Beitragvon Schwarze_Katze » 7. Juni 2013, 21:04
Hallo,
Ich versuche mal, die Ketose, so wie ich es verstanden habe, zu erklären.
Der Körper braucht Energie und die holt er sich aus Kohlenhydraten oder aus Fett.
Ein Fettmolekül kann man sich wie eine winzige Fahnenstange vorstellen, an der drei sehr lange Wimpel flattern.
Wenn der Körper also Fett abbaut, zerlegt er das Molekül in die langen Wimpel, die Fettsäuren und die Fahnenstange, das ist der Ketonkörper.
Wenn viel Fett abgebaut wird, schwimmen immer ein paar überflüssige Ketone im Körper herum, die u.a. durch die Niere ausgeschieden werden. Das ist das, was die Sticks messen.
Wenn sehr wenig Kohlenhydrate aufgenommen werden, stellen sich die Organe auf die Nutzung der Fettsäuren als Energiequelle um. Sie werden dann auch insulinresitent, damit der restliche Zucker im Blut nur für die Organe zur Verfügung steht, die keine Fettsäuren verwerten können, ich glaube das sind Knochenmark und rote Blutkörperchen.
Das alles erklärt aber aus meiner Sicht noch nicht allein die positiven Effekte der Ketose, von denen ja alle berichten.
Dazu brauchen wir den Chef vons ganze, das GEHIRN!
Das Gehirn verbraucht die meiste Energie im Körper, im Ruhezustand 20-25% des gesamten Energiebedarfes.
An der Tür zum Gehirn gibt es einen Wächter, der das Hirn schützt und nicht alles durchlässt, die sog. Blut-Hirn-Schranke. Die Fettsäuren kommen nicht durch diese Schranke und können daher das Gehirn nicht versorgen.
Aber die Ketonkörper erreichen das Gehirn! Und können vom Gehirn gut als Energiequelle genutzt werden.
Als Säuglinge nutzen wir alle auch Ketonkörper, Muttermilch ist fettreich.
Aber nach dem Stillen, wenn wir dann ordentlich Kartoffelbrei essen, baut das Gehirn die Enzyme ab, die für die Ketonnutzung nötig sind. Der Körper ist ja ökonomisch und hält sich nichts auf Vorrat, was er nicht braucht.
Daher erklären sich die Umstellungsschwierigkeiten, die einige Leute beim Wechsel zu LCHF haben - es dauert so etwa drei Tage, bis das Gehirn wieder alle Enzyme für die Ketonnutzung hergestellt hat.
Wie erklären sich nun die Vorteile der Ketose?
Bei der KH-reichen Ernährung kommt die Energie im Gehirn immer schubweise an. Man isst was, dann kommt die Zuckerflut und nach der Flut die Ebbe, und das Gehirn schreit nach Energienachschub und schickt uns den Jieper, den Heißhunger.
In der Ketose jedoch hat das Gehirn einen ständigen gleichmäßigen Zufluss von Energie. Entweder wir essen was schönes Fettes und im Zuge der Verdauung und des Fettabbaus kommen die Ketonkörper im Gehirn an.
Und wenn das Essen verwertet ist und kein Nachschub kommt, bedient sich das Gehirn aus den mehr oder weniger reichlichen Vorräten an Fett, die wir mit uns herumtragen.
Kein Auf und Ab, nicht Ebbe und Flut, sondern ein ruhiger, mächtiger, gleichmäßiger Strom an Energie.
Neben dem fürs Abnehmen angenehmen Effekt, dass dadurch das Gehirn keinen Heißhunger mehr auslöst, hat es weitere gesundheitliche Vorteile, dass es im Gehirn keine Energiekrisen mehr gibt.
Epileptiker werden deshalb mit ketogener Ernährung behandelt, die Anfälle gehen zurück, auch Migräneanfälle verschwinden, wahrscheinlich sinkt auch das Alzheimer-Risiko.
In frühen Zeiten der Menschheit war die Ketose bestimmt der Stoffwechselzustand, in dem sich die Menschen fast immer befanden.
Also gute Argumente für die Ketose!
Huh, das ist ja ein ganz schön langer Text geworden, aber hat Spass gemacht, das mal so gedanklich zu sortieren und aufzuschreiben.
Ich hoffe, die Biochemiker unter euch haben nicht allzuviel an meiner Erklärung zu bemängeln.
Gruß
Schwarze_Katze