Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

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pinkpoison
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon pinkpoison » 6. November 2012, 08:32

Tabelle 4 in Deinem Link zeigt doch ganz deutlich ein signifikantes Absinken der Mineralstoffe von 1954 bis 2003 - oder bin ich zu blöd, die Tabelle zu lesen?
"Die Daten von 1954 liegen in einigen Fällen über den Obergrenzen der Schwankungsbereiche, bedingt durch den damaligen Stand der Analytik."
MAn sollte also besser die Daten von 1972 als Maßstab verwenden.

Für mich ist entscheidend das Fazit, das auf Basis aller verfügbarer Daten gezogen wurde (siehe auch die Studien im Literaturanhang):
Insgesamt lässt sich aus den vorliegenden Werten keine Tendenz zu sinkenden oder steigenden Nährstoffkonzentrationen ausgewählter Lebensmittel in dem angegebenen Zeitraum feststellen. Ähnliche Ergebnisse werden auch in anderen Studien beschrieben.
Wenn man sich die - im Artikel begründete Schwankungsbreite der Messwerte anaschaut, ist es für die Vitamin-Industrie ein leichtes unseriöse Vergleiche anzustellen, indem man die Werte der "guten alten Zeit" an ihrer Obergrenze (noch dazu unter Verwendung vorsintflutlicher Analytik erhoben) in Relation zu aktuellen Werten an der Untergrenze gegenüberstellt. Abseits davon würd eich , wenn ich mit Statistiken zielorientiert manipulieren wollen würde, nur Werte von Obst und Gemüse nehmen, die aus industrieller Agrarproduktion (spanische/holländishce Gewächshäuser) stammen, die aber niemand (aus verschiedensten Gründen) mit der Beisszange anfassen sollte. Beim Obst/Gemüse aus der "guten, alten Zeit" wird hingegen traditionell - auf richtigem Boden, unter freier Sonne und frischer Luft etc. - angebaute Ware verwenden (andere Ware dürfte es seiner Zeit auch kaum gegeben haben).

Zieht man die Gesatheit der verfügbaren harten Daten heran, dann kann man m.E. gar keinen anderen Schluß ziehen, als den, den Frau Dr. Baur in ihrem Artikel gezogen hat: Die Behauptung, dass früher der Nährstoffgehalt von Obst und Gemüse generell höher war und wir deshalb Gefahr laufen unterversorgt zu sein, ist eine dreiste, interessengeleitete Behauptung, ein Mythos, der mit geballter Marketing-Macht der Vitaminindustrie über Jahrzehnte gebetsmühlenhaft penetriert wurde und wird, damit sich ihre Produkte besser verkaufen.

Kauft Euch bevorzugt biologisch angebautes Obst und Gemüse der Saison von Erzeugern aus Eurer Region - damit setzt ihr die marktwirtschaftlich richtigen Signale und gebt Eurem Körper alles, was er braucht. Achtet auf Vielfalt, Abwechslung und Frische - so stellt ihr sicher, dass Ihr das gesamte Spektrum der uns nützlichen Stoffe erhaltet und dass ihr ggfls. uns weniger zuträgliche pflanzliche Phytochemika minimiert.

Zuim Thema Orthomolekulare Medizin: Ein mit mir befreundeter Allgemeinmediziner, mit dem ich mich über diese sehr junge neue Fachrichtung unterhalten habe, hat mir seine persönliche Erfahrung mit den Praktiken der Vitamin- und Pharmaindustrie geschildert: Es werden massive Überzeugungsarbeit bis hin zu Korruptuionspraktiken von "Pharmareferenten" betrieben, um Ärzte zu einer Zusatzausbildung in diesem Feld zu bewegen, Fach- und Publikumszeitschriften (siehe die Kundenzeitschriften der Apotheken zb), trommeln regelmässig die Werbetrommel, um OM gezielt bekannt populär zu machen. Warum? Die Frage könnt Ihr Euch selbst beantworten.... .

Willkommen in der Welt der skrupellosen Abzocke im weißen Kittel....

