Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

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Coco
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon Coco » 17. September 2012, 16:21

Boah- ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen:
Hätte ich DAS gelesen, BEVOR ich mich für den LCHF-Versuch entschieden habe, hätte ich es gleich gelassen.
Das Beste an dieser Ernährungsform ist für mich persönlich, dass ich nicht Wissenschaftler sein muss, um es praktizieren zu können.
Natürlich steht für mich auch anderes im Vordergrung, als langatmige Begründungen,
Ich bin satt, ich fühle mich super, ich verliere Gewicht. Punkt.
Allerdings habe ich mich auch jahrelang von Schokolade ernährt, das waren mir omegadeltabetafette auch schnurz .
Vielleicht liegt mein Desinteresse an den kleinen Kleinigkeiten mir einfach im Blut? :-?

Saranka
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon Saranka » 17. September 2012, 16:40

@Coco:
Vielleicht liegt mein Desinteresse an den kleinen Kleinigkeiten mir einfach im Blut? :-?
Ja vielleicht? Ist doch auch gar nicht schlimm- solange es einem gut damit geht ist doch alles paletti. Zumindest ist es nicht "verpönt" sich auch mal über wissenschaftliche Fakten zu informieren wenn man das möchte- wenn nicht dann lässt man es. :) Das ist ja genau das was ich an diesem Forum so schätze: Dass vielerlei Menschen mit verschiedenen Gedanken hier Platz und Raum haben und dass die Protagonisten es aushalten können auch andere Meinungen anzuhören. Vor allem wenn sie durch Fakten und Studien begründet werden können. Das was Robert schreibt hat er sich ja nicht des Nachts während wilder LCHF-Träume aus den Fingern gesogen. :-D

@Robert: Ich möchte mich in aller Form für die Mühe bedanken die Du Dir gemacht hast das Thema so differenziert und fundiert hier darzulegen. Allzu oft passiert es bei "Ernährungsempfehlungen" dass gewisse Fakten aus dem Blick gelassen werden, dass Dogmen verfasst werden und dass man leider mit der Zeit den Blick über den Tellerrand hinaus verliert. Das ist schade.
Ich habe es ja schon drüben geschrieben, diese wissenschaftlichen Fakten mit denen ich persönlich es nicht so habe korrelieren aber genau mit den Erfahrungen die ich bislang gemacht habe. Deshalb finde ich dieselben höchstinteressant.
Eigentlich untermauern sie meine ureigene These. Sie bestärken mich in meiner Vorgehensweise und ich kann mich auch Coco anschließen die sagt: Es geht mir gut, ich bin recht zufrieden und auch meistens satt und ich verliere an Gewicht.
Trotzdem geht es für mich nicht ohne "Energiedefizite". Sei es dass ich weniger Energie esse oder dass ich mehr durch Bewegung verbrauche. Einfach dadurch dass ich LCHF esse verliere ich kein Gewicht. Das ist so. Macht aber auch nix. Ich hab nicht erwartet dass LCHF die Hand auf mich legt und ich gar nichts mehr tun muss. ;-)

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Chris
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon Chris » 17. September 2012, 21:24

Einfach dadurch dass ich LCHF esse verliere ich kein Gewicht. Das ist so. Macht aber auch nix.
Liebe Saranka,

das geht mir genau so. Aber ich will mich hauptsächlich GESUND ernähren. Und das geht mit LCHF doch sehr gut. Und wenn ich - trotz gesunder Ernährung - mal wieder an meiner oberen Gewichtsschallmauer angekommen bin, dann muss ich kalorientechnisch weniger essen. Auch das geht mit LCHF sehr gut. Das Kaloriendefizit läßt sich leichter verkraften.

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Chris
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon Chris » 17. September 2012, 21:41

Lieber Robert,

ich glaube nicht, dass hier ernsthaft die Gluconeogenese in Zweifel gezogen werden soll. Denn dass dadurch Glucose hergestellt wird aus Molekülen, die nicht zu den Kohlenhydraten gehören (Glycerin, Aminosäuren, Lactat), ist doch wohl unbestritten. Und dass dafür Energie gebraucht wird, auch. Und diese Moleküle kommen aus dem Nahrungsabbau (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) - oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?

