Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

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widder73
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon widder73 » 29. Juli 2013, 23:12

Was sind denn die Voraussetzungen einer Ketoazidose ? Ich dachte immer ein hoher BZ und Insulinmangel wären die einzigen Übeltäter . Wenn du andere Info hast, lass es mich wissen denn dann wäre LCHF für mich beendet .
Ich glaube Du solltest LCHF deswegen nicht zu beenden. Das ist ein kompliziertes Thema aber ich versuche es. Unterscheide Ketose und Ketoazidose. Bei beiden kannst Du Keton bzw. Aceton im Urin nachweisen aber es sind zwei unterschiedliche Dinge:

(a) Ketoazidose: Es fehlt Insulin und die Glucose gelangt nicht in die Zellen. Damit fällt Sie als Energiequelle aus. Der Körper gewinnt nun seine Energie hauptsächlich aus der Verbrennung von Fettgewebe. Der Fettabbau wird normalerweise durch Insulin gehemmt. Bei absolutem Insulinmangel wird der Organismus mit Abfallprodukten des Fettabbaus überschwemmt. Diese Ketonkörper (z. B. Aceton) bewirkt die Übersäuerung des Blutes.

Anzeichen
- Überkeit, Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Muskelschwere
- Azetongeruch in der Atemluft
- angetrengte, tiefe Atmung
- Müdigkeit, Schläfrigkeit

Dem Körper fehlt Insulin und Wasser. Die Ketoazidose ist eine Stoffwechselentgleisung, eine Komplikation des entgleisten Diabetes (kann auch bei starkem Alkoholkonsum auftreten). Bei der ketogenen Diät kommt es nicht zur Azidose.

(b) Ketose:
Wisst Ihr derzeit besser als ich :D ... ich beziehe mich hier mal auf Wikipedia: "Als Ketose bezeichnet man [...] einen Stoffwechselzustand, bei dem ein Anstieg der Konzentration von Ketonkörpern [...] in Blut [...] über die Normwerte festzustellen ist. Es kommt hierbei auch zur vermehrten Ausscheidung von Ketonen im Urin und in der Ausatemluft. Der Mundgeruch oder Körpergeruch kann in diesem Fall einen charakteristischen fruchtigen Ketongeruch aufweisen."

Ich denke, dass es für Diabetiker die sich mit LCHF auseinandersetzen wichtig ist, diese beiden Begriffe genau unterscheiden zu können.

(Fortsetzung folgt ...)

widder73
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon widder73 » 29. Juli 2013, 23:45

Bei der Blutketonmessung kommen bei Dietdoctor maximal 3,5 raus. Die Gefahr einer Ketoazidose besteht nach Lyle McDonald, "The Ketogenic Diet" erst ab 8 und weit darüber. Lies mal hier ab Seite 32, (der Link geht zur Zeit nicht, hoffentlich funktioniert er bald wieder). Der Unterschied zwischen 3 und 8 in der Blutkonzentration der Ketone lässt sich mit den Urinstreifen nicht darstellen, dazu müssten die mindestens bis +++++ anzeigen.
Also vorab erstmal danke Rainer, dass wir uns hier auf einem so hohen Niveau austauschen können. Das macht mir wirklich Spaß so professionell Informationen zusammenzutragen und auch ich habe heute Nacht noch recherchert und gelesen, weil mir das einfach keine Ruhe lassen wollte.

Um es kurz zu machen und das bestätigt auch Deine Aussage von oben: auf die Konzentration kommt es an. Und aufpassen: ich bin ein mg/dL und Du ein mmol/L Mensch. Zur Orientierung und damit die Daten von allen interpretiert werden können (entnommen von meiner Ketosticksdose):

- 1 mmol/L = 10 mg/dL = AC+
- 5 mmol/L = 50 mg/dL = AC++
- 15 mmol/L = 150 mg/dL = AC +++

Zum Kern: lt. Kämmerer reicht eine Ketonkörperkonzentration von 15 mg/dL aus um die Ketose zu erreichen. Des Weiteren empfliehlt sie eine Keton-Obegrenze von 80 mg/dL. Diese Werte schwanken auch in Verbindung mit der Einnahmen von Vitamin-C-Präparaten, der Trinkmenge und sportlicher Aktivität.

