Leinsamen und die Phytoöstrogene

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Ghislaine
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Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Ghislaine » 30. Mai 2014, 21:23

Im Buch "The Paleo Approach" bin ich zum ersten Mal auf die Problematik der Phytoöstrogene im Leinsamen gestoßen.
Wußte ich vorher nicht... und Phytoöstrogene sind für mich mit ein Grund (neben anderen) um Soja einen maximal großen Bogen zu machen.
Das Thema wird ja ziemlich kontrovers diskutiert, die einen halten Phytoöstrogene für gesundheitsfördernd, die restlichen 50% behaupten das Gegenteil - nix Genaues weiß man scheinbar nicht :-?
Zumindest ist wohl unumstritten daß diese Phytoöstrogene im Leinsamen eine Hormonwirkung haben.
Nun habe ich heute mein erstes Heinrichs Knäcke gebacken... boah ist das Zeuch lecker, vor allem mit dick Leberwurst vom Metzger meines Vertrauens =p~
Am liebsten würde ich das öfter essen, oder doch besser nur selten - any Ideas von den Leinsamen-Profis hier?

Viele Grüße Ghislaine

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pinkpoison
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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon pinkpoison » 2. Juni 2014, 07:50

Die Studienlage zu Lignanen und anderen Phytoöstrogenen im Lein ist überaus diffus und insbesondere für Männer finden sich zahlreiche negative Ergebnisse in kontrollierten klinischen Studien. So z.B. kann Leinsamen den HDL- und den Testosteronspiegel bei Männern senken, was generell weniger wünschenswert ist.

Für mich ist der extrem hohe Gehalt an Pythinsäure in der Leinsaat (diese bindet Mineralstoffe und Spurenelemente, die dann über den Stuhl ausgeschieden werden; dazu auch ausführlich dieser Beitrag in meinem Blog: http://pinkpoisononpaleo.blogspot.de/20 ... paleo.html) das größere und objektiv vorhandene Problem und auch der sehr hohe Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die man pro Tag besser nicht in Größenordungen über 10g zu sich nehmen sollte, der wesentlichere Grund als Lignane (hauptsächliche Klasse von Phytoöstrogenen im Lein), Leinsamen nicht regelmäßig und auch dann nicht in größeren Mengen zu verzehren.

Auch "Heinrich-Knäcke", das zu heiß gebacken wird (> 130 Grad C) ist ein Risiko. Zum einen (temperaturunabhängig) wegen der Oxidation der Fette nach dem Mahlen und der Bildung von Acrylamid beim Backen.

Mehr als einen EL am Tag gemahlenen Leinsamen würde ich vorsichtigerweise nicht essen und die Omega-3-Zufuhr ohnehin lieber über tierische Quellen von DHA und EPA (zB fetter Fisch, weidegefüttere Tiere) vornehmen, da pflanzliches Omega-3 nur in minimalen Mengen in verwertbare Strukturen (EPA,DHA) umgewandelt wird (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9637947). In dieser Hinsicht handelt es sich leider, was die angebliche gesundheitliche Wirkung von z.B. Leinöl angeht, um Märchen, die von den vegetariernahen Ideologen - entgegen dem Stand der biochemischen Faktenlage - verbreitet werden.

Ghislaine
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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Ghislaine » 2. Juni 2014, 08:56

Danke pinkpoison für Deine ausführliche Antwort.
Dann ist das Heinrichs-Knäcke eher etwas für die Rubrik "ab und zu genießen", schade... hatte ich aber schon fast befürchtet.
Ich habe es bisher einmal im Ofen bei 130 Grad gebacken (dauert seeehr lange...) und den zweiten Versuch in der Microwelle (ca. 10 Minuten), geschmacklich konnte ich keinen Unterschied feststellen - beides sehr lecker.
Bei der Microwellenversion kann ich den Temperaturbereich bezüglich der Acrylamid Problematik nicht abschätzen, die Backzeit selbst ist zwar extremst kurz, aber ich werde dann sicherheitshalber doch lieber im Ofen bei <130 Grad backen.

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Nachteule99 » 2. Juni 2014, 09:19

Wenn man die Leinsamen über Nacht einweicht müsste sich das mit der Phytinsäure schon deutlich bessern.
Habe ich aber noch nicht probiert, weil ich noch etwas Knäcke habe. Es steht aber demnächst, dann werde ich gern berichten. :)

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon pinkpoison » 2. Juni 2014, 09:23

Soweit ich das weiß, erhitzen Mikrowellen lediglich die Zellflüssigkeit im Gargut und das dürfte dann auf Temperaturen nicht wesentlich über 100 Grad rauslaufen. Acrylamid sollte also von daher dann kein Problem sein. Das vermute ich jetzt aber eher, als dass ich das recherchiert hätte.

Aber grundsätzlich stimme ich dir in jedem Fall zu, dass Dinge wie das Heinrich-Knäcke und andere Nussmehlnachbauten etwas "für ab und zu" ist und besser kein Grundnahrungsmittel.

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon pinkpoison » 2. Juni 2014, 09:30

Wenn man die Leinsamen über Nacht einweicht müsste sich das mit der Phytinsäure schon deutlich bessern.
Habe ich aber noch nicht probiert, weil ich noch etwas Knäcke habe. Es steht aber demnächst, dann werde ich gern berichten. :)
Dann bildet er Schleim und du kannst ihn wahrscheinlich kaum mehr mahlen. Mahlst du ihn vor dem Einweichen, oxidieren die Fette.... Aber Versuch macht kluch. Über die Reduktion des Phytinsäuregehaltes durch Einweichen bzgl. Leinsamen gibt es meines Wissens keine konkreten Daten. Kann sein, dass da nicht wesentlich viel passiert, bevor sich ein erster Sproß zeigt.

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Nachteule99 » 2. Juni 2014, 09:34

Ich mahle nicht, ich püriere einfach mit dem Pürierstab. Wie schleimig das Ganze dann ist, ist für mich also kein Problem.
Ob es wirklich hilft den Phytinsäure-Gehalt zu reduzieren ist natürlich eine gute Frage...
Falls da irgendwer mehr weiß - speziell bezüglich Leinsamen, denn bei Nüssen soll einweichen ja gut helfen, auch ohne Keimen - wäre ich sehr interessiert. :)
Zuletzt geändert von Nachteule99 am 2. Juni 2014, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Sudda Sudda » 2. Juni 2014, 09:34

Aber was ist, wenn ich den Leinsamen gar nicht mahle?
Ich geb gerne zu, dass ich manchmal dazu zu faul bin.
Wenn ich ihn auf diese Weise (also ganz) verbacke, kann ich ihn ja im Vorfeld gründlich einweichen.

Oder ist das total dämlich, Leinsamen im Ganzen zu verbacken (was übrigens genauso gut funktioniert und wenn das Leinöl eh überschätzt ist, kann es ja auch wieder.. nun... irgendwann wieder raus ans Licht).
:-?
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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Nachteule99 » 2. Juni 2014, 09:36

Echt? Das hält auch mit ganzen Leinsamen? Das wäre ja noch einfacher.

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Re: Leinsamen und die Phytoöstrogene

Beitragvon Sudda Sudda » 2. Juni 2014, 09:40

Ja, durch die Schleimerei geht das ganz hervorragend.
:D
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