Aber Dank Deiner sehr ausführlichen Ausführungen kann ich mir das ganze jetzt alles bilanzierter vorstellen. Und erspare mir viele Seiten doch oft sehr anstrengender und manchmal auch langweiliger Lektüre. Also nochmals ganz herzlichen Dank für Deine Mühe.

Und für alle, denen das ganze zu theoretisch ist: 100g Triglyceride liefern doch nur 10g Glucose. Das ist doch ganz klar mehr als ein 1:0 für das Fett!

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pinkpoison
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon pinkpoison » 17. September 2012, 21:51

@Coco:

@Robert: Ich möchte mich in aller Form für die Mühe bedanken die Du Dir gemacht hast das Thema so differenziert und fundiert hier darzulegen. Allzu oft passiert es bei "Ernährungsempfehlungen" dass gewisse Fakten aus dem Blick gelassen werden, dass Dogmen verfasst werden und dass man leider mit der Zeit den Blick über den Tellerrand hinaus verliert. Das ist schade.
Ich habe es ja schon drüben geschrieben, diese wissenschaftlichen Fakten mit denen ich persönlich es nicht so habe korrelieren aber genau mit den Erfahrungen die ich bislang gemacht habe. Deshalb finde ich dieselben höchstinteressant.
Eigentlich untermauern sie meine ureigene These. Sie bestärken mich in meiner Vorgehensweise und ich kann mich auch Coco anschließen die sagt: Es geht mir gut, ich bin recht zufrieden und auch meistens satt und ich verliere an Gewicht.
Trotzdem geht es für mich nicht ohne "Energiedefizite". Sei es dass ich weniger Energie esse oder dass ich mehr durch Bewegung verbrauche. Einfach dadurch dass ich LCHF esse verliere ich kein Gewicht. Das ist so. Macht aber auch nix. Ich hab nicht erwartet dass LCHF die Hand auf mich legt und ich gar nichts mehr tun muss. ;-)
Ja, Saranka - schließlich muss man auch nicht wissen wie ein Computer funktioniert, um mit ihm arbeiten zu können, jedoch ist das Wissen um die Details enorm hilfreich wenn er mal nicht so laufen sollte, wie man sich das vorstellt. In diesem Sinne ist nichts praktischer als eine gute, schlüssige und fundierte Theorie.

Ich finde es absolut erwartungskonform, dass sich Deine Erfahrungen (so wie die meinen auch!) mit dem decken, was ein korrekter theoretischer Background an Erwartungshaltung zulässt. Und wer ehrlich ist und im Zuge der Begeisterung für eine Diät Fanatismus vermeidet, dem wird auch klar sein, dass marktschreierische Versprechungen, wie sie leider sehr oft gemacht werden nichts als Bauernfängerei von Geschäftemachern sind.

Robert Atkins hat diesen Fehler in der ersten Auflage seines (an sich ausgezeichneten Konzepts) seinerzeit selbst gemacht und behauptet, dass man mit seiner Diät so so viel essen könne, wie man wolle und man würde nicht zunehmen. In islamistischen Ländern lassen sich verblendete junge Männer von dem Versprechen religiöser Führer, dass zig Jungfrauen im Jenseits auf sie warten würden, dazu bringen, sich und andere unschuldige Menschen in die Luft zu sprengen. Sie glauben das so gerne, wie Übergewichtige nur allzu gerne glauben, dass man essen könne, so viel das Herz begehrt und man wird nie mehr dick sein. Jeöfter so etwas wiederholt wird, desto glaubwürdiger wird es, bis es dann zum Dogma erhoben wird, über das irgendwann kaum mehr jemand nachdenkt - oder sich nachzudenken getraut, denn wer will so was, das ZWeifel säht schon hören oder lesen?

