Trotz den fundierten wissenschaftlichen Ausführungen:
- LCHF ist nicht zwingend eine ketogene Ernährungsform.
- LCHF sollte nicht nur als Diät im Sinne von Abnehm-Ernährungsweise gesehen werden.
Und es kann sehr wohl auch ohne zu exzessives Zählen von was auch immer funktionieren. ;)
Mir geht es eigentlich eher um den Punkt, den Coco ansprach:
Es entsteht leicht der Eindruck, man müsse KHs, das Fett, das Eiweiß und nun auch noch die Kalorien zählen, um als "echter LCHFler" durchzugehen, bzw. um abnehmen zu können allemal. Das trifft für einige sicher zu, aber längst nicht für alle.
Meiner Meinung nach, sollte es zunächst ausreichen, möglichst wenig KHs zu essen, am Fett nicht zu sparen und zu versuchen, ein natürliches Sättigungsgefühl wieder zu finden. Ich behaupte mal, dass satt eigentlich tatsächlich das ist, was hier oft mit "unhungrig" umschrieben wird. Nur haben wir das verlernt. Der Zustand "überfressen" wurde als normaler Satt-Zustand fehlinterpretiert. So jedenfalls meine Erfahrung.
Sicherlich kann es hilfreich sein, zumindest für eine Übergangszeit genau Tagebuch zu führen und sich die Verteilung der Makronährstoffe anzuschauen, wenn man ohne Kontrolle nicht abnimmt. Aber immer? Als Ratschlag für jede(n), der mit LCHF beginnt? Den Rest des Lebens? Ich würde das jedenfalls nicht wollen....
LG
Sola
Ich will jetzt nicht unverschämt klingen und ich meine das auch nicht persönlich, da ich Coco ja auch gar nicht persönlich kenne. Ich kann nur auf Basis ihres Beitrages oben etwas Grundsätzliches - meine Meinung dazu - sagen:
Wenn Coco (und andere) es für sich als lästig empfinden ein wenig Theorie zu verinnerlichen oder sich mit dem, was sie sich an Nahrung reinziehen zu beschäftigen, dann ist m.E. der Leidensdruck (noch) nicht groß genug.
Es gibt im Leben nichts umsonst - und wer das doch denkt und meint er bekommt die Lösung eines komplexen Problems so präsentiert, dass er im Grunde sein Problem mit der gleichen Herangehensweise lösen kann, wie es veruracht wurde - nämlich planloses und mehr oder weniger wahlloses Futtern, von dem was gerade in den Medien als gesund oder ungesund propagiert wird, der wird sich auch irgendwann enttäuscht von LCHF abwenden oder nach Erreichen des Zielgewichtes wieder die alte Höchstmarke anpeilen. Sorry Coco - Du hast (auf BAsis dessen was Du oben geschrieben hast beurteilt) in meinen Augen ein Problem mit Deiner Einstellung, wenn Dir das alles lästig ist. Stell Dich drauf ein, dass Du ohne regelmäßiges Wiegen und ein Mindestmaß an Buchführung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dauerhaft abnehmen wirst. Wenn Dich die Theorie nicht interessiert, dann fällst Du auf die nächste "Diät-Sau" rein, die in der Zukunft durchs Dorf getrieben wird, weil Du seriöse Konzepte wie LCHF nicht von unseriösen Geldschneidereien unterscheiden kannst. Es ist Dein Leben - übernimm Verantwortung für Dich selbst, kümmere Dich um Dich, Du bist es Dir wert und schuldig.
@ sola:
Meiner Meinung nach ist es
sehr ratsam zumindest am Anfang einer LCHF-Ernährung Buch zu führen und die Nahrungsmittel auch abzuwiegen, die man zu sich nimmt bis man ein korrektes Gefühl für Mengen, Proportionen und dafür entwickelt hat, welche konkreten Lebensmittel individuell für Stillstand oder Fortschritt bezogen auf das Ziel sorgen. Ich fand es in meinem Fall schon sehr überraschend, wie sich die tatsächlichen Daten in Relation zu den von mir vermuteten Relationen letztlich dargestellt haben. Auch ich dachte, Buchführung kann ich mir sparen - ich scheiterte kläglich. Und das obwohl ich beileibe kein Diät-Neuling war und sehr vertraut mit Nährwerttabellen. Gerade diejenigen, die keinen Fortschritt auf der Waage sehen, sollten das unbedingt machen, meine ich. Die beliebte Skaldeman-Ratio ist zwar ne feine Sache, aber sie verhindert halt eben bei entprechend großen Portionen nicht, dass man z.B. zuviel Proteine zu sich nimmt, selbst wenn man KH streng limitiert. Die Folge ist dann ein Zusammenbrechen der Ketose und es ist vorbei mit dem Abnehmen.
