Tach auch, Eka,
ich habe eben voller Genugtuung meine Signatur geändert, ab sofort minus zweikommaachtttt… Und dabei habe ich gestern eine ganze Dose Sardinen plattgemacht, abgerundet mit etwas Frischkäse und Chinakohl, das glaubt mein Arzt mir niiiie… *amüsier*
Dank’ Dir für den lieben Willkommensschrieb, das passt wirklich gut zur LCHF-Ernährung, denn das geht mir runter wie geschmolzene Butter…!
Gern werde ich Euch von meinen Erlebnissen, Hirngespinsten und so allerlei weiterem Getüdel berichten, vorausgesetzt es nervt Euch nicht!
Soll ich mal erzählen, wie das angefangen hat mit dem Wunsch nach Veränderung, insbesondere gewichtsmäßig?
Wie viele hier habe ich mich immer für mein Übergewicht geschämt, steckte in so einigen Teufelskreisen aus Selbstablehnung und Frustessen (die ich jetzt aber angehen will) und mochte mich meiner Umwelt gegenüber nicht gern zeigen. Nicht, dass ich das inzwischen lieber täte, denn es wird ja noch eine ganz schöne Etappe nötig sein, bis überhaupt jemand entdeckt, dass meine Figur sich verändert (kennst Du das? Man verkündet stolz, man hätte sooo schön abgenommen und alle sagen: Ach, echt?) Aber in letzter Zeit entwickelt sich in mir immer mehr der Wunsch, dass ich wirklich ich sein möchte! Nicht die Dicke da oder Frau Pinsch aus Abteilung Soundso oder die, die mit den Kilos tanzt. Nein, ich möchte PINSCH sein!
Doch wer ist denn Pinsch? Die, die versucht, in ganzer Breite im Alltag möglichst unauffällig zu sein. Die, die versucht, mit Leistung zu punkten, statt mit ner guten Figur. Die, deren klares Wort, z. B. im Kollegen- oder Freundeskreis, offensichtlich gleich viel schwerwiegender ausgelegt wird als die ebenso klare Ansage einer Dünneren, im Positiven wie im Negativen. Doch ein viel detaillierteres Bild von mir habe ich selber eigentlich nicht.
Ich kann es nur in einem Satz zusammenfassen:
Ich möchte meinen Platz einnehmen.
So weit, so gut. Aber wie? Ich habe nur eine Ahnung wie und spüre dem nach, was zu allerlei komischen Situationen führt. Ich fahre z. B. morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit und schmeiße mich dazu jeden Morgen wieder mit Unbehagen ins Getümmel. Auf gefühlte 2130 Fahrgäste kommen nur wenige Busse, diese sind natürlich pickepackevoll mit verschlafenen, genervten Menschen, und ich mag es überhaupt nicht, so eingezwängt mittendrin zu sein! Aber ich kann’s ja momentan nicht ändern, anders geht es nicht, also Zähne zusammenbeißen und durch.
Kennst Du das, wenn man sich im Bus von weiter hinten Richtung Ausgang durchschlängeln muss, weil man an der nächsten Haltestelle aussteigen möchte, kommt aber nicht weiter? „Schlängeln“ ist wohl in meinem Falle auch nicht ganz so das richtige Wort, oft genug hört man im dichten Gedränge einen entsprechenden Kommentar. Und dann steht man endlich am Ausgang, die Tür öffnet sich und Menschen, die nicht warten wollen, bis andere Fahrgäste ausgestiegen sind, drängeln sich rücksichtslos in den Bus, bevor man selbst aussteigen kann. Passiert mir dauernd!!!
Vor ein paar Wochen nun fiel mir im Zuge meines Ziels „Ich will meinen Platz einnehmen“ ein, dass ich vielleicht mein Kampfgewicht ja auch mal positiv nutzen könnte. Wie oft habe ich schon Ratschläge, wohl angelesen in Ratgeberzeitschriften à la „Welt der Frau…“ oder so, hören müssen, die da lauten:
„Du bist doch nur so dick, weil du dich breit machen willst! Du willst dich wichtig fühlen.“
Mich hat das oft sehr verletzt, denn wenn mir jemand eine Tarnkappe geschenkt hätte - - ich schwöre, ich hätte sie benutzt, und nicht nur für Busfahrten!!! Doch mit Tarnkappe seinen Platz einzunehmen ist ja dann auch nur die halbe Freude, ne?
Also bleibt nur Umnutzen! Besteht dein Leben aus Zitronen, mach’ Limonade draus. Doller Spruch, wirklich, aber doch nicht für mich! Wie sollte ich das denn in diesem Falle umsetzen können…neeee…..aber wenn nun……..hmmmmm…
Weißt Du, was ich gemacht habe, Eka? Das war nicht großartig überlegt, ich verdiene also keinen Orden für besonders besonnenes Denken, nein. Es war eine Momententscheidung:
Ich hatte mich, wie jeden Morgen, bis zur Bustür vorgearbeitet und sah schon von weitem, dass an der Haltestelle wieder der Kerl steht, der sich immer in den Bus drängelt, bevor ich aussteigen kann. Der Bus hielt, die Türen gingen auf - - - - - - - und heraus jagte Pinsch!
Ich bin dem Kerl, just als der vortreten wollte, in ganzer Breite und meine Figur ausnutzend (im langen, dicken Wintermantel, mit breitem Schal umtüdelt und großer, dick mit Akten gefüllter Schultertasche ein echter Donnerschlag) direkt vor den Bauch gesprungen! Der war vollkommen chancenlos, machte nur laut : „Hhhmmmmmpffffff…!“ und starrte mich hilflos an.
Da standen wir nun, fast Nase an Nase, er und ich, scheinbar sekundenlang. Ich konnte nicht zurück, weil hinter mir der Bus stand, und er konnte nicht vor, weil er an mir so schnell nicht vorbeikam.
Und plötzlich merkte ich: ich nehme gerade meinen Platz ein, das bin in ganzer Breite ICH, und ich darf das auch SEIN…! Das war ein so gutes Gefühl, dass ich laut lachen musste und dann auch nur noch rausbrachte:
„Moin!!! Das passte wohl nicht, was?“
Dann erst machte ich einen Schritt zur Seite, so dass er gerade noch durch die sich schließende Bustür drängeln konnte. Ich hatte den ganzen Tag gute Laune…
Daraus habe ich mir das Motto für die nächste Zeit gebastelt:
Mich zu akzeptieren heißt, mich mit den Gegebenheiten anzufreunden, die nunmal so sind. Ich bin stark übergewichtig, das ist nicht zu leugnen. Aber ich muss mich nicht klein machen, es gibt auch Vorteile, die ich nutzen kann.
Ich will lernen, mehr und mehr meinen Platz einzunehmen, so wie ich bin. So kann ich mich immer mehr herausarbeiten, wie eine Skulptur sozusagen, immer besser ich selbst sein, authentisch werden. Nach und nach kann ich, unter anderem mit LCHF, immer mehr definieren, wer ich bin. Und ich starte, indem ich mit dem arbeite, was da ist: mit Pinsch.
Ha, das war das Wort zum Dienstag. Noch jemand daaaaa?
Apropos „nehmen, was da ist“:
Ich habe gerade gesehen, dass noch Kokosfett, Eier und Kakao da sind, damit gibt’s jetzt einen herrlichen Eiermilchschokokaffeewahnsinn.
Auf geht’s! Und Danke fürs Lesen!!! ;)
LG Pinsch