Atkins hatte die Schraube damals (aus Marketinggründen?) ein wenig überdreht und das war das gefundene Fressen für seine Gegner, denn solche Versprechen stehen nunmal in klarem Widerspruch zu allem was wir Menschen über Stoffwechsel herausgefunden haben und konnte deshalb auch in der Praxis nicht seriös bestätigt werden. Letztlich war er gezwungen zurückzurudern und einzuräumen, dass er sich da wohl etwas unglücklich ausgedrückt hätte, diese Aussage aber so gar nicht gemeint war.... .

Leider gibts eben auch im Low-Carb-Lager derjenigen, die mit Diäten ihr Geld verdienen - wie überall im Geschäftsleben- windige Geschäftemacher, die genau wissen, was das teils verzweifelte und von zig erfolglosen Diäten und Jojo-Erfahrungen desillusionierte Publikum nur allzu gerne hören will: So viel Essen, wie man nur will und nie mehr zunehmen ja vielleicht sogar dabei abnehmen. Wie verzweifelt muss man sein, frage ich Euch alle, dass man wirklich glaubt, das das funktioniert? Warum sind so viele Diät-Erlebniswelten - exemplarisch genannt Weight Watchers oder Metabolic Balance - wirtschaftlich über viele Jahre so ausgesprochen erfolgreich? Weil die gleichen Kunden in regelmäßigem Turnus immer wieder kommen... da sollte dann doch irgendwann mal der Groschen bei den Kunden fallen, sollte man meinen.... .

Mit LCHF (sei es in der Paleo-Variante, wie ich das mache oder herkömmlich) und anderen ketogenen Diäten hat man m.E. die beste Waffe gegen den Speck in der Hand, die man sich auf Basis biochemischen Know-Hows zurechtlegen kann. Und wenn man nach Erreichen des Ziels auch die Disziplin aufrecht erhält, nicht wieder in die alten Verhaltensmuster zurückzufallen, dann hat man eine wunderbare Ernährungsphilosophie an der Hand, die einen mit hoher Wahrscheinlichkeit gesund alt werden läßt. Dazu braucht es keine Illusionen und halbgaren Glaubenssätze, die nicht wissenschaftlich mit Fakten fundiert sind, dazu braucht es das Wissen um die Zusammenhänge, um Fehler vermeiden zu können und Konsequenz sowie Ehrlichkeit im Umgang mit sich selbst. Auch Low-Carber sind nicht vor dem Jojo-Effekt gefeit, wenn man die Low-Carb-Prizipien allzu locker handhabt und die Ausnahme peu a peu zur Regel wird. Ich denke dieser Illusion sollte man sich gar nicht erst andienen. Leicht gesagt - schwer getan.

Mich persönlich motiviert und interessiert die intensive Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Quellen, weil ich damit auch meinen persönlichen Horizont in einem mir an sich fachfremden Wissenschaftsfeld erweitere. Nicht jeder ist so wie ich geschnitzt und das ist auch gut so. Wer ohne genau zu wissen und/oder wissen zu wollen, warum das was er tut funktioniert trotzdem sein Ziel erreicht - herzlichen Glückwunsch! Mir liegt eine solche Herangehensweise nicht im Blut.

LG Euch allen! Robert

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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon pinkpoison » 17. September 2012, 21:59

Lieber Robert,

ich glaube nicht, dass hier ernsthaft die Gluconeogenese in Zweifel gezogen werden soll. Denn dass dadurch Glucose hergestellt wird aus Molekülen, die nicht zu den Kohlenhydraten gehören (Glycerin, Aminosäuren, Lactat), ist doch wohl unbestritten. Und dass dafür Energie gebraucht wird, auch. Und diese Moleküle kommen aus dem Nahrungsabbau (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate) - oder gibt es noch eine andere Möglichkeit?

