Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

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LucyOne
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Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon LucyOne » 27. Februar 2025, 18:21

Hallo zusammen,

ich bin schon lange hier nicht mehr so aktiv wie zu meiner Anfangszeit vor 10 Jahren, ernähre mich aber weiterhin dauerhaft Low Carb und fühle mich generell sehr wohl damit. Vor einigen Wochen bin ich auf ein wichtiges, aber weitgehend unbekanntes Thema gestoßen, auf das ich euch aufmerksam machen möchte.
Bisher war ich überzeugt, dass ich mit LCHF meine Ernährung für mich optimiert hatte, jedoch gibt eine unsichtbare Gefahr in unserem Essen, die dafür verantwortlich sein kann, dass die Gewichtsabnahme stagniert und sich bestimmte gesundheitliche Beschwerden hartnäckig halten oder sogar verschlimmern.

Die Rede ist von Oxalaten in pflanzlichen Lebensmitteln.
Oxalate sind Anti-Nährstoffe in Form von mikroskopisch kleinen, scharfen, spitzen Kristallen, mit denen sich Pflanzen gegen Fressfeinde wehren und vor allem ihre Samen schützen. Der menschliche Körper stellt auch eine geringe Menge an Oxalaten als Abfallprodukt her, die soweit möglich ausgeschieden werden. Ist jedoch die Oxalat-Zufuhr über die Nahrung dauerhaft erhöht, wandern diese Mikrokristalle aus dem Darm durch den ganzen Körper und reichern sich an allen möglichen Stellen an (in den Faszien, in den Organen, im Blut) und richten dort Schäden an.
In der Medizin sind sie hauptsächlich als Verursacher von Nierensteinen bekannt, aber sie können für alle möglichen körperlichen Symptome und unerklärliche Schmerzen verantwortlich sein:
IBS, Fibromyalgie, Tinnitus, Vulvodynie, Blasenentzündung, Grauer Star, Gicht, Hashimoto, Autismus, Migräne, Arteriosklerose - das ist nur eine kleine Auswahl an Erkrankungen, die damit in Verbindung gebracht werden. Leider ist das medizinische Wissen darüber sehr verstreut und keine Disziplin sieht sich in der Verantwortung, das systematisch zu vereinen.

Warum ich das hier schreibe, liegt daran, dass Oxalate in sehr vielen Nahrungsmitteln in hoher Dosis vorhanden sind und vor allem in Produkten, die als Low Carb und gesund gelten - eben Lebensmittel, die ich in den letzten Jahren so gut wie täglich konsumiert habe.
Ganz vorne mit dabei sind Nüsse, vor allem Mandeln, mit einem Oxalatgehalt mit mehreren 100 mg pro 100 g. Ich werde nie wieder etwas mit Mandelmehl backen!

Um das in ein Verhältnis zu bringen: Oxalate reichern sich ab ca. 50 mg Zufuhr pro Tag im Körper an. Von 60 bis 800 mg entstehen Anreicherungen an neuen Stellen im Körper. Über 800 mg Zufuhr setzt alle Zellen toxischer Gefahr aus. Unter 50 mg kann der Körper beginnen, die Oxalate langsam auszuscheiden.

Ein Low Carb Muffin mit Kakao und Mandelmehl ist somit eine toxische Oxalatbombe!
In der medizinischen Literatur ist sogar ein Fall von 1989 bekannt, wo ein Mann nach dem Genuss von Sauerampfer-Suppe gestorben ist, wahrscheinlich aufgrund des Gehalts von 3000 bis 4000 mg Oxalaten.

Weitere Lebensmittel mit hohem bis extrem hohem Gehalt sind folgende:
Alle Nüsse, auch Cashews, Erdnüsse, Hanfsamen, Sesam und Chiasamen
Spinat
Mangold
Sellerie
Rote Beete
Süßkartoffeln
Kakao
Kurkuma
Zimt

Feigen
Kiwi
Granatapfel
Himbeeren
Brombeeren
Sternfrucht
Avocado
Spargel
Auberginen
Oliven
grüne und gelbe Paprika
Möhren
Tomaten
Bohnen
Schwarzer Pfeffer
Buchweizen
Quinoa
Vollkornprodukte
Sojaprodukte
Schwarzer und Grüner Tee

Vitamin C wird im Körper auch zur Hälfte zu Oxalaten umgewandelt, daher sollte man die zusätzliche Zufuhr über NEMs auf 250 mg täglich begrenzen.
Calcium bindet hingegen Oxalate und hilft bei der Ausscheidung. Ebenso Zitronensäure in Zitronensaft, der die Nieren durchspült.

