Typ1 Diabetiker mit LCHF
Verfasst: 17. April 2020, 10:23
Moin zusammen,
ich lese hier schon etwas länger hin und wieder mit und habe mich gestern angemeldet, da Rainer euch so empfohlen hat. Ihn kenne ich bereits als sehr hilfreichen Unterstützer und Beantworter vieler Fragen bei meinen Problemchen. Vielen Dank dafür nochmals.
Also kurz zur mir, sorry wird doch etwas länger und ist auch diabeteslastig: Ich bin mittlerweile 43 Jahre, 184cm groß und hatte seit Kindertagen immer mit zu viel Gewicht zu kämpfen. Mit 20 Jahren hatte ich dann 104kg auf der Waage und habe etwas unvernünftig mein Gewicht in 104 Tagen auf 87kg reduziert. Fast einzige Nahrungsmittel waren damals Knäckebrot, diverse Sorten Frühlingsquark und ein Glas O-Saft am Tag. Seitdem esse ich weder Frühlingsquark noch Knäckebrot. Gewicht konnte ich relativ lange halten aber so mit Mitte 20 war ich dann wieder über 100kg bis hin zu 124kg mit Ende 30. Gesundheitlich ging es mir dennoch relativ gut, war fit, habe auch immer mal wieder ein wenig Sport gemacht aber eigentlich zu wenig.
Dann bin ich vor etwa 8 Jahren mal zu meinem Hausarzt und er sollte doch bitte einen Komplettcheck machen. Dort war alles in Ordnung nur mein Langzeitwert lag bei 6,3 und ich hätte einen Diabetes Typ2. Die Hausarztpraxis war groß und gleichzeitig diabetologische Schwerpunktpraxis. Mir wurde nahe gelegt schnell mit mindestens Medikamenten, vermutlich Insulin anzufangen. Dem Arzt habe ich gesagt, okay, ich komme in drei Monaten wieder und dann schauen wir mal. Eine Ernährungsberatung sollte ich aber trotzdem machen und die habe ich dann in etwa 8 oder 10 Unterrichtseinheiten nach DGE dort mitgemacht aber gleichzeitig angefangen ein leicht abgewandeltes Schlank im Schlaf / Pape Programm für mich zu machen. Drei Monate später lag ich bei 106 oder 107kg, diesmal nicht so einseitig und mit sehr viel Sport. Mein Langzeitwert lag dann bei 5,5 und alle waren zufrieden. Medikamente oder gar Insulin habe ich überhaupt nicht genommen, meine Werte lagen in den nächsten Jahren immer zwischen 5,6 und 6,2. Ich habe Kohlenhydrate reduziert wenn es ging, sprich abends nach Möglichkeit keine. Das aber nicht streng und mit Süssigkeiten selten aber wenn dann schon gute Portionen. Das Gewicht konnte ich lange niedrig halten, in 2018 war ich aber wieder im Bereich 124kg. Dann habe ich mit Kohlenhydraten wieder stärker reduziert und bin auch schnell wieder Richtung 100 gekommen, blieb aber immer 3stellig. Gemessen per Blut habe ich vor acht Jahren häufig aber eigentlich keine extremen Werte gehabt. Morgens nüchtern maximal 120, postprandial nur ein einziges Mal knapp über 200 gemessen nach Verzehr von 2 Glas Apfelwein.