Aber Dank Deiner sehr ausführlichen Ausführungen kann ich mir das ganze jetzt alles bilanzierter vorstellen. Und erspare mir viele Seiten doch oft sehr anstrengender und manchmal auch langweiliger Lektüre. Also nochmals ganz herzlichen Dank für Deine Mühe.

Und für alle, denen das ganze zu theoretisch ist: 100g Triglyceride liefern doch nur 10g Glucose. Das ist doch ganz klar mehr als ein 1:0 für das Fett!
Ja - das dachte ich auch, dass das unbestritten sei - aber Rainer und püppchen waren da anderer Meinung, was dann letztlich zu diesem ausführlichen Diskurs geführt hat. Es freut mich, dass Du ihn interessiert verfolgt hast und die Zusammenhänge, so wie ich sie grundsätzlich dargestellt habe bestätigen kannst. Ich freu mich auch, dass Du und andere aus ihrer eigenen Erfahrung bestätigen könne, dass es eben doch auf ein Energiedefizit ankommt. Das ist beileibe keine Kritik an LCHF, aber vielleicht eine Desillusionierung all derer, die mehr reinigewünscht haben, als LCHF halten kann.
Ja - und Fett ist natürlich super und lecker und beeinflußt den Insulinausstoß mit Abstand am wenigsten von allen Makronährstoffen. Mit LCHF muss niemand hungern. Man kann so viel Essen, bis man gut gesättigt und zufrieden ist. Wenn man wieder gelernt hat in sich reinzuspüren und wieder ein Gefühl für normale Portionen entwickelt hat, dann nimmt man trotzdem recht mühelos ab. Bei LowFat ist im Gegensatz dazu Hunger und Entbehrung angesagt. Ich brauch das nicht mehr.... .

LG Robert

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Re: Bei Normalgewicht abnehmen mit LCHF

Beitragvon Sudda Sudda » 17. September 2012, 23:47

Meine Gedanken zum Thema: (Quelle: Eigene Erfahrung)
Fakt bei mir ist: Esse ich zuviel Energie bleibt die Waage stehen oder geht nach oben (bei mir) auch mit LCHF- und wenn ich die Kohlehydrate noch so weg lasse. Es funktioniert auch hier nur mit einem Defizit an zugeführter Energie. Ich definiere das mit dem Gefühlt "unhungrig". Wenn ich an den Mahlzeiten so zuschlage dass ich gut-satt bin dann funzt es nicht gescheit. Ich muss diesen Punkt "unhungrig" finden und aufhören- dann ist es OK. ....

ZUSAMMENGERAFFT VON SUDDA

...Allerdings zaubert LCHF nicht. Die nötige Disziplin und Konsequenz muss die Seele die in dem entsprechenden Körper wohnt trotzdem aufbringen. Das nimmt auch kein LCHF ab. ;-)
DIesem Text von Saranka möchte ich mich anschließen.
Für mich ist es nicht anders.

Danke dafür!
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon sola » 18. September 2012, 08:44

Trotz den fundierten wissenschaftlichen Ausführungen:
- LCHF ist nicht zwingend eine ketogene Ernährungsform.
- LCHF sollte nicht nur als Diät im Sinne von Abnehm-Ernährungsweise gesehen werden.

Und es kann sehr wohl auch ohne zu exzessives Zählen von was auch immer funktionieren. ;)

Mir geht es eigentlich eher um den Punkt, den Coco ansprach:
Es entsteht leicht der Eindruck, man müsse KHs, das Fett, das Eiweiß und nun auch noch die Kalorien zählen, um als "echter LCHFler" durchzugehen, bzw. um abnehmen zu können allemal. Das trifft für einige sicher zu, aber längst nicht für alle.
Meiner Meinung nach, sollte es zunächst ausreichen, möglichst wenig KHs zu essen, am Fett nicht zu sparen und zu versuchen, ein natürliches Sättigungsgefühl wieder zu finden. Ich behaupte mal, dass satt eigentlich tatsächlich das ist, was hier oft mit "unhungrig" umschrieben wird. Nur haben wir das verlernt. Der Zustand "überfressen" wurde als normaler Satt-Zustand fehlinterpretiert. So jedenfalls meine Erfahrung.