Die Ketoazidose beginnt wie Du bereits geschrieben hast erst bei 80 mg/dL und höher. Da es zu einer Überschwemmung mit Ketonkörpern kommt, wird man schnell AC+++ erreichen und irgendwann stellen sich auch die einen Thread früher aufgeführten Anzeichen auf, so dass Du Dir dann ganz sicher sein kannst.

Thema geklärt ... oder?

PS: Der Link mit dem Ebook ist immer noch down :((

Silly Lilly
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Silly Lilly » 30. Juli 2013, 08:04

Hallo Widder ,

den Unterschied kenne ich sehr gut . Als Diabetiker bin ich ja schon lange dabei . Am Anfang hatte ich eine Ketoadzidose , die wurde damals mit Insulin behandelt .
Das was ich damit meinte, war , ob du noch andere Infos hast wodurch eine Ketoazidose entsteht . Soviel wie ich weiss kann aus einer Ketose keine Ketoazidose entstehen wenn man darauf achtet 1. genügent Insulin , 2. kein erhöhter Blutzucker.
Das waren auch die Aussagen vom " Diet Doctor " und von Annika Dahlqvist , die ja so mehr oder weniger den Stein oder auch das Fett für die Diabetiker ins Rollen gebracht haben .
Erzähle doch mal was von dir bei deinem nächsten Post .

LG
Lilly

widder73
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon widder73 » 30. Juli 2013, 20:37

... sonst wüsste ich nicht wie es zu einer Ketoazidose kommen könnte. Die Gefahr besteht bei absolutem Insulinmangel, bei mir als Pumpenträger geht das halt schneller, da ich kein Verzögerungsinsulin verwende. Also Deine Aussage "genügend Insulin" passt schon.

Ich werde mich die Tage erstmal in den wohlverdienten Urlaub begeben. Sobald ich wieder da bin werde ich in der Vorstellungsrunde mal ein paar Worte über mich verlieren, ok?

Bis dahin alles Gute.

:-H

Silly Lilly
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Silly Lilly » 14. August 2013, 17:18

Basal Test in der Ketose !

Hallo an Alle und besonders an die Diabetiker ,

habe heute morgen mal einen Basal Test durchgeführt . Alle paar Monate sollte ein Insulinabhängiger mal testen ob die Menge des langwirkenden ( Basal ) Insulin noch ausreicht . Bei der Basal /Bolus Methode , die ich anwende wird am Morgen und am Abend eine bestimmte Menge Insulin gespritzt , das Basal . Zu den Mahlzeiten wird ein kurzwirkendes Insulin gespritzt , der Bolus .

Der Test ist ganz einfach , man spritzt wie immer die Menge an Basal Insulin wie jeden Morgen und misst dann den Blutzucker alle 2 Stunden . Die ganze Kunst ist , kein Essen , nur Wasser trinken und kein Bolusinsulin .

Meine Werte haben mich extrem beeindruckt . Ich hätte nie damit gerechnet so nah am Abgrund zu kommen und nicht abzustürzen . Diese Werte könnten von einem Nichtdiabetiker stammen .


7:10 90
9:08 105
11:15 112
13:04 99
14:21 88


Das Ungewöhnliche dabei ist , dass ich am Morgen meinen Wocheneinkauf gemacht habe und kurz nach 13 Uhr eine Stunde meine Hunde ausgeführt habe . Und wie man sieht, kaum eine Veränderung des Blutzuckers . So etwas geht nur in Ketose !
Ach ja , mein Basal Insulin ist " Spot On " .


