Hi Robert,
du wirfst mir vor, dass ich behaupte, dass man mit LCHF "die Lizenz zum reuefreien unlimitierten Fressen hätte, und dabei nichts zunehmen könne" und denkst, dass du damit bewiesen hast, dass der menschliche Körper ein geschlossenes System im Sinne der Thermodynamik wäre - das finde ich lustig.
Übrigens, es gibt Leute, die nahezu unlimitiert Fressen können und dabei nicht zunehmen. Bei denen funktioniert das allerdings vollkommen unabhängig davon, ob sie in Ketose sind oder nicht.
Ich habe Dir persönlich nichts "vorgeworfen". Meine Aussage - es war kein Vorwurf - war auch nicht konkret adressiert, Rainer. Auch habe ich nicht behauptet - mit keiner Silbe - dass der Körper ein geschlossenes System im Sinne des Grundmodells der Thermodynamik sei. Das ist ja gerade der widersinnige Quatsch, den die Verfechter von Kalorientabellen, Harris-Benedict-Formel usw. behaupten und gegen den ich weiter oben ausführlich "gewettert" habe. Gerade die Möglichkeit, dass a) nicht alles was wir uns in den Mund stecken auch individuell identisch verstoffwechselt wird (siehe Bsp Laktose oben) und b) es verschiedene Wege gibt, auf denen "Energie" bzw.- Energieträger den Körper wieder verlassen können, jedoch die Ausscheidungskapazität biologisch bedingt individuell unterschiedlich ausgeprägt ist, führt zu einem OFFENEN System.
Der von Dir exemplarisch genannte "verfressene Hungerhaken" passt doch haargenau ins Bild dessen, was ich geschrieben habe, auch wenn bislang in keinem einzigen kontrollierten Versuch "nahezu unlimitiertes Fressen" ohne Gewichtszunahme nachgewiesen werden konnte. Über länger Zeiträume hinweg betrachtet, gleichen solche Menschen Fressorgien durch Phasen reduzierten Appetits wieder aus. Ich weiß aber was Du damit meinst. Die individuellen Unterschiede im Funktionieren oder Nichtfunktionieren des hormonellen Steuerungsssystems (zB Insulinsensitivität der Muskel- und Fettzellen, Leptinsensitivität u.w.m.) können auch das erklären, ohne dass man die Thermodynamik außer Kraft setzen muß.
Mein Eindruck ist - ich mag mich täuschen und wenn dem so ist, dann bitte ich schon jetzt um Verzeihung - Du hast den Terminus "Thermodynamik" beim Überfliegen meines Beitrages gelesen und schon ratterten reflexartig die Vorurteile der einschlägigen Literatur in Deine Tastatur, ohne dass Du Dir die Mühe gemacht hast, wirklich zu würdigen, was ich überhaupt geschrieben habe. Anders kann ich es mir zumindest nicht erklären, dass Du meine ausführliche Begründung, warum die Thermodynamik m.E. unter anderen Vorzeichen, als den üblichen in der Literatur verwendeten zu verstehen sei, ignoriert hast.
Deine Einwände bzgl. "Gesetze der Thermodynamik" liest man jas auch regelmäßig in der Literatur der Autoren, die sich (absichtlich oder unabsichtlich) dem Faktum verweigern, dass auch Proteine und Fette teilweise zu Glucose umgewandelt werden. Das sind die gleichen Autoren, die teils in blinde Hasstiraden gegen die "bösen Kohlenhydrate" verfallen und die "guten Proteine" loben. Kein Wunder, dass diese dann auf solche Fehlschlüsse kommen müssen. Schwarz-Weiß-Denken ist selten ein guter Ratgeber, wenn man es mit komplexen biochemischen Systemen zu tun hat, die sich moralischen Werturteilen wie "gut" und "böse" entziehen. Aber der Meinungsstreit um die richtige Theorie wird eben leider vor allem unter der Gürtellinie geführt und da arbeiten nicht nur unsere Politiker mit solchen (zu) einfachen Argumentationsmitteln. ich hab den Eindruck es geht vielen ums Rechthaben um jeden Preis - und sei es unter Ignorierung oder Verdrehen der Fakten. Da sind manche Low-Carb'ler oft nicht besser als die Low-Fat'ler. Meine Meinung: Emotionen raus, Lagerdenken ablegen, Fakten studieren anhand der Primärliteratur renommierter Wissenschaftler und ihrer methodisch einwandfreien Arbeit (und nicht dubiosen Bodybuilding-Foren, Fitness-Trainern oder ähnlichen, die lediglich mal irgendein zwielichtiges Metabolic-Balance-, LOGI- oder sonstiges halbgares Seminar besucht haben).
