG Stefan :)
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Ove » 17. November 2019, 20:36

d.h. man lebt nicht mehr in ständiger Angst vor Unterzuckerung.
Vielleicht noch als Erläuterung für die mitlesenden Nicht-Diabetiker: Es geht hier um die alltägliche Konfrontation mit einer potentiell lebensbedrohlichen Situation.

Dafür muss man seelisch schon einigermaßen sattelfest sein.

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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Sudda Sudda » 17. November 2019, 20:44

d.h. man lebt nicht mehr in ständiger Angst vor Unterzuckerung.
Vielleicht noch als Erläuterung für die mitlesenden Nicht-Diabetiker: Es geht hier um die alltägliche Konfrontation mit einer potentiell lebensbedrohlichen Situation.

Dafür muss man seelisch schon einigermaßen sattelfest sein.
Jetzt wollt ich spontan schreiben: "Ja, das kann ich mir vorstellen!", aber NEIN, das kann ich natürlich nicht, weil ich in der Situation nie war. Deswegen freu ich mich jedes Mal, wenn ich Stefan treffe, und hör ihm unglaublich gern zu, wenn er von seinen Erfahrungen erzählt, auch wenn ich mangels Wissen öfters wie so ein Drösel nachfragen muss, um wirklich zu verstehen.

Und aus dem gleichen Grund freue ich mich total, dass ihr auf diese Mail so ausführlich und mit viel Gedanken eingeht - das ist ganz sicher nicht nur eine Bereicherung für mich.

DANKE!

:ymhug:
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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Ove » 18. November 2019, 13:58

... Es mag Menschen mit Diabetes geben, die sich immer so diszipliniert im Griff haben und ohne Fehl und Tadel ihren Blutzucker im Griff halten. Das muss jeder für sich entscheiden. Tatsache ist aber, dass auch bei stoffwechselgesunden Menschen der Blutzucker nach dem Essen ansteigt. Nicht auf 300er Werte aber eben auch nicht flach. Mit LCHF ist es übrigens viel einfacher das zu erreichen...
Dazu möchte ich folgendes hervorheben:

Ich halte mich für seeehr diszipliniert und versiert im Umgang mit meinem Diabetes.
Zu Vollkost-Zeiten hat diese Disziplin aber nur zu Frustration geführt, weil's trotzdem nicht hingehauen hat.
Unter ketogener Ernährung (im Wesentlichen LCHF) zahlt sich die Disziplin endlich in Form von vernünftigen BZ-Werten aus. (weniger Hypos, weniger Schwankungen, besserer HbA1c von ca. 6 statt vorher 7,5)

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Re: Diabetes Typ 1: Kritik an Stefans Text

Beitragvon Läufer » 18. November 2019, 14:23

Unter ketogener Ernährung (im Wesentlichen LCHF) zahlt sich die Disziplin endlich in Form von vernünftigen BZ-Werten aus. (weniger Hypos, weniger Schwankungen, besserer HbA1c von ca. 6 statt vorher 7,5)
Das unterschreibe ich absolut. Kennzeichnend ist dabei, dass eine LCHF Ernährung im Hinblick auf die Insulinierung Fehler eher verzeiht, unter anderem auch weil die Insulinmengen geringer sind. Das kommt in den schönen BZ Kurven zum Ausdruck.

Im Vergleich zur konventionellen Ernährung gestaltet sich das Therapiemanagement bei einer LCHF Ernährung wie ein Kinderspiel bei gleichzeitig deutlich besseren Werten.
VG Stefan :)
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