LG Robert

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pinkpoison
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon pinkpoison » 6. November 2012, 09:04

@ Avocada:

Du hast geschrieben:
Stimmt. Vitamin E ohne Vitamin C fördert Krebs, Vitamin E MIT Vitamin C reduziert Krebs. Die gefährlichen Nebenwirkungen von "künstlichen Antioxidantien" treten doch nur auf, wenn man A oder E isoliert supplementiert. C ist dasjenige, das immer benötigt wird und den Bedarf von anderen Vitaminen sogar reduziert.
Du wirst mir zustimmen, dass es in pflanzlichen Nahrungsmitteln zig hundert verschiedene chemische Strukturen gibt ("sekundäre Pflanzenstoffe"), die uns teils noch gar nicht bekannt sind und deren Bedeutung für unseren Stoffwechsel durch neue Studien beinahe täglich neu beleuchtet wird.

Wenn Du nun selbst zugestehst, dass es Interaktionen zwischen zwei Antioxidantien geben kann, die zB Krebs fördern können, woher willst Du dann so sicher sein, dass das isolierte Supplementieren von einer handvoll uns bekannten und künstlich herstellbaren Mikronährstoffen unter Weglassen des ganzen Restes an sekundären Pflanzenstoffen, der sich in einem echten Stück Obst oder Gemüse findet nicht ebensolche fatalen Folgen haben kann? In natürlichen Nahrungsmitteln ist das Gesamtpaket enthalten, an das unser Stoffwechsel großteils perfekt durch die Evolution adaptiert ist - in einer Vitamintablette ein schwacher Abglanz des Gesamtbildes, der aber unter dem Strich die Gewichtungen der insgesamt über die Nahrung und NEM's aufgenommenen Mikronährstoffe verschiebt.

Dein Argument, dass sich viele Menschen eine gesunde und artgerechte Ernährung nicht mehr leisten können, halte ich aus mehreren Gründen für fragwürdig. Zum einen ist es durchaus nicht zwingend teuerer sich mit richtigen Lebensmitteln zu ernähren. Das Gemüse, das ich direkt ab Hof oder auf dem Bauernmarkt kaufe ist billiger als das, was ich beim Discounter bekomme - und frisch vom Feld. Und ich lebe in einer Region, die überdurchschnittliche Lebenshaltungskosten ausweist.

Viele einkommensschwache Familien ernähren sich bevorzugt von Fertignahrung und kochen kaum noch selbst. Sie zählen zu den Hauptkunden der Junkfood-Industrie und auch in den Filialen der Systemgastronomie findest Du i.d.R. nicht die "oberen Zehntausend", sondern das glatte Gegenteil als Klientel. Der Anteil der Menschen, die sich dafür entscheiden zu Rauchen und regelmäßig dem Alkohol zuzusprechen ist ebenfalls in den unteren Einkommensschichten besondern hoch - andererseits klagen diese Menschen,dass sie zu wenig Geld hätten, ihre Kinder gesund zu ernähren. Seh nur ich das als Paradoxon?

Versorgt man sie mit gesunden Lebensmitteln, sind sie völlig überfordert damit, daraus etwas zuzubereiten. Dazu gibt es zahlreiche Studien - für mich zählt aber meine eigene Erfahrung, die ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Mitarbeit bei einer "Tafel" gesammelt habe. Und diese Erfahrungen waren ernüchternd was die Bereitschaft angeht, den Lebenstil gesund zu gestalten. Vitamintabletten stellen da in keiner Weise eine Lösung dar - das sind grundlegende gesellschaftliche Probleme. Wenn jemand nicht mehr weiß, wie man Pfannkuchen macht und dazu ein (teures) Fertigprodukt in der Schüttelflasche braucht, dem gehört einfach der A... versohlt und der Kopf gewaschen.

Generell sind unsere Nahrungsmittel zu billig - so geht die Wertschätzung guter, unserer Gesundheit und der Nachhaltigkeit des Wirtschaftens zuträglicher Lebensmittel verloren. Wenn sich ein Familienvater ohne mit der Wimper zu zucken ein Motoröl für 30 EUR pro Liter in den Motor seines VW schüttet, aber seine Frau zusammenscheißt, wenn sie ein Olivenöl aus biologischer Produktion für 8 EUR pro Liter für den Salat verwenden will, den sie für ihn und ihre gemeinsamen Kinder zubereitet, dann stimmen einfach die Wertmaßstäbe nicht mehr. Und deshalb steht unsere Gesellschaft auch in vielerlei Hinsicht vor Problemen, die man mit Vitamintabletten nicht lösen, sondern allenfalls verschärfen kann.