Als ich vor einem Jahr mit meinem Gewicht immer noch bei 101kg lag, war ich eigentlich zufrieden, gemessen habe ich selbst aber schon lange nicht mehr, hatte nicht mal mehr Teststreifen. Ernüchterung war dann bei meinem inzwischen neuen Hausarzt als er Langzeitwert messen wollte und der bei 6.5 lag. Auf Metformin oder ähnliches angesprochen wollte er noch abwarten und ich solle mehr Lebensstiländerung betreiben. Da ich aber gerade die drei Monate vorher sehr viel Sport und sehr auf die Ernährung geachtet habe, habe ich ihm auch gleich gesagt, dass das wohl nicht gehen würde weil ich da am Limit bin. Gut, er wollte drei Monate abwarten und dann neuen Langzeitwert. Die drei Monate wurden etwas länger und gerade so ab Spätsommer letzen Jahres habe ich es durch einen Haufen privater Probleme extrem schlüren lassen, gerne viele KHs und naja ab November bekam ich Bauchschmerzen, nicht stark, eher wie ein Hungergefühl, Dezember hatte ich eine starke Erkältung, da waren die Bauchschmerzen weg und als die Erkältung wieder weg war kamen auch die Bauchschmerzen wieder. Dazu ein sehr starker Durst (6-8 Liter), häufig Harndrang und mir ging es immer schlechter. Klar habe ich an Diabetes gedacht aber nicht mal Teststreifen im Haus. In der ersten Januar Woche ging dann bei mir nicht mehr viel und bin dann zu meinem Hausarzt gefahren. Blutdruck, der eigenltich bei mir morgens so bei 90/60 liegt war bei 150/100 und nüchtern hat mich der Arzt mit 303 Blutzucker gehabt und mir nahe gelegt mich doch mal für ein paar Tage ins Krankenhaus zum Einstellen zu begeben. Unser Krankenhaus im Ort ist grottenschlecht, allerdings auch diabetologische Schwerpunktklinik mit sehr gutem Ruf in dem Bereich (Quakenbrück). Ich bin vom Hausarzt nach Hause gefahren, habe noch meine Tasche gepackt und ein Brötchen gegessen. 90 Minuten später war ich in der Aufnahme und hatte knapp 500 Glucose im Blut, sorry für die nicht vorhandenen Einheiten, und der aufnehmende Arzt wurde zunehmend panischer und machte mir Angst, das wäre extrem gefährlich und ich wusste erst gar nicht was er von mir wollte. Klar, Zucker war hoch aber es gibt ja Insulin, mein erstes fremdes. Er sprach aber immer wieder von Ketoazidose und morgen wäre ich nicht mehr selbst gekommen und vermutlich im Koma..l Naja, war meinem Blutdruck nicht so zuträglich aber die Azidose war wohl noch nicht so stark und ich konnte mich noch selbst auf den Beinen halten, bekam jede Menge Infusionen und Insulin. Ersten Tag haben die mich so auf 300 gebracht, dann die nächsten Tage Richtung 200 und ich hatte nach ein paar Tagen Ziel 140. Innerhalb von zwei Tagen konnte ich dann auch selbst spritzen, Bolus Humalog und Lanzeitinsulin meine ich Abaglasar. Nach der ersten Nacht im Krankenhaus bin ich morgens aufgewacht und war irgendwie endlich mal wieder wach. Aber sehen konnte ich nicht mehr gut, Arme waren zu kurz zum lesen. Ich bin eh stark kurzsichtig und habe eine starke Hornhautverkrümmung aber das war neu. Auch Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein war vorhanden. Meine Laborwerte sagten Fettwerte extrem hoch, Mineralien durcheinander, Blut sauer, Langzeitwert bei 12,x
ICT schlug bei mir gut an, ich lag 12 Tage dort, bekam Schulungen und am letzten Tag dann noch eine Überraschung, die Laborwerte waren da und ich hätte wohl Typ1, zwei Antikörper positiv, Eigeninsulin aber noch etwas vorhanden und wurde entlassen. Basal wurde noch auf Tresiba umgestellt, 8 Einheiten abends. Mein Bolustagesbedarf lag bei 12BE ungefähr bei 20-25 Einheiten. Im Krankenhaus habe ich mehrfach nach LowCarb gefragt aber alle sagten mir dort, nein, mindestens 12BE unbedingt. Meine Bauchschmerzen wurden gleich mit Pantoprazol behandelt und hörten auch kurzfristig auf. Auch gab es gleich am ersten Tag Metformin, langsam eingeschlichen auf dann 2x 1000mg, zudem noch Statine. Magenspiegelung war im Krankenhaus angeraten aber das haben die in 12 Tagen nicht geschafft, Safladen, sorry, Pfleger und Ärzte in der Abteilung waren gut aber das ganze Krankenhaus ist ein Saftladen und ich habe eigentlich auf der Brust tätowiert "egal wo hin aber nicht nach Q.", allerdings nur virtuell.