LG
Lilly

tiga
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon tiga » 14. August 2013, 20:19

Hallo

eins ist glaube ich ganz wichtig: Keine abrupten Änderungen, wenn man kein sich selbst stabilisierendes System hat.
Also langsam reinschleichen, dann bekommt man das in den Griff

Siebenstein67
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Siebenstein67 » 23. September 2013, 22:30

Guten Abend,

darf ich hier einfach mal reinspringen?
Ich habe von einem Tag auf den anderen die KHs weggelassen. Mein Puffer gegen drohende Hypos ist das Obst, was ich aber auch immer weniger brauche, weil der Zucker kaum noch absäuft...
Schon nach 2 Tagen habe ich normnahe Werte bekommen - und keine einzige wirkliche Unterzuckerung gehabt. Die Werte "schwanken" nun nur noch zwischen 85(niedrigster Wert) und 160 (höchster Wert). Noch in der vorletzten Woche - bei "normalem" Essen - war ich an einem Tag zwischen 40 und über 600 (zum Glück nur kurzfristig!) unterwegs.

Ich bin darüber selbst erstaunt - in der Ketose kann ich ja nach so kurzer Zeit (heute 6. Tag) noch nicht sein! Habt Ihr eine Idee, warum ich trotzdem so gut in lchf reingekommen bin? Oder habe ich bloß das Glück der Ahnungslosen gehabt?

Lilly, ein grosses Kompliment für Deine Werte! Toll, toll, toll!!

alles Liebe
Gabi
(seit 10 Jahren Typ1-Diabetiker, ICT mit Novorapid/Lantus, 46 Jahre, 1,78m, aktuell 62kg . Fehlt noch was...?)

Silly Lilly
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Silly Lilly » 24. September 2013, 07:47

Hallo Gabi

du wirst wahrscheinlich schon in Ketose sein . Wenn sich die KH Speicher geleert haben , beginnt die Leber Ketokörper zu produzieren . Das kann ganz schnell gehen . Die Ketoazidose kann ja auch über Nacht kommen . Du schriebst in deinem Vorstellungs Thread das du 1,5 kg in 6 Tagen abgenommen hast . Das ist das Wasser mit welchem die KH im Körper gebunden werden .
Achte immer darauf dein Basal Insulin ( Lantus oder Levemir ? ) einzusetzen . Ich glaube du splitest es auch , so dass du keinen Insulinmangel aufweist , auch muss du deinen BZ regelmässig testen . Wenn du das beachtest kannst du bald deinen Hba1c verringern , und das ohne Hypos !

LG
Lilly

Siebenstein67
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Siebenstein67 » 24. September 2013, 20:01

Guten Abend, liebe Lilly,

genau, ich spritze das Levemir zweimal täglich: 5-7 IE am Morgen (je nachdem, ob ein "Stress" oder "Gammel"tag ansteht), 10 -12 IE zur Nacht ( je nachdem, wo ich mich hormonell rumtreibe ;-) ).
Ich messe 5-6 mal täglich, so ist die Gefahr, ungebremst in eine Ketoazidose zu geraten, eher gering.

Heute waren wir den ganzen Tag in der Klinik, und prompt schossen die Werte in den 200-250er Bereich. Da half nur korrigieren, korrigieren, korrigieren. Und gleich ein ruhiger Abend auf der Kautsch, um das Cortisol wieder runter zu fahren. Wobei ich 200-250 unter Stress im Vergleich zu den 400er Werten in ähnlicher Situation unter kh-lastiger Ernährung wirklich als Erfolg sehe. Irgendwann ist dieser Leukämie-Stress zu Ende, dann wird sich auch mein Hormonsystem wieder auf niedrigerem Niveau einpendeln. Hoffentlich ;-)

Hab einen schönen Abend
Gabi,
die die Klinik heute erstmals ohne Kaffee und Süsses absolviert hat *yes*!

Julchen25
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Re: Erfahrungen mit Diabetes Typ 1

Beitragvon Julchen25 » 21. Februar 2014, 01:52

Liebe Lilly, lieber Rainer, liebe Gabi

ich könnte gerade vor Freude heulen dass ich dieses Forum gefunden habe.
Nachdem ich einige eurer Beiträge durchgelesen habe, bin ich begeistert wie gut ihr den Diabetes im Griff habt. :-D

Kurz zu mir: Ich bin Julia, 25 Jahre alt und habe seit 12 Jahren Diabetes Typ 1. Ich spritze als Lantus als Basal und NovoRapid als Bolusinsulin. Ich lebe in Salzburg, Österreich und war lange Zeit sehr schlecht eingestellt hatte einen HbA1C von 11,2% und war drei Mal in Ketoazedose. :( Meine behandelnden Doktoren sagten immer wieder, dass ich als Jugendlicher einfach kein Durchhaltevermögen habe und keinen Alkohol trinken darf (obwohl ich Ihnen zu erklären versuchte, dass ich noch nie Alkohol getrunken habe, sie haben mir nicht geglaubt).

