So, bin wieder da und hab mir die Sendung mal angesehen.
Naja, eher reißerisch gemacht und viel zu oberflächlich - hätte auch von RTL sein können... man will den Zuschauer ja nicht mit komplexen Zusammenhängen überfordern
Erstmal ist eine N=2 "Studie" eh ein Witz und dann war der ganze Vergleich auch noch extrem unfair, da der Fett-Zwilling ein normaler Zuckerverbrenner war und darum erstmal mit dem krassen Umstieg auf Fett als Hauptenergiequelle ziemlich überfordert (kein Wunder daß der Körper hier in der sportlichen Leistung hinterherhinkt), das Hirn braucht auch relativ lange um auf Ketonen zu laufen (aber wenn diese Umstellung erstmal vollzogen ist, dann kommt das Gehirn prima damit klar).
Der Zeitraum von 4 Wochen war für eine wirkliche Ketoadaption viel zu kurz -> der Fett-Zwilling war extrem im Nachteil
Ansonsten ja, klar, Fett-Kohlenhydratkombis sind immer problematisch, aber das ist eigentlich medizinisch ein alter Hut...
Es ist nicht ein einzelner Makronährstoff "böse", sondern die unglückliche Kombination.
Medizinisch problematisch weil sie (unter anderem...) diese ganzen kardiovaskulären Probleme verursacht, und zusätzlich noch auf einer anderen Ebene problematisch weil Carb/Fett Kombis die Kontrolle im Gehirn aushebeln.
Man ißt viel zuviel davon und erst wenn einem schon fast schlecht ist, kann man aufhören -> HALLO Übergewicht...
Wiegesagt ein alter Hut und diesen Effekt nutzt die Nahrungsmittelindustrie doch schon ewig und drei Tage aus, damit die Leute mehr von dem Mist konsumieren, eine neue Erkenntnis ist das also wirklich nicht...
Das betrifft aber nicht nur (wie im Film dargestellt) Zucker-Fett Kombinationen, sondern generell Kohlenhydrate+Fett (ab einem bestimmten high carb Schwellenwert, unser Buttergemüse ist völlig OK ;) ) und Klassiker sind hier Chips, Pommes &co, es muß also nicht immer zwangläufig süß und fettig sein.
Die Ernährung der beiden war in diesem kurzen Zeitraum auch wirklich extrem, so etwas ist praktisch fern jeglicher gelebter Realität.
Ob diese Reportage nun jemanden der sich noch nie mit der Thematik beschäftigt hat wirklich weiterbringt... ich glaub's ja nicht...
Was kontra ultra low carb richtig angesprochen wurde, ist das Problem der hausgemachten Insulinresistenz.
Ich bin auch ein Kritiker von dauerhaftem ultra low Carb.
Chris von Edubily.de bringt da vieles auf den Punkt, auch wenn das die Harcore Keto-Gemeinde so nicht hören will...
Extreme sind auf Dauer ungesund und ultra low carb ist für metabolische Flexibilität auf Dauer kontraproduktiv, irgendwann fährt man damit seine Insulinsensitivität gegen die Wand.
Zum Abnehmen mag es mal kurzfristig ein Booster sein <20 Gramm KH zu gehen (sofern man eine gesunde Schilddrüse hat, bei einer Unterfunktion kann das komplett nach hinten losgehen...) aber auf Dauer ist das ein ungesunder Extrembereich, damit löst man vielleicht ein paar Probleme, schafft sich aber zeitgleich etliche neue...
Metabolische Flexibilität ist das Ziel, ohne Extreme in einem gesunden Bereich und auch mit 30-60 gr.KH hat man noch alle Vorteile von LCHF, aber der Körper bleibt flexibel.
Auch richtig war die in der Reportage angesprochene Problematik des Muskelverlusts bei ultra low carb high fat.
Dem könnte man mit einem moderateren KH Bereich (und Sport) gegensteuern.
Man muß es einfach mal so kritisch sehen, diese enormen Abnehmerfolge in den ersten Wochen von Zuckerverbrennern, die auf ultra low carb high fat umsteigen sind erstmal Hauptsächlich Wasser UND Muskelmasse, völlig unabhängig von ausreichend gegessenen Protein...
Verlorene Muskelmasse ist immer schlecht und verringert langfristig den Grundumsatz nach unten, aber es muß ja mit dem Abnehmen unbedingt ultra schnell gehen, möglichst durch NO CARB, aber verlorene Muskelmasse sind schlechte verlorene Kilos - will nur keiner hören...
In a Nutshell - LCHF ist eine gesunde Ernährung solange sie nicht als Extremform betrieben wird.