Milchprodukte und Histamin

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pinkpoison
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Milchprodukte und Histamin

Beitragvon pinkpoison » 4. Dezember 2012, 08:31

Ich beschäftige mich gerade ein wenig mit dem Potenzial für allergische Reaktionen von Milch und Milchprodukten und bin da auf einen offenbar altbekannten aber nicht näher populär kommunizierten Zusammenhang gestoßen, der für alle Allergiker und Asthmatiker von Relevanz sein könnte.

In der Milch enthaltene Peptide, sog. Casomorphine, die das Belohnungszentrum in Gehirn (ähnlich Opiaten) ansprechen und zu milden Suchtreaktionen führen können, führen zu einer direkten Ausschüttung von Histamin beim Menschen:
Int Arch Allergy Immunol. 1992;97(2):115-20.
A naturally occurring opioid peptide from cow's milk, beta-casomorphine-7, is a direct histamine releaser in man.
Kurek M, Przybilla B, Hermann K, Ring J.
Department of Dermatology, Ludwig-Maximilian-University, Munich.

Abstract

beta-Casomorphine-7, a naturally occurring product of cow's milk with opiate-like activity, was studied for possible direct histamine liberation activities in humans. It was found to cause concentration-dependent in vitro histamine release from peripheral leukocytes of healthy adult volunteers. Intradermal injection of beta-casomorphine-7 induced a wheal and flare reaction in the skin similar to histamine or codeine. Oral pretreatment with the H1 antagonist terfenadine significantly inhibited the skin responses to beta-casomorphine-7. The intradermal injection of an opiate receptor antagonist, naloxone, inhibited in vitro histamine release and skin reactions only in a 100-fold excess over beta-casomorphine-7. These findings suggest that beta-casomorphine-7 can be regarded as a noncytotoxic, direct histamine releaser in humans. The clinical relevance of these findings deserves further studies.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1374738

Histamin wiederum ist ein Hormon, das vielfältige Funktionen im menschlichen Körper ausfüllt. U.a. auch folgende:
Wichtige Funktionen des Histamins sind seine Beteiligung an der Abwehr körperfremder Stoffe und seine pathologische Beteiligung an der Symptomatik von Allergien und Asthma. Ebenso ist Histamin eine der Mediatorsubstanzen bei Entzündungen und Verbrennungen. Hierbei führt Histamin zu Jucken, Schmerz und Kontraktion der glatten Muskulatur (beispielsweise in den Bronchien).
http://en.wikipedia.org/wiki/Histamine

Interessanterweise tauchen auf der Liste der zu meidenden Lebensmitteln bei Histaminintoleranz (http://de.wikipedia.org/wiki/Histaminintoleranz) Milch/Milchprodukte aber (zumindest in der Darstellung von Wikipedia nicht auf, obwohl Milch zwar kein Histamin enthält, aber eine unmittelbare Histaminausschüttung zur Folge hat. Vergleicht man die beschriebenen Symptome einer Histaminintoleranz, so ergibt sich zwischen über die Nahrung konsumiertem Histamin und dem körpereigenem kaum ein Unterschied.

Sollte jemand also unter Histaminintoleranz leiden oder Allergiker oder Asthmatiker sein, wäre es zumindest mal einen mehrwöchigen Selbstversuch wert, auf Milch und Milchprodukte zu verzichten und zu sehen, was passiert, wenn man die Produkte nach dieser Karenz wieder einführt.

Die Casomorphine der Milch werden übrigens auch (bei allerdings noch dünner Studienlage) mit Schizophrenie und Autismus in Verbindung gebracht. http://aut.sagepub.com/content/3/1/85.abstract


Gruß Robert

Stoffel77
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon Stoffel77 » 4. Dezember 2012, 13:47

Ich bin nicht ganz sicher obs hier reinpasst, aber du scheinst mir der Experte hier zu sein Robert ;)

Ein Freund von mir hat ein sehr seltsames Problem.

Er kann Milch trinken als Kaba, kein Problem. Wird nur problematisch im Sommer wenn eine der Pollenallergien anschlägt, dann geht das nicht.
Wenn er aber Joghurt oder Quark isst, dann kann er sich nach dem letzten bissen meistens gleich aufs Klo verziehen.
Käse auf der Pizza oder den Nudeln geht, Käse pur isst er nicht (Geschmack ist nicht seins sagt er).