Ich habe schon vor 3 Jahren eine kohlenhydratarme Diät gemacht (unter 50 gr/Tag) und habe meine Werte sehr gut stabilisieren können (zwischen 90 und 120), habe damals auch 15 Kilo innerhalb von 4 Monaten abgenommen. (Bin von 80 auf 65 Kilo bei 1,70 m).
Meine Diätassistentin war trotz guter Werte mit meiner Ernährung nicht einverstanden, sagte dass eine Diabetikerin Kohlenhydrate benötige und dass ich sonst schwere Leberschäden davon tragen könnte. Ausserdem sagte sie mir, dass das viele Fett ganz schlecht für meine Arterien sei.
Da mir das Angst gemacht hat, habe ich wieder 50% Kh, 30% Proteine, 20% Fett gegessen. Was passiert ist, könnt ihr euch sicher denken. Meine Zuckerwerte wurden wieder sehr unregelmässig, mein HbA1C schlecht, meine Insulindosen höher und ich habe 10 Kilo zugenommen. :o Ich könnte heulen.

Also habe ich begonnen auf eigene Faust zu recherchieren, habe viel über Diabetiker Typ 1 auf Paleo-Diät und in Ketose gelesen und vor 3 Wochen trotz Warnungen mit LCHF begonnen. Ich ernähre mich von 20 gr KH pro Tag und komme ungefähr auf 1300 Kalorien insgesamt, mache auch 5 Mal pro Woche Sport. Nach anfänglichem Kopfweh geht es mir sehr gut, habe schon 2 Kilo abgenommen und mein Zucker ist stabiler.
Ich habe einige Freunde mit Diabetes Typ 1, leider wurden wir nie genau aufgeklärt wie wir uns ernähren sollten. Es hat immer geheißen, wir sollten normal essen und einfach Insulin spritzen. Wir könnten genau so viel Süsses essen und Alkohol trinken wie "normale" Jugendliche. Nach meiner 1. Ketoazedose-Einlieferung aufgrund mit 17 Jahren aufgrund von Alkoholverzehr und anschließendem Kontrollverlust habe ich mich auf Alkoholentzug gesetzt. Viele dieser Diabetiker Freunde haben es mittlerweile aufgegeben einen guten HbA1C Wert anzustreben, rauchen und essen teilweise einfach was sie wollen. (nehmen auch nicht ab.)
Eine Freundin von mir hat auch schon versucht, das Essen ganz zu lassen, da ihr der Doktor gesagt hat Diabetiker Typ 1 können nicht abnehmen und Insulin Fett speichert. Die Folge war dass sie kein Insulin mehr gespritzt hat und mit Ketoazedose eingeliefert wurde.

Ich wollte mich schon mit den schlechten Einstellungen abfinden bis ich euren Thread gelesen habe. Es war mir klar dass man für KH Insulin spritzen muss und bei der Beschränkung dieser weniger Insulin braucht. Ich dachte jedoch immer, dass das mit einem Energieverlust im Sport einhergeht. Wie ich das jedoch so lese bei euch, muss dies nicht der Fall sein und ich spüre selbst dass es mir gut geht. ;;)

Ich habe dieses Forum meinen Freunden empfohlen und bin erleichtert, dass es Menschen gibt, die die richtige Ernährungsform gefunden haben und dies auch verbreiten wollen. Ihr seid toll :ymhug:

@Gabi; ich hoffe deinem Sohn geht es gut. Hast du schon immer Levemir gespritzt oder bist du von Lantus auf Levemir umgestiegen ?

Besten Gruß
Julia


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