Du hattest gestern durch die Blume an meinem Geisteszustand gezweifelt, weil ich behauptet habe, dass auch Proteine und Fette zum Teil in Glucose verwandelt werden. Dass ich damit Recht habe, fällt Dir schwer zuzugeben, habe ich den Eindruck und drum weichst Du auf Nebenkriegsschauplätze aus. Sobald Du für Dich verstanden und akzeptiert hast, wie die Fakten des Stoffwechsels wirklich aussehen, wirst Du auch meine Argumentationskette besser verstehen, lieber Rainer. Ich hoffe , dass kommt jetzt nicht arrogant rüber. Aber ich muss zugeben, dass mich Dein abfälliger Tonfall in Deinem Kurzbeitrag von gestern schon ein wenig befremdet und gestört hat. Wenn Du in Sorge bist, Deinen Nimbus als "Experte" hier einzubüssen, wenn ich Dir Irrtümer aufzeige, dann tut es mir leid und das ist auch nicht mein Ansinnen. Ich denke wir alle hier profitieren davon, wenn wir nicht in Woklenkuckucksheim leben und dem, wie die Dinge wirklich sind, gedanklich so nahe wie möglich kommen, um unsere Gesundheit und Ernährung optimal gestalten zu können, soweit dies in unserer Macht liegt. Freilich ist jeder Stand der Wissenschaft immer nur ein vorläufiger. Aber mehr als das, was die Wissenschaft heute zu wissen glaubt haben wir nicht, es sei denn wir betreiben Esoterik.
Das war die graue Theorie - noch ein paar Worte zur Praxis: Jeder der LCHF lange genug gemacht und ein wenig rumprobiert hat, weiß a)dass man damit super abnehmen kann, wenn man sich an gewisse Regeln hält (insbesondere sehr wenige KH und moderate Zufuhr von Proteinen - weiß aber auch b) dass man aufpassen muß, wieviel man sich auch bei Reglementierung der KH- und Protzeinzufuhr in der Summe dann über die Fette reinpfeift, mit denen man sein Klaorienkonto auffüllt. Dann ist nämlich schnell vorbei mit Abnehmen, auch wenn das Zunehmen - wie in den Ursachen die ich hierfür sehe oben beschrieben - dramatisch schwieriger ist, als bei "Mischkost". Wird eine gewisse Grenze überschritten, dann stagniert das Gewicht - würde man diese Grenze dauerhaft überschreiten (trotz Ketose!) dann nimmt man zu. Das alles steht wunderbar und 1:1 im Einklang mit den biochemischen Zusammenhängen und man muss dabei keineswegs die Naturgesetze leugnen. Probiers einfach aus, wenn Du mir nicht glaubst. Ich habs bereits ausprobiert und die richtigen Lehren für mich draus gezogen.
Vielleicht errinnert sich ja noch jemand hier an meine überschaubaren ersten Versuche mit LCHF-paleo aus dem Frühjahr dieses Jahres, die ich dann enttäuscht und entnervt nach etwa 6 Wochen abgebrochen hatte. Inzwischen hab ich den/die Fehler entdeckt, die ich gemacht hatte, eliminiert und seitdem flutscht es trotz 25-30 Stunden Leistungssport pro Woche wunderbar. Hauptursache meines damals überschaubaren Abnehmerfolges: Ich hab mich auf Halbwissen, Halbwahrheiten und teils auch Mythen verlassen - u.a. dass mich die Thermodynamik nicht zu interessieren bräuche...denkste
Grüße Robert