Im Anschluss bin ich zu meinem Hausarzt, neuer Diabetologe da der alte dieses Jahr aufhört, habe eine Magenspiegelung o.B. machen lassen, da aber alle dringend zu MRT Pankreas geraten haben, habe ich auch das gemacht und auch nix gefunden. Mein Lipase-Wert ist leicht erhöht, 60 soll, ich habe 90. Direkt im KH 85, 4 Wochen später 90. Bauchschmerzen sind weg, mir geht es gut.
Ich habe direkt nach Krankenhaus, entgegen dem Rat der Ärzte, meine Ernährung auf LC mit 50-80g KH umgestellt, nur noch zwei Mahlzeiten wie ich es gewohnt war gegessen und bin dann nach sehr kurzer Zeit bei ketogener Ernährung gelandet.
Blutwerte nach ein paar Wochen LC und Anfang ketogen waren phänomenal. Meine Triglyceride sind von 600 im KH auf etwa 70 runter gegangen, die anderen Fettwerte auch super. Statine habe ich sofort abgesetzt und das Metformin im Prinzip auch eine Woche nach Krankenhaus da ich die ja eh off-label zum Abnehmen bekommen habe und das kann ich selber doch besser und ohne Bauchschmerzen von dem Dreck.
Keto mach ich jetzt seit ungefähr zwei Monaten recht streng, unter 20g KH, als ich aus dem Krankenhaus raus kam, hatte ich wieder 110kg auf der Waage, jetzt nach zwei Monaten LC wiege ich 97kg. Mir geht es super, ich spritze gar kein Bolusinsulin mehr und habe mein Basal von 8 Einheiten auf 2 reduziert, mittlerweile aber wieder auf 4 erhöht. Meine Glucosespiegel liegen zwischen 70 und 100, wenn ich mich stark bewege, Sport mache oä. gehen Sie um 50 Einheiten hoch und im Anschluss bei Ruhe dann um etwa 70 Einheiten runter. Auch habe ich morgens ein Aufstehsyndrom, ich wach in der Regel mit 80er Werten auf und wenn ich mich dann zügig fertig mache und ein wenig durch das Haus laufe, habe ich 110-120. Das habe ich Anfangs mit einem Morgengupf von 3 bis 4 Einheiten weggespritzt, mache ich aber seit ein paar Wochen auch nicht mehr, weil ich diese Erhöhung für meine körperlichen Betätigungen nutze. Hypos habe ich gar keine. Außer ganz am Anfang als ich aus dem KH kam. Jetzt, ohne Bolus komm ich auch mal auf 65 was für mich aber völlig okay ist. Mein Ziel war möglichst schnell unter 100kg zu kommen. Zweites Ziel war innerhalb eines weiteren Jahres in eine Region zwischen 85 und 90kg zu landen. Erstes Ziel ist schnell erreicht gewesen und am zweiten arbeite ich jetzt.
Umfänge sind deutlich zurück gegangen aber nicht gemessen. Ich merke es am Gürtel und an den Klamotten. Außerdem glaube ich, dass meine Oberarme Muskeln dazu bekommen haben. Ich habe eh ein breites Kreuz und auch gut was in den Armen, war aber vorher eine Fettschicht drüber
Sport kommt jetzt auch wieder mehr, ich fahre Rennrad bzw. Gravel. Bin aber jetzt wieder Einsteiger.