Wobei ich an dem Punkt angelangt bin, wo ich Dir widersprechen muss: Eine Low-Carb-Ernährung, die nicht unter Ketosis sondern in Glykosis abläuft, taugt allenfalls und nicht mal das gleichwertig - sofern dann unterm Strich aber auch die Energiebilanz stimmt! - zum Halten des Gewichtes. Dominiert der Stoffwechselmodus der Glykosis werden permanent Insulinreize gesendet, die erstens dazuführen, dass kurzfristig überschüssige Energie in den Fettzellen gespeichert wird und zweitens dort auch verschlossen bleibt, zu Blutzuckerschwankungen und damit zu Fressattacken führen kann. Außerdem baut man, wenn man abbaut deutlich mehr Muskelmasse ab als in Ketose. Was wir aber verliren wollen ist Fett. Jeder erfahrene LowCarber kennt seinen persönlichen Punkt, an dem man entweder nichts mehr abnimmt oder sogar zunimmt. Sei es weil man eine bestimmte Menge an KH oder Proteinen pro Tag übersteigt und/oder weil man insgesamt zu viel isst. Was die KH angeht so ist dies meist auch gleichbedeutend mit der Menge, an der individuell betrachtet Ketosis in Glykosis umschlägt. Diesen Punkt rauszufinden wird ohne ein Mindestmaß an Buchführung m.E. nur schwerlich gelingen.
Sehr schön und lehrreich fand ich diesbezüglich immer wieder auch die Beiträge von SuddaSudda hier und in ihrem Blog. Auch andere Foris tragen zur Sensibilisierung für bestimmte Ernährungsfehler, Lebensmittel etc. bei.
Was man auch nicht vergessen sollte:
Die zahlreichen wissenschaftlich nachgewiesenen positiven gesundheitlichen Folgen einer LowCarb-Ernährung sind mehr oder weniger untrennbar mit Ketose verbunden. Zumindest in den einschlägigen Studien, die zu nachweislich positiven Befunden kamen, lag fast immer Ketosis vor. In Glykosis können die reichlich zugeführten Fette, schnell dazu führen, dass man diese Wirkungen nicht mehr erwarten darf oder sogar zum gesundheitlichen Bumerang werden. Fette und KH sind keine gute Kombination. Das wissen wir, denke ich, alle hier.
Ketose bringt bei einer LowCarb-Ernährung die entscheidenden Pluspunkte gegenüber den LowFat-u.a.-Konzepten. Ich schließe mich daher auch der Meinung zweier führender Forscher (Volek und Phinney) an, dass man zur Vermeidung des "babylonischen Sprachgewirrs", was Diätbezeichnungen angeht,
von LowCarb nur sprechen sollte, wenn gleichzeitig Ketose gewährleistet ist. Wieviel Gramm KH oder Prozent der Gesamtenergieaufnahme das dann ist, hängt von individuellen Einflußfaktoren ab und läßt sich nicht konkret beziffern. Insofern ist die Bezeichnung "LowCarb" zunächst mal eine Worthülse unter der man theoretisch auch verstehen könnte, dass man 49,9% der Energie über KH zuführt, wenn die restlichen 50,1% aus Fett und Proteinen stammen. In der Tat gibt es (m.E. unseriöse) Studien aus dem Lager der Low-Carb-Gegner, die ihre Studien mit solchen Nährstoffrelationen aufgezogen haben und im Anschluß zum Ergebnis kamen, dass LowCarb nichts bringt und sogar ungesund sei. Na so was - das was man beweisen wollte kann man so locker beweisen.
In der Wissenschaft spricht man deshalb nicht gerne von "LowCarb", sondern von
Ketogenic Diets (Ketogene Diäten - Diät als Ernährungsstil, nicht zwingend als Reduktions"diät" verstanden, so wie dies Sola auch in ihrem zweiten Eingangspunkt gemeint hat).
Dass LCHF keine präziseren Definitionen zugrundelegt, was denn nun "Low Carb" und was "High Fat" bedeuten soll, macht das Konzept für die notorischen Gegner angreifbar. Die basteln sich dann nämlich eine LCHF-Diät nach Gutdünkten so zusammen, dass das rauskommt, was sie gerne zeigen wollen.
Ich würde raten, dass man hier nicht unnötig Angriffsfläche bietet. Wäre auch nicht weiter schwer. Mein Vorschlag: Maximal soviele KH, dass man individuell in Ketose verbleibt und diese bevorzugt aus pflanzlichen Quellen, die reich an Mikronährstoffen sind (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe,... also Obst und stärkearmes Gemüse), Proteine (vornehmlich aus tierischen Quellen) angepasst an den individuellen Bedarf - und der Rest Fett (reichlich gesättigte und einfach ungesättigte, wenig mehrfach ungesättige im richtigen Verhältnis zueinander und keine Transfette).
Warum diese Präzisierungen z.B was die Fettstruktur angeht? Weil man darauf wetten kann, dass das Lager der Gegner eine kontrollierte Doppelblindstudie zu LCHF durchführt und die Probanden ausschließlich mit Omega-6-reichem Sojaöl versorgt und hinterher grottenschlechte Stoffwechselparameter, Entzündungsmarker etc. anprangert und die Laienpresse das in ihrer üblichen Marnier trivialisiert so darstellt, dass LCHF Selbstmord mit Messer und Gabel ist.
So lästig das für manche sein mag, sich mit Theorie und Regeln zu beschäftigen - gerade wenn man aktiv für ein Konzept Partei ergreift - auch öffentlich - so bombenfest muss das Fundament eines Konzepts dann auch sein. Hinweise wie "Ketose ist nicht unbedingt notwendig" sind da mehr gefährlich, als dass sie nützen.
Lg Robert