Genauere Informationen erhaltet ihr im Buch von Sally K. Norton "Gefährliche Superfoods?: Warum der hohe Oxalat-Gehalt bestimmter Lebensmittel uns krank machen kann". Auf YouTube gibt es zahlreiche Interviews mit und Vorträge von der Autorin (auf Englisch).

Auf Facebook und groups.io gibt es die englischsprachige Gruppe "Trying Low Oxalates (TLO)", wo wissenschaftliche Informationen verbreitet werden und privater Austausch stattfindet. Dort kann man auch Tabellen mit dem genauen Oxalat-Gehalt vieler Lebensmittel bekommen, die darauf getestet wurden.

Mit Hilfe des Buches und der FB-Gruppe habe ich nun sehr viel Gemüse, einige Gewürze, jedliche Nüsse und Kakao aus meinem Speiseplan gestrichen und ernähre mich jetzt hauptsächlich von tierischen Produkten, um bei unter 50 mg Oxalaten pro Tag zu bleiben. Der Wechsel sollte allerdings nicht zu schnell passieren, da es sonst zu sogenannten "Dumping"-Symptomen kommen kann.
Da ich seit längerer Zeit sowieso mit Carnivore als Ernährungsform geliebäugelt habe, ist das nun die ultimative Motivation für mich, das auszuprobieren. Ich vermute, dass die Oxalate bei mir mit verantwortlich dafür sein könnten, dass meine Schilddrüse unter Low Carb immer träger geworden ist. Außerdem habe ich chronische Schmerzen in verschiedenen Körperteilen.

Ein paar gute Nachrichten zum Schluss:
Kaffee, Kokosprodukte, Öle, Fette und eben tierische Produkte haben wenig bis keine Oxalate!

An Gemüse und Obst bleibt auch noch einiges:
diverse Kohlsorten (bis auf krausen Grühnkohl), Salat, Zucchini, rote Paprika, Kürbis, Gurke, weißer Pfeffer, Kürbiskerne, Leinsamen, Zwiebeln, Rettich, Radieschen, reife Hass-Avocado, Blaubeeren, Melonen, Äpfel und noch einiges mehr.

Wahrscheinlich werdet ihr jetzt erst mal ungläubig vor diesem Text sitzen und ihn vielleicht schnell wegklicken wollen. Dieses Thema ist echt schwierig und fordert von uns, fast unser gesamtes Wissen über Ernährung auf den Kopf zu stellen.
Aber meine Gesundheit ist es mir auf jeden Fall Wert, es zu versuchen. Es soll sogar Fälle geben, wo Patienten ihre Schilddrüsenmedikamente komplett absetzen konnten, nachdem sie so eine Diät angefangen hatten. Wenn ihr auch unerklärliche Beschwerden habt, die bisher auf LCHF nicht angesprochen haben, könnte das der Schlüssel sein.

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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon Heike » 28. Februar 2025, 12:38

Interessantes Thema offenbar. Ich sehe für mich aber keine Möglichkeit, das komplett zu vermeiden.
Ähnlich wie bei Transfetten.

Wenn du aber Gelenkschmerzen hast, ist es definitiv einen Versuch wert, entsprechend zu experimentieren, auch carnivor.

Grüße

Heike
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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon LucyOne » 28. Februar 2025, 13:26

Noch ein Nachtrag, weil ich die Idee dazu auch aus diesem Forum hatte:
Kollagenpulver wird im Körper auch zu Oxalat umgewandelt, mehr als einen oder max. zwei Teelöffel sollte man pro Tag nicht einnehmen.
Rhabarber hat auch einen sehr hohen Oxalatgehalt. MItte des 19. Jhs. war das in England in der Medizin bekannt, dass es bestimmte Erkrankungen in der Rhabarbersaison gab.
Bei Spinat reichen schon eine Handvoll Blätter, um über 50 mg zu kommen. Genau so bei Mandeln.

Ich finde, "Können" ist eigentlich immer eine Frage des "Wollens". Aber ich verstehe auch, dass man geliebte Gewohnheiten schwer aufgeben kann. Ich probiere hingegen Sachen immer gerne aus, bevor ich sage, es geht nicht, vor allem wenn sie förderlich für meine Gesundheit sein können. Nach zwei Wochen tierbasierter Ernährung kann ich sagen, dass es mir sehr leicht fällt, auf Gemüse zu verzichten, weil mein Körper kein Bedürfnis danach zu haben scheint. Ich bin stets sehr tief gesättigt und zufrieden nach dem Essen.
Allerdings bin ich schon auch traurig, dass ich viele leckere Lebensmittel nicht mehr essen werde.