Seit ich nach ein paar Tagen in Ketose kam habe ich für mich wunderbares entdeckt. Absolut kein Hungergefühl mehr, ich trinke morgens zwei Pötte Kaffee, dann um 10-11 Uhr einen doppelten BPC, sprich etwa 400ml Kaffee, einen guten EL Butter und zwei EL MCT-Öl. Gegessen wird nur noch abends um etwa 19 Uhr, dann aber auch schon 1200kcal. Ich tracke alles mit FDDB und habe mir 2300kcal zugestanden, komme aber meist nur auf 1500-1800kcal und fühle mich top fit. Getränke sind mein Problem, Wasser ist noch nicht wieder meins, leider Cola light oder ähnliches, wird aber weniger. Ich ergänze derzeit mit 1 Tablette A-Z komplett von Abtei und müsste eigentlich bald mal Kalium, Kalzium und Magnesium erhöhen, da komme ich lt. FDDB nur auf 30-40% Tagesbedarf, allerdings tracke ich auch kein Salz und Pfeffer. Ansonsten aber alles.
Weitere Vorteile für mich, anfangs mindestens 2 Stunden weniger Schlafbedarf, ist aber wieder etwas mehr geworden. Bin topfit, voller Energie und bis auf den Pieks am Abend stört mich mein Diabetes gar nicht. Klar, ich beschäftige mich mich im Moment viel damit, gerade um Wissen aufzubauen.
Ach und die Bauchschmerzen haben von selbst aufgehört, genaue Diagnose ist schwierig, klingt aber alles nach Typ1-Lada und ich vermute für mich, ich hatte eine leichte Pankreatitis. Leber und Nierenwerte sind top, alle anderen Blutwerte auch. Werde im Mai aber nicht messen außer Langzeit und ein Quartal später mal wieder alle Werte.
Gesündigt habe ich in den letzten zwei Monaten auch ab und an, allerdings bedächtig, Xylit ist wohl nix für mich, macht schnell Magengrummeln, Durchfall und auch hohe Glucosespiegel. Auch habe ich fast kein Bedürfnis auf süss. Deshalb wird das sündigen auch weniger.
Achso, meine Ärzte (Hausarzt, Diabetologe und auch Gastroenterologe) habe ich von meinen LC Plänen erzählt aber anfangs nicht ketogen in den Mund genommen, die waren komischerweise alle angetan und befürworteten es. Gerade als meine neuen Blutwerte kamen, waren sie begeistert und sagten, ich solle bloß so weiter machen wenn ich irgendwie könne. Der Diabetologe hat mir noch ein GEspräch mit der Ernährungstante angedreht. Das war eher amüsant, war ja klar, stand auch DGG dran. Die wollte mir einreden, ich müsse mindestens 12BE essen und solle lieber fettarm ernähren. Ich würde eine Ketoazidose bekommen. Ich habe sie dann selbst aufgeklärt was Ketose und was Ketoazidose bedeutet und ihr auch gesagt, ich mache so weiter mit ketogen. Meine Blutwerte würde es ihr ja beweisen. Sie wollte sich ein wenig einlesen und ich habe ihr schon angedroht, dass ich im Mai wieder komme und ihre neuen Kenntnisse abrufen würde War aber alles in allem noch ein nettes Gespräch wo ich mich hinterher mit dem Diabetologen köstlich drüber amüsiert habe. Ach und ein Rezept für Ketosticks sollte ich unbedingt mitnehmen für mein Libre. Das habe ich aber noch gar nicht abgeholt. Aceton im Atem hatte ich nach ein paar Tagen und mein gefühlter Wert langt mir. Ketoazidose befürchte ich überhaupt nicht, ich nehme etwas Basal und habe keine hohen Werte. Mein mittlerweile mit Xdrip+ kalibriertes Libre in Verbindung mit Nightscout prognostiziert mir mittlerweile einen Langzeitwert von 4,6. Auf den Quartalstermin Anfang Mai bin ich sehr gespannt.
So vielen Dank für das Lesen, ich hoffe ich habe alle Infos die vielleicht benötigt werden hier stehen, ggf. ergänze ich.