Sicherlich kann es hilfreich sein, zumindest für eine Übergangszeit genau Tagebuch zu führen und sich die Verteilung der Makronährstoffe anzuschauen, wenn man ohne Kontrolle nicht abnimmt. Aber immer? Als Ratschlag für jede(n), der mit LCHF beginnt? Den Rest des Lebens? Ich würde das jedenfalls nicht wollen....

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pinkpoison
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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon pinkpoison » 18. September 2012, 10:05

Trotz den fundierten wissenschaftlichen Ausführungen:
- LCHF ist nicht zwingend eine ketogene Ernährungsform.
- LCHF sollte nicht nur als Diät im Sinne von Abnehm-Ernährungsweise gesehen werden.

Und es kann sehr wohl auch ohne zu exzessives Zählen von was auch immer funktionieren. ;)

Mir geht es eigentlich eher um den Punkt, den Coco ansprach:
Es entsteht leicht der Eindruck, man müsse KHs, das Fett, das Eiweiß und nun auch noch die Kalorien zählen, um als "echter LCHFler" durchzugehen, bzw. um abnehmen zu können allemal. Das trifft für einige sicher zu, aber längst nicht für alle.
Meiner Meinung nach, sollte es zunächst ausreichen, möglichst wenig KHs zu essen, am Fett nicht zu sparen und zu versuchen, ein natürliches Sättigungsgefühl wieder zu finden. Ich behaupte mal, dass satt eigentlich tatsächlich das ist, was hier oft mit "unhungrig" umschrieben wird. Nur haben wir das verlernt. Der Zustand "überfressen" wurde als normaler Satt-Zustand fehlinterpretiert. So jedenfalls meine Erfahrung.

Sicherlich kann es hilfreich sein, zumindest für eine Übergangszeit genau Tagebuch zu führen und sich die Verteilung der Makronährstoffe anzuschauen, wenn man ohne Kontrolle nicht abnimmt. Aber immer? Als Ratschlag für jede(n), der mit LCHF beginnt? Den Rest des Lebens? Ich würde das jedenfalls nicht wollen....

LG
Sola
Ich will jetzt nicht unverschämt klingen und ich meine das auch nicht persönlich, da ich Coco ja auch gar nicht persönlich kenne. Ich kann nur auf Basis ihres Beitrages oben etwas Grundsätzliches - meine Meinung dazu - sagen:

Wenn Coco (und andere) es für sich als lästig empfinden ein wenig Theorie zu verinnerlichen oder sich mit dem, was sie sich an Nahrung reinziehen zu beschäftigen, dann ist m.E. der Leidensdruck (noch) nicht groß genug. Es gibt im Leben nichts umsonst - und wer das doch denkt und meint er bekommt die Lösung eines komplexen Problems so präsentiert, dass er im Grunde sein Problem mit der gleichen Herangehensweise lösen kann, wie es veruracht wurde - nämlich planloses und mehr oder weniger wahlloses Futtern, von dem was gerade in den Medien als gesund oder ungesund propagiert wird, der wird sich auch irgendwann enttäuscht von LCHF abwenden oder nach Erreichen des Zielgewichtes wieder die alte Höchstmarke anpeilen. Sorry Coco - Du hast (auf BAsis dessen was Du oben geschrieben hast beurteilt) in meinen Augen ein Problem mit Deiner Einstellung, wenn Dir das alles lästig ist. Stell Dich drauf ein, dass Du ohne regelmäßiges Wiegen und ein Mindestmaß an Buchführung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dauerhaft abnehmen wirst. Wenn Dich die Theorie nicht interessiert, dann fällst Du auf die nächste "Diät-Sau" rein, die in der Zukunft durchs Dorf getrieben wird, weil Du seriöse Konzepte wie LCHF nicht von unseriösen Geldschneidereien unterscheiden kannst. Es ist Dein Leben - übernimm Verantwortung für Dich selbst, kümmere Dich um Dich, Du bist es Dir wert und schuldig.

