Was passiert wenn...

Zurück zu „Vorstellen - Anfängerfragen“


Stell dich uns vor oder werde eine Frage los
Benutzeravatar
hjt_Jürgen
Beiträge: 47
Registriert: 23. Januar 2014, 20:53
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon hjt_Jürgen » 13. Mai 2014, 16:55

Moin Lilly,

Dich bewundere ich ja eh schon länger, weil Typ1 ja noch massiver als Typ2 in dem Glauben geschult werden, dass sie wirklich alles essen und entsprechend spritzen können. Und wegen des bösen Cholesterins vom Fettkonsum halt besonders viele KHs. Und dass Ketose akut lebensgefährlich sei.

Gegen die Windmühle läuft ja speziell für Typ1, aber längst sicher mehrheitlich für Typ2, seit den frühen 80ger Jahren des vorigen Jahrhunderts der inzwischen wirklich alte und noch immer streitbare Doc Bernstein so Sturm wie er kann. Seine Regel ist im Prinzip ganz einfach: Nur so viel KHs zu einer Mahlzeit, auch Gemüse, dass der Blutzucker bei passendem Spritzen praktisch überhaupt nicht ansteigt, Ziel BZ nicht über 90mg/dl (5mmol/l) und HBA1c unter 5. Das lässt sich nur mit so minimalen Insulindosen für so minimale KH-Mengen (vorwiegend wohl Gemüse) erreichen, dass da in vielen Fällen nur LCHF gegessen werden kann.

Seine und die in der Folge vielfach wiederholten Erfahrungen: mit zuverlässig gesund gesteuertem Blutzucker Normalisierung zuvor erhöhter übriger Blutwerte, keine neuen diabetischen Folgen und sogar leichte Verbesserungen bei schon bestehenden.

Bisdann, Jürgen

Silly Lilly
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon Silly Lilly » 13. Mai 2014, 18:16

Hallo Juergen,

ja der gute Dr. Bernstein , sein Buch " Diabetes Solution " ist meine Bibel . Leider kann ich diese niedrigen Werte nicht immer nachvollziehen . Hier in England darf ich mich mit einem BZ von unter 6 mmol nicht ans Steuer setzen . Da wird ganz einfach der Fuehrerschein entzogen . Deshalb versuche ich einem Wert von 6 - 8 mmol zu erreichen . Das klappt auch ganz gut .
Meine Augen sind durch sehr viel Laser und einigen Operation schon sehr geschaedigt aber seit ca einem Jahr haben sie sich sehr erholt . Es ist schon was Wahres dran was der gute Doc verbreitet . Leider geht das nicht in die Koepfe der anderen Aerzte .
Man muss aber auch die Aengste der anderen verstehen . Wenn ich anderen Typ 1 Diabetikern meine Art der Ernaehrung erklaere kommt bei denen die Panik hoch . Leider wird in den Schulungen nie auf Alternativen hingewiesen, dass z. B. nicht das Insulin dem Diabetes hilft sondern einzig und allein nur die richtige Ernaehrung .
Doch dann kommt immer die Frage ob mir so viel Verzicht denn nicht die Lebensqualitaet nehmen wuerde ?

Dann antworte ich meistens , dass ich nur einen Verzicht habe und das ist der Verzicht auf Unterzuckerungen und damit lebe ich sehr gut .
Denn das ist ja das ganze Problem , die extremen Schwankungen , auf und ab , zeigen sich nie im Hba1 koennen aber deinen ganzen Koerper kaput machen .
Mit LCHF habe ich meine Mitte gefunden . Jetzt kann ich powern , kann Sport machen solange ich will und so oft ich will. Ich gehe einfach nicht mehr so leicht runter , das Fett mit der Ketose hat alles verlangsamt .

Das Einzige was mich halt nervt ist, dass ich auch sehr vorsichtig mit dem Eiweiss sein muss . Bei mir wird sehr viel Eiweiss in KH umgewandelt und ich muss auch dementsprechend viel Insulin zufuehren .
Hast du auch diese Erfahrung ?

VG
Lilly

sonne
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon sonne » 13. Mai 2014, 18:33

Ich bin nicht Jürgen, doch auch Diabetikerin, Typ II, kein Insulin.

Ja, Lilly, bei mir ist es auch die EW-Menge, die mir zu schaffen macht. Esse ich abends EW nach Herzenslust, habe ich am Morgen zu hohen BZ.

Doch Dr. Bernstein, der auch bei mir sehr hoch in Kurs steht, erklärt in seinem Buch, dass die EW-Menge von ihm berechnet und mit dem Patienten "verhandelt" wird (Kompliance ist ja bei Diabetes das A und O).
Und dann, einmal verhandelt, soll diese EW-Menge auch strikt eingehalten werden.

Daran scheitere ich nicht selten, vor allem wenn ich Gäste habe oder gesellig im Restaurant esse :( .

Dabei weiß ich ganz genau, wie es geht.

Heute abend gibt es eine Spargelsuppe mit ein wenig Lachs.

Ich wette mit mir, dass mein NBZ morgen gut sein wird.