Mir erhoffe ich hier regen Informationsaustausch, neue Einblicke ins ketogene Leben und nette Gespräche.
ich lese hier schon etwas länger hin und wieder mit und habe mich gestern angemeldet, da Rainer euch so empfohlen hat. Ihn kenne ich bereits als sehr hilfreichen Unterstützer und Beantworter vieler Fragen bei meinen Problemchen. Vielen Dank dafür nochmals.
Also kurz zur mir, sorry wird doch etwas länger und ist auch diabeteslastig: Ich bin mittlerweile 43 Jahre, 184cm groß und hatte seit Kindertagen immer mit zu viel Gewicht zu kämpfen. Mit 20 Jahren hatte ich dann 104kg auf der Waage und habe etwas unvernünftig mein Gewicht in 104 Tagen auf 87kg reduziert. Fast einzige Nahrungsmittel waren damals Knäckebrot, diverse Sorten Frühlingsquark und ein Glas O-Saft am Tag. Seitdem esse ich weder Frühlingsquark noch Knäckebrot. Gewicht konnte ich relativ lange halten aber so mit Mitte 20 war ich dann wieder über 100kg bis hin zu 124kg mit Ende 30. Gesundheitlich ging es mir dennoch relativ gut, war fit, habe auch immer mal wieder ein wenig Sport gemacht aber eigentlich zu wenig.
Dann bin ich vor etwa 8 Jahren mal zu meinem Hausarzt und er sollte doch bitte einen Komplettcheck machen. Dort war alles in Ordnung nur mein Langzeitwert lag bei 6,3 und ich hätte einen Diabetes Typ2. Die Hausarztpraxis war groß und gleichzeitig diabetologische Schwerpunktpraxis. Mir wurde nahe gelegt schnell mit mindestens Medikamenten, vermutlich Insulin anzufangen. Dem Arzt habe ich gesagt, okay, ich komme in drei Monaten wieder und dann schauen wir mal. Eine Ernährungsberatung sollte ich aber trotzdem machen und die habe ich dann in etwa 8 oder 10 Unterrichtseinheiten nach DGE dort mitgemacht aber gleichzeitig angefangen ein leicht abgewandeltes Schlank im Schlaf / Pape Programm für mich zu machen. Drei Monate später lag ich bei 106 oder 107kg, diesmal nicht so einseitig und mit sehr viel Sport. Mein Langzeitwert lag dann bei 5,5 und alle waren zufrieden. Medikamente oder gar Insulin habe ich überhaupt nicht genommen, meine Werte lagen in den nächsten Jahren immer zwischen 5,6 und 6,2. Ich habe Kohlenhydrate reduziert wenn es ging, sprich abends nach Möglichkeit keine. Das aber nicht streng und mit Süssigkeiten selten aber wenn dann schon gute Portionen. Das Gewicht konnte ich lange niedrig halten, in 2018 war ich aber wieder im Bereich 124kg. Dann habe ich mit Kohlenhydraten wieder stärker reduziert und bin auch schnell wieder Richtung 100 gekommen, blieb aber immer 3stellig. Gemessen per Blut habe ich vor acht Jahren häufig aber eigentlich keine extremen Werte gehabt. Morgens nüchtern maximal 120, postprandial nur ein einziges Mal knapp über 200 gemessen nach Verzehr von 2 Glas Apfelwein.
