Hallo Thomas,
bei dir geht so viel durcheinnander, dass ich dir lieber erst einmal die Stoffwechselvorgänge aus meiner Sicht erkläre - wenn dann noch Frgen offen sind, dann stelle sie.
Die Muskeln und fast alle Organe können alle Nährstoffe, also KH, Fettsäuren und Eiweiß zur Energiegewinnung nutzen. Dazu wird aus alle den Sachen ein universeller Berennstoff, das ATP gewonnen, der dann in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen sehr effizient verfeuert wird.
Es gibt einige Zellen mit wenig Mitochondrien und dann noch ein paar wenige Zellen ganz ohne. Der Sinn ist wahrscheinlich, dass es sich um wichtige Zellen handelt und die vor oxidativem Stress geschützt werden sollen. Die Zellen mit wenig Mitochondrien, das sind im wesentlichen die Zellen des Gehirns, können nur Glukose und Ketonkörper zur Energiegewinnung nutzen. Die wenigen Zellen ohne Mitochondrien, das sind z.B. Zellen der Großhirnrinde und der Nebennierenrinde brauchen unbedingt Glukose. Diese Grundmenge an Glukose wird, fall sie nicht aus dem Essen kommt, zuverlässig durch die Leber mittels Glukoneogenese bereitgestellt.
Bleiben der Großteil der Zellen des Gehirns, die sich mit Glukose und mit Ketonkörpern ernähren können. Hierzu kannst du dir auch mal
diese Beschreibung durchlesen. Damit das Gehirn Ketonkörper nutzen kann, wird ein bestimmtes Enzym benötigt. Bei unserer heutigen "normalen" KH-reichen Kost fehlt dieses Enzym und der Körper braucht ein paar Tage, bis er es wieder herstellen kann und das Gehirn die Ketonkörper nutzen kann. Diese Umstellung, die Wiederherstellung der Ketolysefähigkeit ist in ein paar Tagen erledigt, danach funktioniert das vollkommen problemlos. Wenn Glukose da ist, wird die verbrannt und wenn nicht dann werden Ketonkörper hergestellt und das Gehirn ernährt sich damit. Der größte Vorteil an dieser Ernährung ist, dass die Ketonkörper bei Bedarf jederzeit kurzfristig zur Verfügung gestellt werden können. Ohne Ketolysefähigkeit fordert das Gehirn sehr deutlich und sehr zeitig Nachschub an KH und löst damit die bekannten Fressanfälle aus.
Noch einmal deutlich, außer für die Zellen des Gehirns spielen die Ketonkörper überhaupt keine Rolle. Die anderen Zellen nehmen alles was da ist und was übrig bleibt wird gespeichert (Glycogen, Körperfett).
Insulin und Glucagon regeln die Menge der Glukose im Blut, also den BZ. Wenn der über 80 mg/dl steigt, dann wird Insulin ausgeschüttet und die Glukose aus dem Blut in die Zellen geschleust. Wenn er unter 80 mg/dl sinkt, dann wird Glucagon ausgegeben und die Leber dazu veranlasst, Glukose (eigentlich Glycogen, die Speicherform der Glukose) auszugeben *). Insulin und Glucagon haben noch andere Regelwirkungen, so dass der ganze Vorgang sich auch auf die Fettspeicherung auswirkt.
Einfache Schlussfolgerung: Wenn wegen der Ketolysefähigkeit bei ketogener Ernährung nur wenig Glucose gebraucht wird (nur für ein paar besonders wichtige Zellen in der Großhirnrinde u.s.w.), dann muss die Leber nur wenig Glukose ausgeben. Dehalb muss auch nur relativ wenig Glucagon ausgegeben werden und wenn du fast keine KH isst, dann brauchst du auch fast kein Insulin.
LG Rainer
*) Bei Diabetikern ist das übrigens einer der Defekte, dass die Ausgabe von Glucagon und deshalb von Glukose aus der Leber munter weiterläuft, auch wenn der BZ hoch ist. Diese Fehlsteuerung wird durch Metformin (und leider durch kein anderes Diabetesmedikament) wirksam gebremst.