@ sola:

Meiner Meinung nach ist es sehr ratsam zumindest am Anfang einer LCHF-Ernährung Buch zu führen und die Nahrungsmittel auch abzuwiegen, die man zu sich nimmt bis man ein korrektes Gefühl für Mengen, Proportionen und dafür entwickelt hat, welche konkreten Lebensmittel individuell für Stillstand oder Fortschritt bezogen auf das Ziel sorgen. Ich fand es in meinem Fall schon sehr überraschend, wie sich die tatsächlichen Daten in Relation zu den von mir vermuteten Relationen letztlich dargestellt haben. Auch ich dachte, Buchführung kann ich mir sparen - ich scheiterte kläglich. Und das obwohl ich beileibe kein Diät-Neuling war und sehr vertraut mit Nährwerttabellen. Gerade diejenigen, die keinen Fortschritt auf der Waage sehen, sollten das unbedingt machen, meine ich. Die beliebte Skaldeman-Ratio ist zwar ne feine Sache, aber sie verhindert halt eben bei entprechend großen Portionen nicht, dass man z.B. zuviel Proteine zu sich nimmt, selbst wenn man KH streng limitiert. Die Folge ist dann ein Zusammenbrechen der Ketose und es ist vorbei mit dem Abnehmen.

Wobei ich an dem Punkt angelangt bin, wo ich Dir widersprechen muss: Eine Low-Carb-Ernährung, die nicht unter Ketosis sondern in Glykosis abläuft, taugt allenfalls und nicht mal das gleichwertig - sofern dann unterm Strich aber auch die Energiebilanz stimmt! - zum Halten des Gewichtes. Dominiert der Stoffwechselmodus der Glykosis werden permanent Insulinreize gesendet, die erstens dazuführen, dass kurzfristig überschüssige Energie in den Fettzellen gespeichert wird und zweitens dort auch verschlossen bleibt, zu Blutzuckerschwankungen und damit zu Fressattacken führen kann. Außerdem baut man, wenn man abbaut deutlich mehr Muskelmasse ab als in Ketose. Was wir aber verliren wollen ist Fett. Jeder erfahrene LowCarber kennt seinen persönlichen Punkt, an dem man entweder nichts mehr abnimmt oder sogar zunimmt. Sei es weil man eine bestimmte Menge an KH oder Proteinen pro Tag übersteigt und/oder weil man insgesamt zu viel isst. Was die KH angeht so ist dies meist auch gleichbedeutend mit der Menge, an der individuell betrachtet Ketosis in Glykosis umschlägt. Diesen Punkt rauszufinden wird ohne ein Mindestmaß an Buchführung m.E. nur schwerlich gelingen.

Sehr schön und lehrreich fand ich diesbezüglich immer wieder auch die Beiträge von SuddaSudda hier und in ihrem Blog. Auch andere Foris tragen zur Sensibilisierung für bestimmte Ernährungsfehler, Lebensmittel etc. bei.

Was man auch nicht vergessen sollte: Die zahlreichen wissenschaftlich nachgewiesenen positiven gesundheitlichen Folgen einer LowCarb-Ernährung sind mehr oder weniger untrennbar mit Ketose verbunden. Zumindest in den einschlägigen Studien, die zu nachweislich positiven Befunden kamen, lag fast immer Ketosis vor. In Glykosis können die reichlich zugeführten Fette, schnell dazu führen, dass man diese Wirkungen nicht mehr erwarten darf oder sogar zum gesundheitlichen Bumerang werden. Fette und KH sind keine gute Kombination. Das wissen wir, denke ich, alle hier.