Als ich vor einem Jahr mit meinem Gewicht immer noch bei 101kg lag, war ich eigentlich zufrieden, gemessen habe ich selbst aber schon lange nicht mehr, hatte nicht mal mehr Teststreifen. Ernüchterung war dann bei meinem inzwischen neuen Hausarzt als er Langzeitwert messen wollte und der bei 6.5 lag. Auf Metformin oder ähnliches angesprochen wollte er noch abwarten und ich solle mehr Lebensstiländerung betreiben. Da ich aber gerade die drei Monate vorher sehr viel Sport und sehr auf die Ernährung geachtet habe, habe ich ihm auch gleich gesagt, dass das wohl nicht gehen würde weil ich da am Limit bin. Gut, er wollte drei Monate abwarten und dann neuen Langzeitwert. Die drei Monate wurden etwas länger und gerade so ab Spätsommer letzen Jahres habe ich es durch einen Haufen privater Probleme extrem schlüren lassen, gerne viele KHs und naja ab November bekam ich Bauchschmerzen, nicht stark, eher wie ein Hungergefühl, Dezember hatte ich eine starke Erkältung, da waren die Bauchschmerzen weg und als die Erkältung wieder weg war kamen auch die Bauchschmerzen wieder. Dazu ein sehr starker Durst (6-8 Liter), häufig Harndrang und mir ging es immer schlechter. Klar habe ich an Diabetes gedacht aber nicht mal Teststreifen im Haus. In der ersten Januar Woche ging dann bei mir nicht mehr viel und bin dann zu meinem Hausarzt gefahren. Blutdruck, der eigenltich bei mir morgens so bei 90/60 liegt war bei 150/100 und nüchtern hat mich der Arzt mit 303 Blutzucker gehabt und mir nahe gelegt mich doch mal für ein paar Tage ins Krankenhaus zum Einstellen zu begeben. Unser Krankenhaus im Ort ist grottenschlecht, allerdings auch diabetologische Schwerpunktklinik mit sehr gutem Ruf in dem Bereich (Quakenbrück). Ich bin vom Hausarzt nach Hause gefahren, habe noch meine Tasche gepackt und ein Brötchen gegessen. 90 Minuten später war ich in der Aufnahme und hatte knapp 500 Glucose im Blut, sorry für die nicht vorhandenen Einheiten, und der aufnehmende Arzt wurde zunehmend panischer und machte mir Angst, das wäre extrem gefährlich und ich wusste erst gar nicht was er von mir wollte. Klar, Zucker war hoch aber es gibt ja Insulin, mein erstes fremdes. Er sprach aber immer wieder von Ketoazidose und morgen wäre ich nicht mehr selbst gekommen und vermutlich im Koma..l Naja, war meinem Blutdruck nicht so zuträglich aber die Azidose war wohl noch nicht so stark und ich konnte mich noch selbst auf den Beinen halten, bekam jede Menge Infusionen und Insulin. Ersten Tag haben die mich so auf 300 gebracht, dann die nächsten Tage Richtung 200 und ich hatte nach ein paar Tagen Ziel 140. Innerhalb von zwei Tagen konnte ich dann auch selbst spritzen, Bolus Humalog und Lanzeitinsulin meine ich Abaglasar. Nach der ersten Nacht im Krankenhaus bin ich morgens aufgewacht und war irgendwie endlich mal wieder wach. Aber sehen konnte ich nicht mehr gut, Arme waren zu kurz zum lesen. Ich bin eh stark kurzsichtig und habe eine starke Hornhautverkrümmung aber das war neu. Auch Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein war vorhanden. Meine Laborwerte sagten Fettwerte extrem hoch, Mineralien durcheinander, Blut sauer, Langzeitwert bei 12,x
ICT schlug bei mir gut an, ich lag 12 Tage dort, bekam Schulungen und am letzten Tag dann noch eine Überraschung, die Laborwerte waren da und ich hätte wohl Typ1, zwei Antikörper positiv, Eigeninsulin aber noch etwas vorhanden und wurde entlassen. Basal wurde noch auf Tresiba umgestellt, 8 Einheiten abends. Mein Bolustagesbedarf lag bei 12BE ungefähr bei 20-25 Einheiten. Im Krankenhaus habe ich mehrfach nach LowCarb gefragt aber alle sagten mir dort, nein, mindestens 12BE unbedingt. Meine Bauchschmerzen wurden gleich mit Pantoprazol behandelt und hörten auch kurzfristig auf. Auch gab es gleich am ersten Tag Metformin, langsam eingeschlichen auf dann 2x 1000mg, zudem noch Statine. Magenspiegelung war im Krankenhaus angeraten aber das haben die in 12 Tagen nicht geschafft, Safladen, sorry, Pfleger und Ärzte in der Abteilung waren gut aber das ganze Krankenhaus ist ein Saftladen und ich habe eigentlich auf der Brust tätowiert "egal wo hin aber nicht nach Q.", allerdings nur virtuell.