Jeder ist für seine Gesundheit und die seiner Kinder selbst verantwortlich - geringes Einkommen ist für mich ein Scheinargument, wenn gleichzeitig Geld für Plasmafernseher, Schnaps, Tabak, Lottospiel, Abos fürs Pay-TV, Saufurlaub am Ballermann sowie überdimensionierte Autos ausgegeben werden kann.

Gestern hat die Bundesregierung in ihrer unendlichen Weisheit die Herdprämie beschlossen. Wohin werden wohl die 100EUR gehen, die die Eltern von Kleinkindern erhalten werden, wenn sie ihre Kinder nicht in eine Kita schicken? In gesunde Lebensmittel für die Kinder...?

LG Robert

Stoffel77
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon Stoffel77 » 6. November 2012, 09:51

Robert, du sprichst mir aus der Seele.
Danke für diesen wohl durchdachten Text an diesem trüben Dienstag morgen.

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datBea
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon datBea » 6. November 2012, 10:15

Wirklich guter Text, Robert....

Avocada
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon Avocada » 6. November 2012, 11:10

Moin Robert,

habe gerade nicht viel Zeit, deshalb habe ich mir mal nur das rausgepickt:
(...)Obst und Gemüse (...) aus industrieller Agrarproduktion (spanische/holländishce Gewächshäuser) stammen, die aber niemand (aus verschiedensten Gründen) mit der Beisszange anfassen sollte.
Wasser auf meine Mühlen. Genau darum geht es mir doch: Vitaminangaben in Tabellen beruhen meistens auf frischer, einwandfreier Ware. Und die kann sich heutzutage nur noch ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung leisten, muss statt dessen auf billigen Discounter-Dreck zurückgreifen, der nur durch Manipulation (Begasung etc.) daran gehindert wird, so auszusehen, wie es seinem inhaltlichen Wert entspräche. Und nein, es sind bei weitem nicht alle Säufer und Ballermannfahrer, die wenig Geld haben. Das ist ein unfaires Vorurteil. Glaubst Du im Ernst, dass Tafel-Kunden repräsentativ sind?

Aber mal Hand aufs Herz: Wieviel Euronen gibst Du denn täglich für Deine Ernährung aus, für Bio-Zutaten und Weiderindfleisch etc.?

Alles Weitere später - ich muss jetzt erst mal los.

Schönen Tag Dir!

sonne
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon sonne » 6. November 2012, 11:22

Einerseits gebe ich Avocada recht, dass Robert mit seinem Beitrag gewisse Vorurteile bedient.
Auch unter einkommenschwache Familien wird es solche geben, die die richtigen Prioritäten setzen.

Weswegen ich persönlich meine, dass es mehr mit dem Bildungstand als mit dem Geldbeutel zu tun hat, wie gut oder wie schlecht man sich ernährt.

Anderseits: was ist mit der sogenannten Mittelschicht, mit sehr konfortablen Einkommen, Haus im Grünen, zwei, drei Autos vor der Tür, mindestens zwei Urlaube im Jahr?

Gibt es nicht genug davon, die gesundes Essen an letzter Stelle ihrer Prioritätsliste stehen haben?

LG SOnne

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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon Avocada » 6. November 2012, 11:46

Und die kann sich heutzutage nur noch ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung leisten, muss statt dessen auf billigen Discounter-Dreck zurückgreifen,
Es sollte natürlich heißen:
Und die kann sich heutzutage nur noch ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung leisten, der Rest muss statt dessen auf billigen Discounter-Dreck zurückgreifen,

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Jesily
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon Jesily » 6. November 2012, 13:19

hallo avocada
gern darfst du mich alles fragen,was du möchtest!

die fettlöslichen vit (adek) sollten allerdings mit vorsicht genommen werden,da es bei überdosis zu vergiftungen kommen kann...
und auch bei diesen gibt es antagonisten!
generell halte ich mich etwa an diese regel:

ca,mg,zk,fe immer 2 std zeitversetzt einnehmen.
vitc,b-komplex (nervenvitamin,hat fast jeder einen mangel!),multivit kann man passend kombinieren.
selen braucht nur 1 std. zeitunterschied
b12 und vit d muß ich alle paar wochen i.m. spritzen

zusammen passt folgendes:
ca+ vit d jedes allein kommt im körper nicht an
fe+ vit c s.o.
mg+ ka kann man gut kombinieren
die fettlöslichen (adek) kann man auch gut mit anderen kombinieren,sollten aber immer zu einer fettigen mahlzeit oder getränk genommen werden,wg besserer resorption!