Ketose bringt bei einer LowCarb-Ernährung die entscheidenden Pluspunkte gegenüber den LowFat-u.a.-Konzepten. Ich schließe mich daher auch der Meinung zweier führender Forscher (Volek und Phinney) an, dass man zur Vermeidung des "babylonischen Sprachgewirrs", was Diätbezeichnungen angeht, von LowCarb nur sprechen sollte, wenn gleichzeitig Ketose gewährleistet ist. Wieviel Gramm KH oder Prozent der Gesamtenergieaufnahme das dann ist, hängt von individuellen Einflußfaktoren ab und läßt sich nicht konkret beziffern. Insofern ist die Bezeichnung "LowCarb" zunächst mal eine Worthülse unter der man theoretisch auch verstehen könnte, dass man 49,9% der Energie über KH zuführt, wenn die restlichen 50,1% aus Fett und Proteinen stammen. In der Tat gibt es (m.E. unseriöse) Studien aus dem Lager der Low-Carb-Gegner, die ihre Studien mit solchen Nährstoffrelationen aufgezogen haben und im Anschluß zum Ergebnis kamen, dass LowCarb nichts bringt und sogar ungesund sei. Na so was - das was man beweisen wollte kann man so locker beweisen.

In der Wissenschaft spricht man deshalb nicht gerne von "LowCarb", sondern von Ketogenic Diets (Ketogene Diäten - Diät als Ernährungsstil, nicht zwingend als Reduktions"diät" verstanden, so wie dies Sola auch in ihrem zweiten Eingangspunkt gemeint hat).

Dass LCHF keine präziseren Definitionen zugrundelegt, was denn nun "Low Carb" und was "High Fat" bedeuten soll, macht das Konzept für die notorischen Gegner angreifbar. Die basteln sich dann nämlich eine LCHF-Diät nach Gutdünkten so zusammen, dass das rauskommt, was sie gerne zeigen wollen.

Ich würde raten, dass man hier nicht unnötig Angriffsfläche bietet. Wäre auch nicht weiter schwer. Mein Vorschlag: Maximal soviele KH, dass man individuell in Ketose verbleibt und diese bevorzugt aus pflanzlichen Quellen, die reich an Mikronährstoffen sind (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe,... also Obst und stärkearmes Gemüse), Proteine (vornehmlich aus tierischen Quellen) angepasst an den individuellen Bedarf - und der Rest Fett (reichlich gesättigte und einfach ungesättigte, wenig mehrfach ungesättige im richtigen Verhältnis zueinander und keine Transfette).

Warum diese Präzisierungen z.B was die Fettstruktur angeht? Weil man darauf wetten kann, dass das Lager der Gegner eine kontrollierte Doppelblindstudie zu LCHF durchführt und die Probanden ausschließlich mit Omega-6-reichem Sojaöl versorgt und hinterher grottenschlechte Stoffwechselparameter, Entzündungsmarker etc. anprangert und die Laienpresse das in ihrer üblichen Marnier trivialisiert so darstellt, dass LCHF Selbstmord mit Messer und Gabel ist.

So lästig das für manche sein mag, sich mit Theorie und Regeln zu beschäftigen - gerade wenn man aktiv für ein Konzept Partei ergreift - auch öffentlich - so bombenfest muss das Fundament eines Konzepts dann auch sein. Hinweise wie "Ketose ist nicht unbedingt notwendig" sind da mehr gefährlich, als dass sie nützen.

Lg Robert

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Re: Eiweißstoffwechsel und andere Fragen

Beitragvon pinkpoison » 18. September 2012, 10:24

Passend zum angesprochenen "Mindestmaß an Beschäftigung mit dem, was man isst" vom 14.09.2012: [url]medicalnewstoday.com
"Stay Thin By Reading Food Labels
(...)
The current study, published in the journal Agricultural Economics, found that female shoppers who check food labels weigh almost 4 kilograms less (or almost 9 pounds).

The scientists set out to examine the connection between reading the labels and obesity. They found that the BMI (body mass index) of buyers who check labels is 1.39 points lower than those who never even think about nutrition facts when they are at the grocery store.
(...)"


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