Im Anschluss bin ich zu meinem Hausarzt, neuer Diabetologe da der alte dieses Jahr aufhört, habe eine Magenspiegelung o.B. machen lassen, da aber alle dringend zu MRT Pankreas geraten haben, habe ich auch das gemacht und auch nix gefunden. Mein Lipase-Wert ist leicht erhöht, 60 soll, ich habe 90. Direkt im KH 85, 4 Wochen später 90. Bauchschmerzen sind weg, mir geht es gut.
Ich habe direkt nach Krankenhaus, entgegen dem Rat der Ärzte, meine Ernährung auf LC mit 50-80g KH umgestellt, nur noch zwei Mahlzeiten wie ich es gewohnt war gegessen und bin dann nach sehr kurzer Zeit bei ketogener Ernährung gelandet.
Blutwerte nach ein paar Wochen LC und Anfang ketogen waren phänomenal. Meine Triglyceride sind von 600 im KH auf etwa 70 runter gegangen, die anderen Fettwerte auch super. Statine habe ich sofort abgesetzt und das Metformin im Prinzip auch eine Woche nach Krankenhaus da ich die ja eh off-label zum Abnehmen bekommen habe und das kann ich selber doch besser und ohne Bauchschmerzen von dem Dreck.
Keto mach ich jetzt seit ungefähr zwei Monaten recht streng, unter 20g KH, als ich aus dem Krankenhaus raus kam, hatte ich wieder 110kg auf der Waage, jetzt nach zwei Monaten LC wiege ich 97kg. Mir geht es super, ich spritze gar kein Bolusinsulin mehr und habe mein Basal von 8 Einheiten auf 2 reduziert, mittlerweile aber wieder auf 4 erhöht. Meine Glucosespiegel liegen zwischen 70 und 100, wenn ich mich stark bewege, Sport mache oä. gehen Sie um 50 Einheiten hoch und im Anschluss bei Ruhe dann um etwa 70 Einheiten runter. Auch habe ich morgens ein Aufstehsyndrom, ich wach in der Regel mit 80er Werten auf und wenn ich mich dann zügig fertig mache und ein wenig durch das Haus laufe, habe ich 110-120. Das habe ich Anfangs mit einem Morgengupf von 3 bis 4 Einheiten weggespritzt, mache ich aber seit ein paar Wochen auch nicht mehr, weil ich diese Erhöhung für meine körperlichen Betätigungen nutze. Hypos habe ich gar keine. Außer ganz am Anfang als ich aus dem KH kam. Jetzt, ohne Bolus komm ich auch mal auf 65 was für mich aber völlig okay ist. Mein Ziel war möglichst schnell unter 100kg zu kommen. Zweites Ziel war innerhalb eines weiteren Jahres in eine Region zwischen 85 und 90kg zu landen. Erstes Ziel ist schnell erreicht gewesen und am zweiten arbeite ich jetzt.
Umfänge sind deutlich zurück gegangen aber nicht gemessen. Ich merke es am Gürtel und an den Klamotten. Außerdem glaube ich, dass meine Oberarme Muskeln dazu bekommen haben. Ich habe eh ein breites Kreuz und auch gut was in den Armen, war aber vorher eine Fettschicht drüber
Sport kommt jetzt auch wieder mehr, ich fahre Rennrad bzw. Gravel. Bin aber jetzt wieder Einsteiger.