Woran kann das liegen? Milch geht, Quark und Joghurt nicht?

Hoffe jemand hat ne Idee?!? Könnte es mit den Histaminen zu tun haben? Aber dann wäre bei Milch ja ne Reaktion oder?

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pinkpoison
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon pinkpoison » 4. Dezember 2012, 13:58

Schwierig...muss ich mutmaßen...

Möglicherweise bildet er während der Pollensaison wenn er Milch trinkt zusätzlich zur allergiebedingten Histaminausschüttung eine so große Menge an Histamin, die bei ihm individuell eine ausgeprägte Reaktion triggert ("die Dosis macht das Gift").

Die Geschichte mit dem Durchfall deutet für mich eher auf ein Laktoseproblem hin, als auf Histamin aufgrund von Casomorphinen. Aber auch das Casein, das sich in höherer Konzentration bezogen aufs Gewicht im Quark befindet, könnte ne Rolle spielen - aber dann würde sich das eher in Entzündungen, angeschwollenen Schleimhäuten und Juckreiz ausdrücken, als in Durchfall....

Aber wie gesagt - da rate ich nur rum...

Gruß Robert

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Kathi
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon Kathi » 4. Dezember 2012, 14:23

Ich tippe auf Kreuzallergie...
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pinkpoison
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon pinkpoison » 4. Dezember 2012, 14:28

Ich tippe auf Kreuzallergie...
also aus der Kirche austreten.... :D

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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon Kathi » 4. Dezember 2012, 14:36

:ymdevil: :ymdevil: :ymdevil:
Schon längst geschehen :D
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon Stoffel77 » 4. Dezember 2012, 14:51

Na wenns Laktose wäre dann hätte er das Problem ja auch mit der Milch aber die geht...

Mhm... Casein... mhm...

Nungut ich werde ihm einfach weiterhin raten endlich mal den Arzt hinzuzuziehen... Danke jedenfalls :D

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sola
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon sola » 4. Dezember 2012, 15:29

Eigentlich gibt es schon so einige Listen, wo auch Milch-/Milchprodukte als Histaminliberatoren aufgeführt werden.
Allerdings mit teils widersprüchlichen Angaben. Viele Listen erwähnen die Milch selbst aber gar nicht.

Das eine ist der eigentliche Histamingehalt eines Lebensmittels, eine andere Sache die Eigenschaft, eine (körpereigene) Histaminausschüttung auszulösen.
Histaminliberatorwirkung?
Einige Betroffene beobachten bei Milch eine Wirkung auf die Schleimhäute. Milchkonsum führt zur Verschleimung der Atemwege und in der Folge zu Abhusten von zähem Schleim. Dies könnte man vielleicht als leichte "Histaminliberatorwirkung" interpretieren, die jedoch vergleichsweise harmlos ist. Der in Milch mutmasslich enthaltene Histaminliberator scheint sich nicht systemisch im Körper zu verteilen, sondern beschränkt seine Wirkung auf die Schleimhäute. Schmerzen durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren werden nicht beobachtet.
Quelle: http://www.histaminintoleranz.ch/therap ... chprodukte" onclick="window.open(this.href);return false;

@Stoffel: Dort finden sich auch einige Ansätze, die das Milchproblem deines Freundes erklären könnten...

LG
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EvaM
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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon EvaM » 6. Dezember 2012, 23:44

Hm, interessantes Thema.
Histamin steht ja auch im Verdacht Migräne auszulösen. Abgesehen davon, das noch nicht ganz geklärt ist woher Migräne kommt und was es genau ist, wird es immer wieder mit entzündlichen Prozessen im Körper erklärt.

Die Wissenschaft hat da sicher noch einiges zu tun....

Gruß
Eva

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Re: Milchprodukte und Histamin

Beitragvon püppchen » 7. Dezember 2012, 08:53

bei mir sind histaminreiche lebensmittel definitv migräneauslöser, sauerkraut, rotwein, sekt.......


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