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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon Heike » 28. Februar 2025, 14:35

Hallo Lucy,
was Spinat betrifft, so dürfte das Oxalat wahrscheinlich mit dem Kochwasser ausgespült werden. Vorausgesetzt, Kochwasser wird entfernt. Dito Rhabarber. Ich habe gelernt, dass man Spinat und Rhabarber nicht roh essen sollte. Und Tomaten auch nicht in unendlichen Mengen.
Viele Grüße
Heike
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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon LucyOne » 28. Februar 2025, 16:47

Leider ist es bei den meisten Gemüsesorten nicht möglich, Oxalate beim Kochen zu entfernen, weil nicht alle Oxalate wasserlöslich sind. Bei Spinat und Rhabarber sind die Werte so extrem hoch, dass schon eine kleine Portion in den toxischen Bereich geht.
Und unser Körper kann Oxalate nicht abbauen und über die Leber entgiften, sondern nur einen kleinen Teil, ca. 25 mg täglich, ausscheiden. Bei einer "normalen" Ernährung mit Brot, Kartoffeln, Schokolade, Nüssen, alles an Gewürzen, Gemüse und Obst ist man schnell im Bereich (100-200 mg), wo sich Oxalate anreichern oder zumindest nicht ausgeschieden werden. Kommen dann regelmäßig Spitzen über 200 mg hinzu, entstehen neue Ablagerungen. Und das über Jahre hinweg. Die Folgen spürt man erst viel, viel später.

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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon Heike » 28. Februar 2025, 18:26

Also, in Wikipedia heißt es, mit Quellenangabe:
"Die niedrigste (bekannte) letale Dosis beim Menschen (LDLo, oral) wird mit 600 mg pro kg Körpergewicht angegeben."

Da ist der Mann mit 4.000 mg wahrscheinlich noch weit entfernt. Also, gesund war der vorher nicht, sonst hätte ihm die Suppe nicht viel ausgemacht.
Grüße in die Runde!
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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon LucyOne » 28. Februar 2025, 21:48

Er war Diabetiker, das stimmt schon.
Je kränker man ist, desto anfälliger sind die Zellen für das Gift. Und ganz ehrlich, ich kenne niemanden, der hundertprozentig gesund ist, mich eingeschlossen.

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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon LucyOne » 28. Februar 2025, 22:16

Und in flüssiger Form sind Oxalate im Darm verfügbarer.

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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon Orsetta » 1. März 2025, 01:37

Wir werden sicher alle irgendwann sterben, an was auch immer. Der eine früher, die andere später. Der eine an dem, der, die andere an was ganz anderem. Der eine hat die guten Gene mitbekommen, die andere die Niete gezogen.

Macht euch mal locker. Woanders sterben die Leute an Hunger, oder im Krieg. Wir können froh sein, dass wir überhaupt die Wahl haben, was wir unseren Körpern zuführen. Probiert euch doch einfach aus. Und entscheidet danach, was euch gut tut. Ich frage mich, wie die Menschheit bisher trotz Oxalaten überhaupt überlebt hat, meine Vorfahren haben das scheinbar gut gemacht, sonst könnte ich hier nicht schreiben... :mrgreen:
Ich wäre auch nicht mehr hier, hätte ich alle Lebensmittel ohne Oxalate die letzten Jahre vermieden. :roll:
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Re: Oxalate - die unbekannte Gefahr in unserem Essen

Beitragvon Heike » 1. März 2025, 12:22

Hallo Orsetta,
so in die Richtung denke ich auch. Wenn Lucy Gelenkschnerzen hat, lohnt es sich, über das Thema nachzudenken. Meine Gelenke schmerzen nicht wegen Oxalaten, sondern wegen Arthrose. Oxalate spielen dabei keine Rolle.

Aber vielleicht ist das hier trotzdem für DICH interessant, Lucy:
https://rheuma-schweiz.ch/krankheitsbilder/fachbereiche/endzuendliche-erkrankungen/kristallarthropathien/oxalat-arthropathie/
Für mich ist es irrelevant. Aber eben: Wir sind unterschiedlich.

Grüße

Heike
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