Seit ich nach ein paar Tagen in Ketose kam habe ich für mich wunderbares entdeckt. Absolut kein Hungergefühl mehr, ich trinke morgens zwei Pötte Kaffee, dann um 10-11 Uhr einen doppelten BPC, sprich etwa 400ml Kaffee, einen guten EL Butter und zwei EL MCT-Öl. Gegessen wird nur noch abends um etwa 19 Uhr, dann aber auch schon 1200kcal. Ich tracke alles mit FDDB und habe mir 2300kcal zugestanden, komme aber meist nur auf 1500-1800kcal und fühle mich top fit. Getränke sind mein Problem, Wasser ist noch nicht wieder meins, leider Cola light oder ähnliches, wird aber weniger. Ich ergänze derzeit mit 1 Tablette A-Z komplett von Abtei und müsste eigentlich bald mal Kalium, Kalzium und Magnesium erhöhen, da komme ich lt. FDDB nur auf 30-40% Tagesbedarf, allerdings tracke ich auch kein Salz und Pfeffer. Ansonsten aber alles.
Weitere Vorteile für mich, anfangs mindestens 2 Stunden weniger Schlafbedarf, ist aber wieder etwas mehr geworden. Bin topfit, voller Energie und bis auf den Pieks am Abend stört mich mein Diabetes gar nicht. Klar, ich beschäftige mich mich im Moment viel damit, gerade um Wissen aufzubauen.
Ach und die Bauchschmerzen haben von selbst aufgehört, genaue Diagnose ist schwierig, klingt aber alles nach Typ1-Lada und ich vermute für mich, ich hatte eine leichte Pankreatitis. Leber und Nierenwerte sind top, alle anderen Blutwerte auch. Werde im Mai aber nicht messen außer Langzeit und ein Quartal später mal wieder alle Werte.
Gesündigt habe ich in den letzten zwei Monaten auch ab und an, allerdings bedächtig, Xylit ist wohl nix für mich, macht schnell Magengrummeln, Durchfall und auch hohe Glucosespiegel. Auch habe ich fast kein Bedürfnis auf süss. Deshalb wird das sündigen auch weniger.
Achso, meine Ärzte (Hausarzt, Diabetologe und auch Gastroenterologe) habe ich von meinen LC Plänen erzählt aber anfangs nicht ketogen in den Mund genommen, die waren komischerweise alle angetan und befürworteten es. Gerade als meine neuen Blutwerte kamen, waren sie begeistert und sagten, ich solle bloß so weiter machen wenn ich irgendwie könne. Der Diabetologe hat mir noch ein GEspräch mit der Ernährungstante angedreht. Das war eher amüsant, war ja klar, stand auch DGG dran. Die wollte mir einreden, ich müsse mindestens 12BE essen und solle lieber fettarm ernähren. Ich würde eine Ketoazidose bekommen. Ich habe sie dann selbst aufgeklärt was Ketose und was Ketoazidose bedeutet und ihr auch gesagt, ich mache so weiter mit ketogen. Meine Blutwerte würde es ihr ja beweisen. Sie wollte sich ein wenig einlesen und ich habe ihr schon angedroht, dass ich im Mai wieder komme und ihre neuen Kenntnisse abrufen würde War aber alles in allem noch ein nettes Gespräch wo ich mich hinterher mit dem Diabetologen köstlich drüber amüsiert habe. Ach und ein Rezept für Ketosticks sollte ich unbedingt mitnehmen für mein Libre. Das habe ich aber noch gar nicht abgeholt. Aceton im Atem hatte ich nach ein paar Tagen und mein gefühlter Wert langt mir. Ketoazidose befürchte ich überhaupt nicht, ich nehme etwas Basal und habe keine hohen Werte. Mein mittlerweile mit Xdrip+ kalibriertes Libre in Verbindung mit Nightscout prognostiziert mir mittlerweile einen Langzeitwert von 4,6. Auf den Quartalstermin Anfang Mai bin ich sehr gespannt.
So vielen Dank für das Lesen, ich hoffe ich habe alle Infos die vielleicht benötigt werden hier stehen, ggf. ergänze ich.
Mir erhoffe ich hier regen Informationsaustausch, neue Einblicke ins ketogene Leben und nette Gespräche.