und für haut und haare gibts noch kieselerde und biotin,wer mag...

robert wird sich jetzt bestimmt die haare raufen,aber es sollte nur mal eine allg info für alle sein,die auf dem gebiet nicht ganz so fit sind...!

und diabetiker egal ob 1 oder 2 oder 3 sollten immer schauen,das sie gut versorgt sind,auch wenn der diabetes im griff ist...
glg

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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon pinkpoison » 6. November 2012, 14:02

@ jesily: Ich trage Glatze - Haare raufen wird also schwierig :lol:

Schaut Euch mal diese Statistik an:
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... seit-1900/

Im Mittel gibt der bundesdeutsche Haushalt also lediglich 14,2% seiner Gesamtkonsumausgaben für Lebensmittel aus. Im Jahr 1900 waren es noch 57%. Damit ist der Stellenwert der Ernährung in unserer Gesellschaft in pekuniärer Hinsicht m.E. hinreichend umrissen.

Im EU-Vergleich kosten bei uns die Lebensmittel im Mittel deutlich weniger als in den meisten anderen Ländern. Interessant auch was die Franzosen über uns denken:
Die Zeitung (La Tribune)erklärt dies zum Teil mit den unterschiedlichen Essgewohnheiten. "Für die Deutschen ist das, was sie essen, weniger wichtig", heißt es in dem Bericht. "Die Einkäufe, um den Kühlschrank zu füllen, sind für sie eher eine Pflicht als ein Vergnügen."
(http://www.spiegel.de/wirtschaft/euro-v ... 31795.html

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Auryn
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Re: Wirklich genügend Vitamine mit LCHF?

Beitragvon Auryn » 6. November 2012, 14:18

Danke Sonne für deinen Beitrag. die Frage die du in den Raum stellst trifft es meiner Meinung ziemlich genau:
Gibt es nicht genug davon, die gesundes Essen an letzter Stelle ihrer Prioritätsliste stehen haben?
Das erlebe ich fast täglich, im Büro, im Bekanntenkreis, bei befreundeten jungen Eltern, immer wieder stelle ich oft mit Entsetzten fest wie wenig Gedanken und Geld an Ernährung verschwendet werden wollen. Die Leute tun mir dann oft echt Leid, denn die sind total abgestumpft und erdrückt von Argumenten der Lebensmittellindustrielobby und unwissenden Fachleuten. Allenfalls aus Lifestyle Aspekten sehe ich nun häufiger Leute die Wert auf dei Herkunft der von Ihnen gegessenen Lebensmittel legen, denn das wichtigste für diese Personen ist was andere sagen/denken, selbst denken ist eben oft einfach anstrengender, vor Allem sich selbst informieren und sich eine eigene Meinung bilden. Und hey, wie toll is es wenn jemand sagen kann ergibt 10 Euro für sein Steak aus, wo er ja schon keinen Benz vor der Türe stehen hat ;)

Am Schlimmsten ist mir in letzter Zeit aufgestoßen dass Freunde von mir ihrer 18 Monate alten Tochter fast ausschließlich Discounter Apfelschorle zum trinken geben :shock: ich war fast sprachlos, hatte aber keine Chance in der Diskussion, da ich dann irgendwann als "Übertrieben vorsichtig" abgestempelt wurde. (Achja, es handelt sich um eine Akademikerfamilie, ein befreundetes Paar ER arbeitslos, SIE Reisefachverkäuferin achten da besser drauf was die Kinder kriegen).
*Re-Start:___103 kg - 19.04.2018 °°°°°°° Ziel: <70 kg
*Aktuell:____98 kg - 29.07.2018 °°°°°°°° Zwischenziel: 95 kg

*bisher: alltimehigh - 118 kg (2007), LCHF-Start I - 107 kg (08/2012), LCHF-Low - 81 kg (2013/14)


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