Lilly, ich bewundere Dich auch, dass Du gerade in England so gut mit Deiner Diabetes zurecht kommst.

Der Ehemann meiner Freundin aus Manchester hält sich strikt an das "essen sie KH und spritzen sie dementsprechend" - Credo.... und hat bereits ein paar Zehen verloren :(( .

LG Sonne

Silly Lilly
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon Silly Lilly » 13. Mai 2014, 19:03

Hallo sonne ,

stimmt ja , du bist ja auch so ein Bernstein Fan .
Ich versuche meine Eiweissmenge niedrig zu halten aber leider ist es nicht immer moeglich und das merke ich am Morgen recht gut . Ich esse auch meistens am fruehen Nachmittag um dann vor dem Schlafen nochmal zu korigieren .
Doch das Eiweiss braucht halt lange zur Verdauung und einfach mehr Insulin , dazu bin ich zu schissig . Sollte ich nachts unterzuckern merke ich das nicht mehr , da ich einfach zu tief schlafe .
Meine Lilly , mein Hund hat mich frueher immer aufgeweckt aber seit sie Blumikas Rindfleischsuppe bekommt schlaeft sie auch jede Nacht durch . Es ist schon ein Laster mit dieser Ernaehrung . Man kann nicht alles haben !

Ich muss mich hier mal an dieser Stelle bei Blumika bedanken . Diese Suppe hat meiner Lilly die doch recht kaputten Zehen gerettet und sie kann wieder gut laufen ( rennen muss ich sagen ) und das nach 3 Monaten jede Mahlzeit mit einer Kelle Suppe . Und auch bemerkenswert , nichts zugenommen , nur Muskeln aufgebaut . Nur leider schlaeft sie jetzt sehr gut .

Da sieht man mal wieder wie gut LCHF ist .

VG
Lilly

Benutzeravatar
hjt_Jürgen
Beiträge: 47
Registriert: 23. Januar 2014, 20:53
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon hjt_Jürgen » 13. Mai 2014, 23:33

Moin Lilly,

SUPER! Mit der Verringerung der BZ-Schwankungen hast Du schon den Riesenschritt geschafft, den wahrscheinlich nicht nur hier in D die gefühlte Mehrzahl aller Diabetologen nicht einmal am Rand auf dem Schirm haben. Hier leben anscheinend immer noch viele Fachleute in der Vorstellung, dass auch Gesunde nach dem Essen locker über 12mmol/l kommen.

Interessieren würde mich sehr ein Link auf die Bestimmungen, aus denen hervor geht, dass der Führerschein unter 6mmol/l weg ist.
Hintergrund: Wir haben hier auch Bestimmungen, die auf den ersten Blick genau das besagen. Aber auf den zweiten Blick sind es tatsächlich nur unverbindliche Orientierungshilfen. Wenn der behandelnde Arzt auf Nachfrage bescheinigt, dass man mit dem gesünderen BZ keine schweren Hypos hat, ist der gesündere BZ keine Gefahr für den Führerschein.

Bisdann, Jürgen

Silly Lilly
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon Silly Lilly » 14. Mai 2014, 06:53

Hallo Juergen,

http://www.npc.nhs.uk/rapidreview/?p=4937" onclick="window.open(this.href);return false;

http://www.direct.gov.uk/prod_consum_dg ... 202154.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;

Der zweite Link zeigt wie man geschickt darauf antwortet wenn es um die naechtlichen Hypos geht . Es gibt viele Faelle im Diabetes Forum hier in England , wo Leute im Fragebogen zugegeben haben ,das sie in der Nacht Hypos haben und daraufhin der Fuehrerschein nicht erneuert wurde .
Ich musste bei meiner Aerztin unterschreiben , dass ich min. 1 Std vor der Fahrt messe und mich nie unter 6 mmol ans Steuer setze .
Das ist ja die ganze Diskussion hier . Mein Hba1 koennte um so vieles besser sein , wenn ich nicht immer meinen BZ kuenzlich etwas hoeher halten muss . Zudem kommen ja auch noch meine Augenprobleme . Ich gehe alle 3 - 4 Monate zu einem Spezialisten , den wir aus eigener Tasche bezahlen . Wuerde ich mich auf der NHS verlassen waeren meine Augen schon laengst dahin ob mit oder ohne LCHF .

Ich habe zum Glueck den Vorteil einen Europaeischen Fuehrerschein zu haben . Der braucht nicht alle drei Jahre verlaengert zu werden .
Trotzdem muss ich mich diesen Regeln beugen .

VG
Lilly

Benutzeravatar
hjt_Jürgen
Beiträge: 47
Registriert: 23. Januar 2014, 20:53
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon hjt_Jürgen » 14. Mai 2014, 10:49

Moin Aronia
dann stellt sich doch die Frage, warum Diabetes immer mehr zunimmt und Krebs ebenfalls? Wir wollen hier jedenfalls nicht die zunehmende Luftverschmutzung dafür verantwortlich machen.
Die Frage ist wirklich interessant. Beim Diabetes hatten wir die letzte große Welle Mitte der 90ger Jahre. Da machten plötzlich erschreckend ansteigende Zahlen von tödlichen Herzinfarkten und Schlaganfällen die Schlagzeilen. Also waren Diabetüsse zahlenmäßig gewaltig angestiegen und vor allem auch das Risiko, daran mit fatalen KHK-Komplikationen zu sterben - interessanter Weise, ohne die Gesamtzahl der Ereignisse zu erhöhen :(
Man war nur dazu über gegangen, Todesfälle nach Herzinfarkt und Schlaganfall zeitnah auf Blutzucker zu untersuchen.

