Hallöchen.Es gibt den psychologischen Effekt der "decision fatigue", Entscheidungsermüdung.
Das bedeutet, dass der Verstand einfach ermüdet, und die Fähigkeit, überlegte Entscheidungen zu treffen, nachlässt, wenn man viele Entscheidungen treffen musste. Das gilt sogar bei erfreulichen Sachverhalten, wie z.B. den Vorbereitungen für eine Hochzeitsfeier!
Die tägliche Ernährung ist in hohem Maße davon betroffen, sofern man bewusst isst. Dies begründet auch, warum es vielen passiert, dass sie vielleicht tagelang einen tollen Plan eingehalten haben, und dann, obwohl sie sich körperlich wunderbar gefühlt haben, zu einer angebotenen Süßigkeit nicht mehr Nein sagen konnten, und hinterher selbst nicht wissen WARUM sie das bloß getan haben. Der Geist war einfach von den vielen kleinen Ja/Nein-Entscheidungen bezüglich vieler Lebensmittel und derer Mengen ermüdet.
Die carnivoren Regeln sind sehr simpel, und nehmen mir das alles ab! Deshalb finde ich das gerade erstaunlich leicht durchzuhalten.
Ja, das Problem der Entscheidungsermüdung ist real.
Ich habe in den letzten Tagen noch mal gelesen, dass die mit diesen täglichen Entscheidungen verbundene "Willenskraft" äußerst wichtig ist.
Und Willenskraft nutzt sich einfach ab - über längere Zeiträume und auch über den Tag verteilt.
Deswegen kann man einiges tun, damit man kleine Entscheidungen nicht ständig neu treffen muss.
Das können z. B. feste Regeln im Bezug auf's Essen sein. Schwarz-weiß Regeln helfen da vielen Menschen. Mir zum Beispiel total. Wenn ein Lebensmittel durch eine Regel schon ausgeschlossen ist, muss ich nicht abwägen, ob ich das nun esse oder nicht.
Deswegen funktionieren "Programme" bei mir so gut. Ich bekomme Regeln vorgesetzt (ich brauche externe Anreize, kann mich schlecht selbst motivieren bzw. regulieren) und halte mich dran. Kein Nachdenken und Debattieren mit mir selbst.
Was mir auch hilft: Vorbereiten und Planen.
Am höchsten ist laut Studien die Willenskraft morgens, wenn man gut erholt aufwacht.
Aus diesem Grund sollte man auf eine gute Schlafhygiene achten und versuchen Schlaf generell zu priorisieren.
Wenn ich mir die Willenskraft als Kredit vorstelle, den mir mein Körper jeden Tag gibt, hab ich morgens jedenfalls das größte Budget.
Mit jeder Entscheidung, die ich treffen muss, werden ein paar Cent abgebucht oder auch gleich mehrere Euros, je nach Entscheidung.
Deswegen hilft es mir, vorzuplanen. Z. B. Frühstücksmuffins vorzubereiten oder Eier vorzukochen oder alles für nen BPC bereit stellen, weil ich dann weiß, was ich morgens esse und nicht erst noch entscheiden muss.
Anziehsachen am Vorabend rauslegen, damit ich morgens nicht vorm Schrank stehe und hin und her überlege, welches schwarze Oberteil es denn heute sein darf.
Ne Lunchbox für's Büro packen, weil ich dann nicht in Versuchung komme, was am Automaten zu ziehen/in die Kantine/zum Bäcker oder sonst wohin zu gehen.
Und so weiter und so fort. Je mehr ich in meinem Tagesablauf "automatisieren" kann, desto weniger wird mein Willenskraft-Budget abgenutzt.
Dann ist auch noch mehr davon da, wenn der nette Kollege im Büro seinen American Cheesecake mit selbst gekochter Salzkaramellsauce (true story) mitbringt. Es fällt mir dann leichter die Entscheidung schnell zu treffen und den Kuchen abzulehnen.
Hach ja, jedenfalls ist das Thema gerade voll interessant für mich. Willenskraft, Aneignung neuer, fester Angewohnheiten und so weiter.
Für manche klingt das vielleicht abschreckend, zu sehr geplant, zu unspontan, aber ich sehe das als echte "Life Hacks".
Je mehr ich täglich mache, ohne erst noch was entscheiden zu müssen, desto mehr Willensbudget ist für spontane Situationen da.
Bin ich wohl etwas abgeschweift. Aber das Thema ist gerade echt voll mein Ding.
Falls jemand nachlesen will, was ich u. a. nachgelesen habe:
https://whole30.com/change-your-habits-part-1-the-cue/
https://whole30.com/change-your-habits-part-2-willpower/
Ist allerdings auf Englisch.