Eine ähnliche Diabetes-Welle hatte es schon mal Anfang der 90ger Jahre gegeben, als dazu über gegangen wurde, bei jeder Blutuntersuchungs-Routine den Blutzucker unaufgefordert automatisch mit zu bestimmen.
Die Welle davor Mitte der 80ger Jahre, als die ersten dieser Selbstmess-Teile auf den Medizinmarkt kamen, von denen heute jeder Insuliner wenigstens eins hat. Wo bis dahin zur Blutzucker-Bestimmung ins nächste Krankenhaus mit Labor geschickt werden musste und das nur bei schwerwiegendem Verdacht getan worden war, konnte nun der Dok direkt und zum Bruchteil vom Laborpreis in der Praxis nachschauen.
Die Welle davor, als Ende der 70ger Jahre von den USA ausgehend zum ersten Mal weltweit einheitliche Diagnose-Kriterien aufgestellt worden waren.

Wenn also jemand argumentiert, dass früher alles besser war, weil es z.B. weniger Diabetüsse gegeben hat, kannst Du mit Fug und Recht erwidern, dass früher halt die meisten an den Folgen vom Diabetes gestorben sind und man den Diabetes einfach nicht entdeckt hat. Und wenn Du in die Krebsgeschichte schaust, wirst Du ähnliches entdecken.

Doch, ja, es gibt bestimmt auch dann noch einen Anstieg, wenn man die Zahlen um diese Diagnose-Geschichte bereinigt. Aber der beträgt erstens nur noch einen Bruchteil der populistisch gehandelten Größen, und auch der hat wenigstens z.T. einen sehr viel handfesteren Hintergrund, als die berühmte Luftverschmutzung:
Wir leben im Durchschnitt sehr viel länger, und wir überleben von Geburt an mit immer mehr von den Defekten, mit denen die Kinder in früheren Generationen gestorben und gar nicht zeugungsfähig geworden sind. Diese Defekte werden nun nicht nur einfach weiter gegeben, sondern können locker von 2 Menschen in ihren Kindern wenigstens verdoppelt werden usw. usw....

Bisdann, Jürgen

Klar bleibt Dir unbenommen, immer noch an die besonders krankmachende Wirkung von KHs zu glauben ;)

Benutzeravatar
Shenana
Beiträge: 1477
Registriert: 17. Juni 2011, 19:37
Wohnort: Hessen/Landkreis Gießen
Status: Offline

Re: Was passiert wenn...

Beitragvon Shenana » 26. Mai 2014, 09:35

MissTiramisu:
Nochmal bezogen auf das Thema des Threads: Ich finde auch ab und zu mal ne Torte und den dazugehörigen KH Kater nicht schlimm, auch wenn ich das nicht mache, weil ich so ein hohes Gewicht hab und erstmal unter 100 wiegen will, bevor ich auch nur ansatzweise mal ne Torte essen würde. Mag eigentlich gar nicht. Das Problem bei den "Ausnahmen" liegt vielmehr darin, dass man sich daran gewöhnt, Ausnahmen zu machen. Dass man sich damit belohnt. Aber ist das eine Belohnung, dass ich mich danach schlecht fühle? Nicht aus schlechtem Gewissen, sondern körperlich schlecht? Irgendwie nicht, oder?

Die Schwelle, Ausnahmen zu machen, ist bei mir MEGA hoch. Ich hatte schonmal ein Jahr Atkins gemacht und es gab fast jedes Wochenende Ausnahmen. Das war einfach nicht gut, ich hab immer solche Schwierigkeiten gehabt, mich wieder an wenig KHs zu gewöhnen und im Kopf überzeugt zu sein.

Wem das leicht fällt, der "sündige" hin und wieder, bitte sehr. Aber wem es schwer fällt… Bleibt hart, zieht es durch und fühlt euch gut dabei.
Genau so ist es. Peter Mersch scheibt ja dazu:
"Nun gebe ich (Peter Mersch) zu, dass die meisten kohlenhydratsüchtigen Übergewichtigen - und die Untergewichtigen ebenso -, deren Gehirn ausschließlich vmo Energierträger Glukose lebt, erst nach vielen Jahren der Umstellung zu einer solch relaxen Haltung in der Lage sein werden. In den ersten Jahren wird man im Allgemeinen sehr dizipliniert sein müssen, um Rückfälle zu vermeiden" (Quelle:Peter Mersch - Wie Übergewicht entsteht..; Seite 92).
Ich finde das Büchlein von Peter Mersch sehr interessant !


Zurück zu „Vorstellen - Anfängerfragen“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Amazon [Bot] und 1 Gast